Wirecard vor Kahlschlag: Hunderte Mitarbeiter werden entlassen - Restvorstand muss ebenfalls gehen
Beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard hat das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren eröffnet. Viele Mitarbeiter stehen jetzt endgültig vor dem Aus.
- Der insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard ist am Freitag aus dem Dax geflogen.
- Jetzt hat das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren eröffnet.
- Für viele Mitarbeiter ist nun endgültig Schluss.
Update 25. August, 16.40 Uhr - Beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard muss jeder zweite Mitarbeiter gehen. Rund 730 der zuletzt rund 1300 Stellen würden gestrichen, teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Dienstagnachmittag mit. Auch die beiden noch verbliebenen Wirecard-Vorstände Alexander von Knoop und Susanne Steidl müssen gehen. Damit bestätigte das Unternehmen einen entsprechenden Bericht von Merkur.de*.
Die wirtschaftliche Lage der Wirecard AG sei „angesichts der fehlenden Liquidität und der bekannten skandalösen Begleitumstände äußerst schwierig“, sagte Jaffé zur Begründung. „Mit den üblichen Restrukturierungs- und Kostenanpassungsmaßnahmen ist es daher nicht getan.“
Das Amtsgericht München hatte am Dienstag das Insolvenzverfahren über die Wirecard AG sowie sechs weitere Tochtergesellschaften eröffnet und den Anwalt Michael Jaffé zum Insolvenzverwalter berufen.
Mit diesem Schritt muss Wirecard die Personalkosten für die verbleibenden 570 Mitarbeiter selbst zahlen. Nachdem Wirecard Ende Juni beim Amtsgericht München Insolvenz angemeldet hatte, übernahm zunächst die Arbeitsagentur die Löhne und Gehälter.
Mit der Berufung zum Insolvenzverwalter hat Jaffé jetzt das volle Durchgriffsrecht. Das gilt vor allem für die Verwertung der werthaltigen Bestandteile des Unternehmens aus Aschheim bei München. Erst am Freitag hatte Jaffé mit dem Verkauf des Brasilien-Geschäfts einen ersten Verwertungserfolg gemeldet. Branchenkreisen zufolge soll der Preis für Wirecard Brazil im mittleren zweistelligen Millionenbereich gelegen haben.
Update 25. August, 14.55 Uhr - Beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard hat das Amtsgericht München am Dienstag das das Insolvenzverfahren eröffnet. Zum Insolvenzverwalter berief das Gericht den vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Jaffé.
Um die Fortführung des Geschäfts zu ermöglichen, hat der Anwalt drastische Personaleinschnitte angekündigt. Insgesamt sollen 730 Stellen der zuletzt rund 1300 Jobs gestrichen werden, teilte Jaffé am Dienstagmittag mit. Die wirtschaftliche Lage der Wirecard AG sei „angesichts der fehlenden Liquidität und der bekannten skandalösen Begleitumstände äußerst schwierig“, sagte Jaffé zur Begründung (mehr in Kürze).
Wirecard: Erste Tochter-Gesellschaft verkauft
Update 21. August, 13.38 Uhr - Beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard hat der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé einen ersten Verwertungserfolg erzielt. Die brasilianische Tochter Wirecard Brazil gehe an eine Tochter des brasilianischen Zahlungsdienstleisters PagSeguro Digital, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Freitagmittag mit. Der Abschluss stehe aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsbehörden. Aus Branchenkreisen heißt es, der Kaufpreis liege im „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“.
Der Verkauf der Wirecard Brazil sei umso erfreulicher, als die Rahmenbedingungen im Wirecard-Insolvenzverfahren „ausgesprochen schwierig“ seien, sagte der erfahrende Insolvenzverwalter. Auch der Verkaufsprozess bei der US-Tochter Wirecard North America sei „bereits weit fortgeschritten“, hieß es.
Beim angestrebten Verkauf des Kerngeschäfts des Unternehmens aus Aschheim bei München sieht sich der vorläufige Insolvenzverwalter ebenfalls auf Kurs. Es gebe „mehrere namhafte Interessenten, die indikative Angebote“ eingereicht hätten, sagte Jaffé.
Update 20.8.2020, 11.17 Uhr - Beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard* wollen die Beschäftigten einen Betriebsrat gründen. Am Donnerstag (20.8.2020) haben die Mitarbeiter der ersten drei Tochter-Gesellschaften am Konzernsitz in Aschheim bei München Wahlvorstand gewählt.
Der Wahlvorstand bereitet die eigentlichen Betriebsratswahlen vor. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehören neben der Kandidaten-Suche auch die Erstellung der Wahlliste und die Organisation der eigentlichen Betriebsratswahl.
Zum Auftakt bestimmten die insgesamt rund 600 Mitarbeiter der beiden Software-Töchter Wirecard Acceptance Technologies GmbH und der Wirecard Service Technologies GmbH sowie der von der Insolvenz nicht betroffenen Wirecard Bank AG den jeweils dreiköpfigen Wahlvorstand. Am kommenden Dienstag (25.8.) wählen die Mitarbeiter der Wirecard Global Sales GmbH, der Wirecard Technologies GmbH und der Wirecard Iussing Technologies GmbH ihre Wahlvorstände. Die Muttergesellschaft Wirecard AG folgt am 28.8.
Wirecard: Betriebsrat mit Mitspracherecht in zentralen Fragen
Die künftigen Betriebsräte haben in zentralen Fragen ein wichtiges Mitspracherecht, erklärte Verdi-Gewerkschaftssekretär Kevin Voß, der die Gründung des Betriebsrats bei Wirecard begleitet, gegenüber Merkur.de*. Die gelte etwa für den Fall von möglichen Betriebsschließungen und den Verhandlungen über mögliche Sozialpläne oder bei Fragen des Kündigungsschutzes. Immerhin droht dem insolventen Unternehmen nun ein Job-Kahlschlag. Zudem haben viele hoch-qualifizierte Wirecard-Mitarbeiter im Rahmen einer Blue Card eine Aufenthaltsgenehmigung. Diese würde mit dem Wegfall des Arbeitsplatzes ebenfalls entfallen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé prüft derzeit, ob die verbleibenden Vermögenswerte bei Wirecard die Eröffnung eines Insolvenz-Verfahrens rechtfertigen. Das entsprechende Gutachten soll nach Informationen von Merkur.de* bis Ende August beim Amtsgericht München vorliegen (Merkur.de* berichtete). Aus informierten Kreisen heißt es, Jaffé werde in seinem Gutachten „aller Voraussicht nach“ die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens empfehlen. Üblicherweise folgen die Gerichte den Empfehlungen im Insolvenz-Gutachten.
Er kontaktierte Merkel-Berater: Nach Guttenberg - Nächster Politiker in Wirecard-Problemen?
Update vom 13. August, 19.45 Uhr: Im Wirecard-Skandal stehen immer mehr (Ex-)Spitzenpolitiker äußerst schlecht da - nun trifft es einen früheren Landeschef: Auch der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust, setzte sich beim Bundeskanzleramt für das Unternehmen ein, wie aus Antworten der Bundesregierung auf Fragen der Grünen-Fraktion hervorgeht, die am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP vorlagen. Demnach wandte sich von Beust im März dieses Jahres an den Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Lars-Hendrik Röller.
Der frühere Spitzenpolitiker handelte demnach in seiner Eigenschaft als Mitglied der von Beust und Coll. Beratungsgesellschaft. Er habe sich im Auftrag von Wirecard schriftlich an Röller gewandt und „um weitergehende Informationen zum unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft geplanten EU-China-Gipfel in Leipzig (u.a. zu einem eventuellen Begleitprogramm für Unternehmen) gebeten“.
Den Angaben der Bundesregierung zufolge antwortete Röller gut eine Woche später, dass die Vorbereitungsarbeiten für den Gipfel beim Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, lägen. Es seien bisher noch keine konkreten Pläne über eine Einbindung von Unternehmen bekannt. Inzwischen wurde der EU-China-Gipfel wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
Die Beratungsgesellschaft von Beust & Coll. bestätigte das Engagement für Wirecard dem Spiegel: „Wir waren vom 1. Juni 2018 bis zum 13. Juli 2020 für die Wirecard AG tätig“, sagte ein Sprecher dem Magazin. „Die Geschäftsbeziehung wurde von uns beendet.“ Wirecard hatte am 26. Juni vor dem Hintergrund eines milliardenschweren Bilanzfälschungsskandals Insolvenz angemeldet, das vorläufige Insolvenz-Verfahren steht inzwischen kurz vor dem Abschluss.
Vor einigen Wochen war bekannt geworden, das im vergangenen Jahr der frühere Geheimdienstkoordinator Klaus-Dieter Fritsche im Kanzleramt für den Konzern geworben hatte. Auch der frühere Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte sich in der Regierungszentrale für Wirecard eingesetzt.
Wirecard: Wo ist Ex-Manager Jan Marsalek? BKA bittet jetzt bei „Aktenzeichen XY“ um Hinweise
Update vom 12. August, 20.58 Uhr: Es hat schon was von einem Hollywood-Thriller - nur ist diese Geschichte wahr. Nach dem ehemaligen Wirecard-Manager Jan Marsalek wird mittlerweile international gefahndet: Polizei und Staatsanwaltschaft München, BKA, Interpol - die Liste der Behörden wird immer länger.
Am Mittwochabend hat das Bundeskriminalamt nur in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ ein Fahndungsplakat des Österreichers veröffentlicht. „Gewerbsmäßiger Bandenbetrug in Milliardenhöhe" ist das Verbrechen, das dem Ex-Manager nachgesagt wird. Er befinde sich derzeit auf der Flucht. Mit zwei Bildern wird nun nach ihm gesucht. Eines zeigt den Hauptverdächtigen im Wirecard-Bilanzfälschungsskandal mit Vollbart, auf dem zweiten ist er ohne Bart glattrasiert zu sehen.

Der Zahlungsdienstleister aus Aschheim bei München musste Ende Juni Insolvenz anmelden, nachdem sich 1,9 Milliarden Euro in Luft aufgelöst hatten. Die Ex-Wirecard-Manager sollen Bilanzsummer künstlich aufgebläht haben, um so als finanzkräftig und attraktiv für Investoren und Kunden dazustehen.
Update vom 10. August, 16.15 Uhr - Der insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard galt lange als Vorzeige-Unternehmen im Dax. Doch spätestens seit sich im Frühjahr über Nacht 1,9 Milliarden Euro Eigenkapital in Luft aufgelöst haben, gilt das Unternehmen nur noch als Schandfleck im Dax. In dieser Woche dürfte Wirecard wohl hochkantig aus dem wichtigsten deutschen Börsenbarometer fliegen.
Der 6. September 2018 war für die Commerzbank-Mitarbeiter und ihre Aktionäre ein harter Tag. An diesem Spätsommer-Tag musste das traditionsreiche Kreditinstitut aus dem Deutschen Aktien Index (Dax). Den Platz der zweitgrößten deutschen Privatbank übernahm der Zahlungsdienstleister Wirecard. Viele Beobachter fanden das echt cool: Endlich mal ein Hauch von Silicon Valley im sonst so verstaubten deutschen Börsenbarometer, hieß es.
Wirecard: Ein Abgrund an Zahlungsverrat
Kaum anderthalb Jahre ist der einstige Shootingstar aus dem Dax pleite. Und statt Hightech Made in Germany entpuppt sich der Überflieger aus dem Münchner Vorort Aschheim nun nur noch als ein Abgrund an Zahlungsverrat.
In dieser Woche könnte das größte Missverständnis in der Geschichte des deutschen Börsenbarometers endlich beendet werden. Bis spätestens 13. August will die Deutsche Börse die Ergebnisse einer Meinungsumfrage unter Marktteilnehmern veröffentlichen. Im Kern ging es bei der Umfrage unter den Profis um die Frage, ob die Index-Regeln so angepasst werden sollten, dass künftig ein insolventes Unternehmen auch jenseits der regulären Überprüfungstermine im Dax rausgeworfen werden kann. Man muss keine Glaskugel bedienen können, um die Antwort vorherzusehen.
Immerhin hat der Fall Wirecard dem Börsenstandort Deutschland wohl mehr geschadet, als der Skandal um erfundene Horizontalbohrmaschinen bei Flowtext und die Milliarden-Pleite der HRE zusammengenommen.
Wirecard: Die möglichen Dax-Nachfolger
Wenn sich der Daumen bei Investoren und bei der Deutschen Börse im Wochenverlauf senken, dürfte es für Wirecard recht zügig gehen. Noch im August soll der einstige Börsen-Highflyer aus dem Dax fliegen und damit deutlich früher als bislang gedacht. Die aktuellen Regularien der Deutschen Börse hätten einen Abstieg erst zum nächsten regulären Prüfungstermin am 21. September vorgesehen – es sei denn, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens würde mangels Masse abgelehnt. Darauf deutet bei Wirecard im Moment nur wenig hin. Daher hat die Deutsche Börse ihre Regularien verschärft und das Feedback der Investoren eingeholt.
Ich weiß auch nicht, ob es so toll ist, ein direkter Nachfolger des Trümmerhaufen Wirecard zu werden.
Als mögliche Wirecard-Nachrücker gelten der Lieferdienst Delivery Hero und Symrise. Doch zumindest der Chef des Aromenherstellers aus Holzminden ist gar nicht so scharf auf den Dax. „Ich weiß auch nicht“, sagte Symrise-Chef Heinz-Jürgen Bertram bei der Vorlage der Quartalszahlen am 6. August, „ob es so toll ist, ein direkter Nachfolger für den Trümmerhaufen Wirecard zu werden.“
Wirecard: Rund 870 Millionen verschwunden - Unternehmen kurz vor der Insolvenz wohl regelrecht „geplündert“
München – Beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard sollen kurz vor der Insolvenz im Juni rund 870 Millionen Euro in dunklen Kanälen verschwunden sein. Das Unternehmen sei regelrecht „geplündert worden“, berichtet die Financial Times auf ihrer Webseite.
Nach dem Bericht soll das Geld über Kredite an Partnerunternehmen von Wirecard in Dubai, Singapur und den Philippinen abgeflossen sein, schreibt die FT. Die englische Wirtschaftszeitung hatte mit ihrer hartnäckigen Berichterstattung die Ermittlungen gegen Wirecard erst ins Rollen gebracht.
Wirecard: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den verschwundenen 1,9 Milliarden und den Krediten?
Der Zahlungsdienstleister aus Aschheim bei München musste Ende Juni Insolvenz anmelden, nachdem sich 1,9 Milliarden Euro in Luft aufgelöst hatten. Beobachter mutmaßen, dass die Luftbuchungen möglicherweise im Zusammenhang mit den großzügigen Krediten an die Konzerntöchter stehen.
Nach ersten Schätzungen soll der finanzielle Schaden des im deutschen Vorzeige-Index Dax notierten Unternehmens bei rund 3,5 Milliarden Euro liegen. Dazu kommen milliarden-schwere Verluste bei Anlegern.
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft München I gegen Wirecard sowie mehrere Manager wegen des Verdachts der Bilanzfälschung, Untreue, Kursmanipulation sowie gemeinschaftlichen Bandenbetrugs. Inzwischen sitzen mehrere frühere Wirecard-Mitarbeiter im Gefängnis, darunter Ex-Wirecard-Chef Markus Braun, der frühere Finanzvorstand Burkhard Ley sowie der ehemalige Chef-Buchhalter hinter Gittern.
Wirecard: Dubiose Milionen-Kredite an Tochterfirmen
Bei den Ermittlungen der Strafverfolger spielten laut FT die dubiosen Zahlungen an Tochterunternehmen eine zentrale Rolle. Danach seien alleine in den ersten drei Monaten 2020 insgesamt rund 155 Millionen Euro ausgezahlt worden sein. Der Großteil der Kredite sei laut FT an Ocap geflossen. Das Unternehmen mit Sitz in Singapur habe alleine weitere Kredite über 100 Millionen Euro erhalten. Damit habe Ocap bei Wirecard mit insgesamt 230 Millionen Euro in der Kreide gestanden.
Weitere 40 Millionen Euro seien an das ebenfalls in Singapur beheimatete Unternhmen Ruprecht Services geflossen. Ende März soll Wirecard an Tochterfirmen in Asien so Kredite im Gesamtvolumen von rund 870 Millionen Euro ausgegeben haben, schreibt die FT.
Wirecard: Al-Alam in Dubai spielt erneut fragwürdige Rolle
Weitere Gelder sollen unter anderem an Al-Alam in Dubai und Pay Easy in Manila überwiesen worden sein. Al-Alam war nach Darstellung von Wirecard jahrelang der wichtigste Drittpartner der Aschheimer. Gut ein Drittel des Geschäfts und knapp die Hälfte des Gewinns seien über den Drittpartner in Dubai abgewickelt worden, hieß es.
Allerdings waren nicht zuletzt wegen der Berichterstattung der FT die Zweifel an dieser Darstellung erheblich gewachsen. Um die Vorbehalte auszuräumen, hatte Wirecard dem wachsenden öffentlichen Druck schließlich nachgegeben und eine Sonderprüfung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Auftrag gegeben. Mitte Mai stellte Al-Alam unversehens den Betrieb ein. Der Reputationsschaden sei zu groß gewesen, begründete eine Wirecard-Sprecherin den überraschenden Schritt.
Wirecard: Millionen-Kredite vor den Augen der Sonderpüfer von KPMG
Laut FT sollen die Kredite sogar noch gewährt worden sein, als KPMG bereits mit einer Sonderprüfung beauftragt war und dabei auch die Geschäfte von Al-Alam unter die Lupe nehmen sollte.
Wirecard-Skandal: Jetzt beginnt der Ausverkauf - die beliebtesten Unternehmensteile
Erstmeldung vom 27.7.2020: München - Im Skandal um den insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard kommt der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé offenbar gut voran. Alleine für eine mögliche Übernahme des US-Geschäfts von Wirecard gebe es mittlerweile eine „zweistellige Anzahl von Interessenten“, heißt es aus informierten Kreisen. Zudem lägen für die US-Tochter Wirecard North America erste indikative Angebote vor. Weitere Angebote dürften in den kommenden Tagen eintreffen, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person gegenüber der Zentralredaktion von Ippen Digital.
Wirecard-Zerschlagung: Größtes Interesse für Kerngeschäft
Das größte Interesse sehe man jedoch weiterhin für eine mögliche Übernahme des Kerngeschäfts von Wirecard. Hierfür gebe es „starkes Interesse“ sowohl von Finanz- als auch von strategischen Investoren, heißt es.
Wirecard ist mit dem so genannten Acquiring und Issuing groß geworden. Beim Acquiring übernimmt Wirecard die Abrechnung der Kreditkartenumsätze am Kassenterminal im Supermarkt oder die Bezahlung im Online-Shop. Das Issuing-Geschäft umfasst die Ausgabe von Prepaid- oder Debitkarten, die mit Geld aufgeladen oder - je nach Vereinbarung - unmittelbar mit dem Kauf oder später belastet werden.
Außerdem können die Kunden ihren gesamten Zahlungsverkehr über den Issuer abwickeln. Im Falle des Unternehmens aus Aschheim bei München war das die Wirecard Bank.
Wirecard: Der Verkaufsprozess läuft auf Hochtouren
Die potenziellen Interessenten für Unternehmensteile des insolventen Dax-Konzerns können sich nach Registrierung in virtuellen Datenräumen informieren und die so genannte Due-Diligence vornehmen. Die Prüfungen umfasst neben einem Einblick in sämtliche relevanten wirtschaftlichen Daten auch eine minutiöse Durchsicht der Verträge mit Kunden oder Mitarbeitern. An der Due Diligence sind zusätzlich zu den jeweiligen Spezialisten für das jeweilige Geschäft auch Juristen oder Steuerberater beteiligt.
Insgesamt gilt das Interesse an Wirecard als hoch. Nach Angaben des Wirecard-Insolvenzverwalters Michael Jaffé gebe es insgesamt über 100 Interessenten. Am weitesten fortgeschritten seien dabei die Gespräche zum Verkauf des US-Geschäfts von Wirecard, hatte Jaffé Anfang Juli mitgeteilt.
Wirecard North America hatte sich nur kurz nach der krachenden Insolvenz der Wirecard AG Ende Juni selbst zum Verkauf gestellt und dazu die US-Investmentbank Moelis & Company eingeschaltet. In einer Mitteilung dazu hatten die Amerikaner ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit von der Muttergesellschaft betont. Man sei eine „selbsttragende Einheit, die weitgehend autonom von Wirecard“ sei, hieß es.
Wirecard-Pleite: Einer der größten Betrugsskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz beim Amtsgericht München angemeldet, nachdem 1,9 Milliarden Euro und damit rund ein Viertel der Bilanzsumme spurlos verschwunden waren. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft München in dem Fall. Neben dem Verdacht der Untreue, der unrichtigen Darstellung und der Marktmanipulation steht nun auch der Verdacht des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs im Raum. Der frühere Vorstandschef Markus Braun sitzt inzwischen wieder in Haft, nachdem ein erster Haftbefehl gegen Zahlung einer Kaution von fünf Millionen Euro Ende Juni außer Vollzug gesetzt wurde. Auch ein ehemaliger Finanzvorstand* sowie der frühere Chefbuchhalter wurden inzwischen festgenommen.
Der krachende Absturz des Dax-Konzerns schlägt hohe Wellen. Vor allem der Wirtschaftsprüfer EY (früher: Ernst & Young) und die Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin stehen in der Kritik. Erst am Donnerstag hat die Kapitalmarktkanzlei Tilp beim Landgericht Frankfurt eine Schadenersatz-Klage gegen die Finanzaufseher eingereicht. Bislang haben Anleger bei der Kanzlei Schadenersatz-Ansprüche im Volumen von insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro zur Prüfung eingereicht. Auch die Bundesregierung gerät inzwischen in Erklärungsnot. Der Finanzausschuss des Bundestags kommt zu einer Sondersitzung zusammen. Angesichts eines beispiellosen Kurseinbruchs sowie milliarden-schwerer Schäden bei Banken und Investoren gilt der Fall inzwischen als einer der größten Betrugsskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte.