Ölpreisdeckel gegen Russland: Putin holt zum Gegenschlag aus - und prüft radikale Maßnahme
Die westlichen Staaten wollen gegen Russland einen Ölpreisdeckel durchsetzen. Der Kreml erkennt die Sanktionen nicht an – und bereitet nun mögliche Reaktionen vor.
Moskau – Seit Montag (5. Dezember) sind weitere Sanktionen gegen Russland in Kraft: neben dem Öl-Embargo der EU-Staaten gilt nun zudem ein vom Westen beschlossener Preisdeckel für russische Ölexporte, der dank der Marktmacht westlicher Unternehmen beim Seeverkehr durchgesetzt werden soll. Der Kreml kündigte an, den Ölpreisdeckel nicht anzuerkennen.
Kreml: Drei mögliche Reaktionen auf Ölpreisdeckel
Russlands Führung diskutiert nun Medienberichten zufolge drei mögliche Reaktionen auf die Preisobergrenze für russisches Öl. Als eine Variante gelte ein komplettes Verbot für russische Ölgesellschaften, den Rohstoff an Länder zu verkaufen, die die Preisobergrenze unterstützen, meldete die Wirtschaftszeitung Wedomosti in ihrer Mittwochsausgabe. Konkret sind das Staaten der EU und der G7-Gruppe der führenden westlichen Industrienationen. In diesem Fall werde dann auch der indirekte Kauf über Drittländer blockiert.
Als zweite Variante gelte ein Verbot für Verträge, in denen die Preisobergrenze festgeschrieben wird. In dem Fall sei es unerheblich, welches Land als Käufer auftrete, hieß es. Als dritte mögliche Gegenmaßnahme werde über eine Rabattgrenze diskutiert. Das bedeute, dass Verkäufer der russischen Ölsorte Urals nicht mehr als einen noch zu bestimmenden Prozentsatz an Rabatt gegenüber dem Weltmarktpreis für die Nordseesorte Brent geben könnten. Traditionell wird Urals an den Märkten mit einem Abschlag gegenüber Brent gehandelt.
Neue Sanktion gegen Russland: Experten über Folgen noch uneins
Die EU und G7 haben eine Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel für russisches Öl festgelegt. Das liegt unter dem derzeitigen Marktpreis. Die russische Führung machte zuletzt deutlich, dass sie sich auf keinen Fall dieser Preisobergrenze unterwerfen werde. Energieminister Alexander Nowak prophezeite einen deutlichen Anstieg des Ölpreises auf den Weltmärkten durch die Einschränkungen, die der Westen verhängt habe.
In der EU hofft man dagegen, dass die Preisobergrenze zu einer Entspannung an den Energiemärkten führt und auch Drittländer entlastet. Zudem soll damit auch dafür gesorgt werden, dass Russland nicht mehr von Preisanstiegen für Öl profitieren und damit seine Kriegskasse füllen kann. So machten Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf nach Angaben der Internationalen Energieagentur im vergangenen Jahr bis zu 45 des russischen Staatshaushaltes aus. Der Anteil von Öl an den gesamten Exporterlösen zugunsten des Staatshaushaltes lag nach Angaben von EU-Beamten bei rund 37 Prozent.
Noch sind die Folgen der neuen Sanktionen gegen Russland für andere Staaten sowie Verbraucher hierzulande nicht absehbar. Auch Experten sind sich über die Folgen des Beschlusses uneins. (lma/dpa)