Neue Aufregung um Nord Stream 2: Druckabfall sorgt für Rätselraten
Die russische Gas-Pipeline Nord Stream 2 ist nicht in Betrieb. Jetzt ist der Druck drastisch abgefallen. Experten suchen rätseln.
Lubmin – In der Nacht zum Montag hat es in der Gas-Pipeline Nord Stream 2 nach Angaben des Betreibers einen drastischen Druckabfall gegeben. Die zuständigen Marinebehörden in Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Russland seien sofort informiert worden, teilte der Sprecher des Pipeline-Betreibers Nord Stream 2 AG, Ulrich Lissek, am Montag mit. Die Untersuchung des Vorfalls in Röhre A dauere an.
Druckabfall in russischer Gas-Pipeline: Ursachenforschung gestaltet sich schwierig
„Es muss irgendwo ein Loch sein“, sagte Lissek der Deutschen Presse-Agentur. „Nur kein Mensch weiß, wo.“ Es könne sein, dass im Offshore-Bereich Gas entweiche. Wäre das an Land der Fall, würde man das mitbekommen. Normalerweise liege ein Druck von 105 Bar an. Jetzt seien es auf deutscher Seite nur noch 7 Bar.
Die Ursachenforschung gestalte sich für die Nord Stream 2 AG sehr schwierig: Man stehe unter Sanktionen, verfüge kaum noch über Personal, und Gelder seien eingefroren. „Die Behörden sind alle informiert.“ In Lubmin, dem Ort, in dem die Pipeline in Deutschland anlandet, sei nach Wissen Lisseks kein Personal der Nord Stream 2 AG. Man könne auch keine Aufträge erteilen, da man diese nicht bezahlen könne, und müsse schauen, woher man nun Informationen erhalte, sagte Lissek.
Nord Stream 2: Wirtschaftsministerium hat noch „keine Klarheit über die Ursachen“
Das Bundeswirtschaftsministerium teilte in Berlin mit, dass man noch „keine Klarheit über die Ursachen und den genauen Sachverhalt“ habe. „Wir sind aktuell im Austausch mit den betroffenen Behörden, um den Sachverhalt aufzuklären“, erklärte eine Sprecherin. Es sei weiter in Klärung, ob sich der Vorfall in deutschen Hoheitsgewässern ereignet habe.
Das Ministerium sei am Montag vom Netzbetreiber Gascade darüber informiert worden, dass es in der Pipeline einen starken Druckabfall gegeben habe. Der Austausch laufe nun zwischen dem Ministerium, dem Netzbetreiber, der Bundesnetzagentur, der Bundespolizei und dem vor Ort zuständigen Bergamt Stralsund sowie den zuständigen Landesministerien in Mecklenburg-Vorpommern. „Zusätzlich wurden auch die dänischen Behörden vorsorglich informiert“, so die Sprecherin weiter.

Das Landesumweltministerium von Mecklenburg-Vorpommern hatte nach eigenen Angaben am frühen Montagnachmittag noch keine Kenntnis von dem Druckabfall. Vom Unternehmen Gascade hieß es, man habe eine Auffälligkeit festgestellt. Das Unternehmen betreibt in Lubmin Gas-Infrastruktur, an die auch Nord Stream 2 angeschlossen ist. Gascade sei aber nicht für die Offshore-Leitungen von Nord Stream 2 zuständig.
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Nord Stream 2: Keine Inbetriebnahme, aber trotzdem mit Gas gefüllt
Der Doppelstrang der Pipeline Nord Stream 2 verläuft 1230 Kilometer von Russland durch die Ostsee bis nach Deutschland. Sie ist fertiggestellt und mit Gas gefüllt, allerdings wurde durch sie nie Gas importiert. Die Bundesregierung hatte das Genehmigungsverfahren für die fertiggestellte Leitung im Februar kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine auf Eis gelegt und auch danach betont, dass eine Inbetriebnahme nicht in Frage komme.