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Frühchen vergiftet: Krankenschwester gerät unter Verdacht - sie schweigt bis heute

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Frühgeborene Kinder auf einer Frühchenstation. (Symbolfoto)
Frühgeborene Kinder auf einer Frühchenstation. (Symbolfoto) © dpa / Britta Pedersen

An der Uniklinik in Marburg werden 2015 und 2016 auf der Frühchenstation Säuglinge vergiftet. Eine Krankschwester gerät unter Verdacht. Sie schweigt bis heute. Am Donnerstag wird das Urteil erwartet.

Marburg - Nach zehn Monaten Verhandlung wird am Donnerstag um 10 Uhr das Urteil gegen eine Marburger Kinderkrankenschwester erwartet, die drei Frühchen ärztlich nicht verordnete Medikamente verabreicht haben soll. Die Kinder gerieten dadurch laut Staatsanwaltschaft in lebensbedrohliche Zustände. Die Anklage wirft der Frau unter anderem versuchten Mord vor. 

Bei drei Frühchen in der Uniklinik konnten medizinisch nicht notwendige Medikamente nachgewiesen werden. Ein Kind starb. Doch der Tod des Säuglings lässt sich nicht auf die Medikamente zurückführen. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre Haft für die Angeklagte gefordert, die Verteidigung Freispruch.

Krankenschwester soll Säuglinge vergiftet haben - am Donnerstag fällt das Urteil

Alles begann mit einem Vorfall im Februar 2016. In der Marburger Uniklinik kämpft ein kleines Mädchen um sein Überleben. Das Kind ist kleiner, zerbrechlicher als andere Babys - es ist zu früh auf die Welt gekommen und wird auf der Frühchen-Station der Uniklinik überwacht. Eigentlich sollte es dort auch gepflegt werden. Doch als sich der Gesundheitszustand des Mädchens drastisch verschlechtert, wird ein Prozess losgetreten, der zu einem erschreckenden Ergebnis führt.

Die diensthabende Krankenschwester auf der Frühchenstation ruft an jenem Tag im Februar ihre Kollegen, das zarte Baby muss wiederbelebt werden. Es überlebt nur knapp. Dann kommt heraus: Jemand hat das Mädchen vergiftet. 

Frühchen-Skandal an der Marburger Uniklinik: Krankenschwester soll Babys vergiftet haben

Die Ermittlungen der Polizei richten sich bald auf die Krankenschwester, die an jenem Abend Dienst hatte. Sie steht unter Verdacht, dem Kind ohne medizinischen Grund Narkosemittel gegeben zu haben. Die Polizei weitet die Ermittlungen aus. Und stößt auf weitere Verdachtsfälle

Eines der Frühchen war im Dezember 2015 gestorben. Das Baby wurde im Zuge der Ermittlungen exhumiert und obduziert. Auch bei diesem Säugling findet man Medikamente, die nicht verschrieben waren. Elena W. schweigt zu den Vorwürfen. Damals wie heute. 

Ein Expertengutachten ergibt noch 2016, dass der Säugling nicht an der Medikamentenvergiftung gestorben war. Der zuvor formulierte Tötungsvorwurf der Staatsanwaltschaft wird fallengelassen, Elena W. kommt nach fünf Monaten aus der Untersuchungshaft frei. 

Marburger Uniklinikum: Skandal auf der Frühchenstation 2016 - Krankenschwester unter Verdacht

Seit Ende Januar muss sich Elena W. vor dem Landgericht Marburg wegen versuchten Mordes und Körperverletzung an zwei Säuglingen verantworten. Der Vater des gestorbenen Mädchens schilderte im Februar vor Gericht seine „stetige Angst“ um das Baby. Das berichtet HNA.de*. 

Die gesundheitliche Entwicklung des Mädchens habe Eltern und Ärzten ein Rätsel aufgegeben. Das Frühchen habe sich gut entwickelt, sei mit knapp drei Kilo kurz vor der Entlassung gestanden, als sich sein Zustand plötzlich dramatisch verschlechtert habe. Die Ärzte mussten das Kind mehrmals wiederbeleben, als die ärztlichen Maßnahmen eingestellt wurden, starb das Baby in den Armen ihrer Mutter. 

Ein ähnlicher Fall ereignete sich im Dezember 2019: Eine Krankenschwester wird verdächtigt, fünf Frühchen mit Morphin vergiftet zu haben.

nai/dpa

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