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Afroamerikaner durch US-Polizei getötet: „Mehr als 60 Wunden“ - Proteste-Welle, Tränengas-Einsatz

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Von: Lukas Schierlinger

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„Gerechtigkeit für Jayland“ fordern Demonstranten im US-Bundesstaat Ohio. Der 25-jährige Afroamerikaner war Ende Juni im Zuge eines Polizeieinsatzes gestorben.

Akron - Mehrere hundert Demonstranten zogen am Sonntag (3. Juli) durch die Stadt Akron im Bundesstaat Ohio. Stein des Anstoßes: Der Tod eines Afroamerikaners, der im Zuge eines Polizeieinsatzes ums Leben gekommen war. Der 25-jährige Jayland Walker war wenige Tage zuvor durch mehrere Schüsse aus Polizeiwaffen getötet worden. „Gerechtigkeit für Jayland“ skandierte die wütende Menge vor dem Rathaus von Akron.

Afroamerikaner in Akron/Ohio getötet: Polizei geht mit Tränengas gegen Demonstranten vor

Es war der vierte Tag in Folge, an dem in Akron gegen tödliche Polizeigewalt demonstriert wurde. Wie an den Vortagen verlief der Protest tagsüber friedlich. Gegen Abend nahmen die Spannungen jedoch zu. Einige Demonstranten zündeten in der Nacht Müllcontainer an und zerschlugen die Scheiben von Schneepflügen und anderen schweren Fahrzeugen, die die Behörden in Erwartung von Unruhen als Absperrung in die Nähe des Polizeireviers gebracht hatten. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge zurückzudrängen.

Demonstranten versammeln sich vor dem Rathaus von Akron, um gegen die Tötung des von der Polizei erschossenen Jayland Walker zu protestieren.
Demonstranten versammeln sich vor dem Rathaus von Akron, um gegen die Tötung des von der Polizei erschossenen Jayland Walker zu protestieren. © Matthew Hatcher/AFP

Die Behörden hatten zuvor am Sonntag zwei Videos des Einsatzes gegen Walker veröffentlicht. Erstmals machte die Polizei auch detailliertere Angaben zu dem Vorfall. Die Aufnahmen waren mit einem Polizeikommentar versehen, in dem es hieß, Walker sei der Aufforderung der Polizei, seinen Wagen wegen eines Verstoßes gegen die Verkehrsordnung anzuhalten, nicht nachgekommen und sei davongefahren. Während der Verfolgungsjagd sei aus Walkers Auto ein Schuss abgefeuert worden.

Tödliche Polizeigewalt in den USA? Verschiedene Reaktionen zum Fall Jayland Walker

Der Afroamerikaner hatte seine Flucht dann nach mehreren Minuten zu Fuß fortgesetzt. Die Beamten versuchten, ihn mit Tasern zu stoppen, doch er rannte weiter. Walker wurde schließlich auf einem Parkplatz von den Polizisten gestellt. Die veröffentlichten Bilder einer Körperkamera sind allerdings zu verschwommen, als dass sich erkennen ließe, was dann passierte. Die Polizei hatte aber bereits kurz nach dem Vorfall mitgeteilt, Walker habe sich in einer Weise verhalten, welche die Beamten als „tödliche Bedrohung“ wahrgenommen hätten. Alle anwesenden Polizisten eröffneten daraufhin das Feuer auf den Afroamerikaner. Walker wurde noch an Ort und Stelle für tot erklärt.

Der örtliche Polizeichef Steve Mylett sagte, er kenne die genaue Zahl der auf Walker abgefeuerten Schüsse nicht. Laut dem gerichtsmedizinischen Bericht habe dessen Leichnam jedoch „mehr als 60 Wunden“. Nach Angaben von Bürgermeister Dan Horrigan wurde eine unabhängige Untersuchung des Polizeieinsatzes eingeleitet. Er zeigte sich „gebrochenen Herzens“ über den Vorfall. Laut Mylett wurden die acht an dem Einsatz beteiligten Beamten für die Dauer der Untersuchung vom Dienst suspendiert.

George-Floyd-Tod sorgte weltweit für Bestürzung: Immer wieder Fälle von Polizeigewalt in den USA

Der aus der 190.000-Einwohner-Stadt Akron stammende Basketball-Star LeBron James erklärte auf Twitter am Sonntag, er bete für seine Heimatstadt.

In den USA entfachen immer wieder Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner Empörung und Proteste. Weltweites Aufsehen hatte der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in der Stadt Minneapolis im Jahr 2020 ausgelöst. (lks/afp)

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