Jenny Elvers schreibt mit 43 ihre Memoiren

Salzhausen - Jenny Elvers ist zurück, nicht nur in der Heide. Die selbsternannte „Queen-Mum der Luder“ hat mit ihren Männern, als Schauspielerin und einem Alkoholabsturz für Schlagzeilen gesorgt. Nun schreibt sie ihre Memoiren.
Die Frau fällt auf. Jenny Elvers trägt lange blonde Haare, einen hellblauen Pullover, darüber eine elegante Strickjacke. „Keine Sorge, ich springe nicht aus der Torte“, sagt die Schauspielerin nur, als die Teilnehmer einer Betriebsfeier in dem gediegenen Landgasthaus sie erkennen. Reetdach, Fachwerk - der „Josthof“ im kleinen Salzhausen hat eine 1000-jährige Geschichte.
Einige Straßen weiter lebt die Schauspielerin mit ihrem Sohn Paul, dem Lebensgefährten Steffen von der Beeck und Jack-Russell-Hündin Emma, im Sommer sind sie aus Spanien zurückgekommen. Salzhausen liegt in der Lüneburger Heide, nur zehn Kilometer von hier entfernt hat alles angefangen. In ihrem Heimatort Amelinghausen wurde Elvers 1990 zur Heidekönigin gewählt, da war sie 18. Die schlanke 43-Jährige im Josthof hat mit der fröhlich-unbeschwerten und eher üppigen Blondine von damals kaum etwas gemein, so scheint es auf den ersten Blick.
„Queen-Mum der Luder“ hat sie sich einmal genannt, war eine der ersten jungen Frauen die prominent waren, nur weil sie in den Zeitungen standen, nicht, weil sie etwas geleistet hatten. Elvers ging als Fotomodell nach Japan, sammelte Schauspiel-Erfahrungen in der Serie „Nikola“ und machte als Begleiterin berühmter Männer Schlagzeilen. Heute wäre sie It-Girl, damals hieß es Party-Luder.
„Es war damals so wahnsinnig leicht, in die Zeitung zu kommen, ich fand das lustig“, sagt Elvers zu ihren Anfängen. „Ich habe den Mechanismus natürlich erst später kapiert - dass diese etablierten Stars schon hundertmal abgelichtet wurden. Stell ein junges Mädel daneben, wenn möglich noch mit großem Ausschnitt - schwuppdiwupp ist er wieder in der Zeitung.“ Aber sie profitierte: „Das war durchaus eine Win-win-Situation“, sagt sie.
Ihren Durchbruch hat sie 1996 mit dem Kinofilm „Männerpension“ von Detlev Buck. Auf dem Gefängnishof lupft sie kurz den Rock, sie hat nichts drunter. „Ich habe mir damals wirklich nichts dabei gedacht - das war ganz unbefangen und unbekümmert. Dass man das all die Jahre im Gepäck hat, da habe ich damals nicht drüber nachgedacht“, sagt sie fast zwanzig Jahre später, 2016 soll ihre Autobiografie erscheinen.
Ein Blick zurück mit 43, sie findet sich nicht zu jung dafür. „Was ich so alles erlebt habe - da könnte ich auch gut 90 sein. Es reicht, um viele, viele Kapitel zu füllen“, sagt sie lachend. Das könnte klappen: Nach „Männerpension“ verdient sie sich das Etikett Schauspielerin endgültig, sie arbeitet im Hamburger Schauspielhaus und spielt im Berliner „Jedermann“.
Für ihre Rolle in dem Sozialdrama „Knallhart“ wird sie 2006 gefeiert, wieder ein Film von Buck. Die guten Kritiken hätten fast ein bisschen erschlagen, sagt Elvers heute, man habe ihr vorher solche Rollen aber auch nicht gegeben. „Früher war es mehr die Schublade „sexy Krankenschwester“, jetzt darf ich auch die Ärztin spielen.“
Männer, Alkohol, Absturz
Daneben gibt es immer wieder auch andere Schlagzeilen: Männer und Rosenkriege, Playboy-Fotos im dritten Monat und 2012 dann der öffentliche Alkoholabsturz. In einer Livesendung lallt Elvers und kichert, es kommt knüppeldick: Erst der Entzug, danach geht die Beziehung mit Ehemann und Manager Götz Elbertzhagen auseinander, es gibt einen Sorgerechtsstreit mit Sänger Alex Jolig um den gemeinsamen Sohn Paul. Eine Fehlgeburt 2014 macht sie öffentlich, die Schwangerschaft war kurz zuvor Journalisten gesteckt worden. Elvers wird es zu viel, sie nimmt eine Auszeit und zieht nach Spanien.
Über ihren Alkoholabsturz möchte Jenny Elvers heute nicht mehr reden. Lange hat sie bereitwillig Auskunft gegeben, hat über ihre Sucht offen und klug gesprochen, inhaltlich steht sie dazu. Doch es sei zu früh gewesen, hat sie später der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt, und dass sie nicht die „Vorzeigealkoholikerin der Nation“ sein wolle.
„Wenn ich die echte Jenny Elvers mit der jetzigen öffentlichen Figur vergleiche, ist das eins - und das war früher nicht so“, sagt die 43-Jährige. „Und ich glaube, dass mich das damals auch tatsächlich ein bisschen krank gemacht hat.“ Heute sage sie Nein zu Sachen, die sie nicht machen wolle. „Ich entscheide mit dem Kopf und mit dem Bauch - von daher geht die Schere gar nicht mehr so auseinander.“ Und wenn man auf die Nase falle, sei das manchmal gar nicht so schlecht.
Elvers sieht jünger aus, als auf den oft ein wenig hart und maskenhaft wirkenden Fotos der letzten Jahre - viele Jahre jünger, wenn sie lacht, und sie lacht viel im Gespräch. Sie antwortet schnell und präzise, wirkt überraschend unkompliziert. Wie würde Partner Steffen von der Beeck sie schildern, wenn er nur drei Adjektive verwenden dürfte? „Liebenswert“, antwortet der studierte Psychologe. „Stark“ und „gutgläubig“ folgen. Und wie würde sie sich so selbst beschreiben? „Spontan, bodenständig, humorvoll“ - könnte passen.
Nun also Salzhausen. „Ich bin so oft umgezogen. Die einzige echte Heimat ist die Lüneburger Heide geblieben - das war immer die Konstante in meinem Leben“, begründet Elvers den Umzug. Nach Berlin und Hamburg sei es zudem nicht weit. „Salzhausen ist ein guter Ort, um hier zu leben und dann loszuziehen“, sagt sie. „Natürlich spielt auch Paul eine große Rolle, denn meine Familie ist hier.“ Ihre Eltern und der Bruder leben noch immer in Amelinghausen.
Neue Filmrolle
„Es wird ein spannendes Jahr“, sagt Elvers über 2016. Im Januar zeige das ZDF den Zweiteiler „Böser Wolf“ nach einem der Taunus-Krimis von Nele Neuhaus, Elvers spielt eine Journalistin. Dann soll sie ins RTL-Dschungelcamp gehen, hat die „Bild“-Zeitung vermeldet. Vor zwei Jahren hat Elvers bei „Promi Big Brother“ (Sat.1) mitgemacht. Sie hat gewonnen, mit 71,48 Prozent der Zuschauer-Stimmen.
„Dann drehe ich wieder“, sagt sie über ein anderes Projekt, sie dürfe dazu aber nichts sagen. Der Film knüpfe an Früheres an, bestätigt sie nur. Er könne sich natürlich vorstellen, mit Jenny Elvers einen Film zu drehen, ob mit Sucht oder ohne, hat Regisseur Detlev Buck nach dem Absturz von Elvers der dpa gesagt. Und: „Ich mag sie sehr gerne, weil sie ein sehr großherziger Mensch ist.“
„Mit der Erfahrung, die ich heute habe, würde ich natürlich viele Sachen anders machen, aber alles hat seine Zeit im Leben und ich möchte auch die Fehler durchaus nicht missen“, sagt Elvers. „Hinterher ist man immer schlauer - über manche Sachen kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“ Und das Schönste? „Das Beste in meinem Leben ist mein Sohn“, antwortet sie ohne zu zögern.
Noch eine schnelle Zigarette, vor drei Jahren hat Elvers angefangen zu rauchen. „Klassischer Fall von Suchtverlagerung, sagt jeder, aber ich stehe dazu - ist für mich das kleinere Übel“, lacht sie. Draußen kurz in die High Heels, einige Fotos, dann fährt Elvers los. Sie muss Paul von der Schule abholen.
Jenny Elvers: Ihre Karriere in Bildern
dpa