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"Durchschnittlich hübsch": Phänomen Helene entschlüsselt

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Von: Patricia Kämpf

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Helene Fischer Peter Sloterdijk
"Sie ist eine durchschnittlich hübsche Frau": Der Philosoph Peter Sloterdijk erklärt das Phänomen Helene Fischer. © dpa

München - Es ist eine Frage, die die Deutschen umtreibt: Warum sind wir eigentlich so fasziniert von Helene Fischer? Der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk gibt darauf nun endlich eine Antwort.

Helene Fischer ist ein Phänomen: Wenn sie vorbei kommt, sind die Stadien voll. Sie schafft es, direkt nach den Rocklegenden AC/DC und Metallica das Olympiastadion in München bis zum Platzen zu füllen - 55.000 Menschen drängten sich dort erst kürzlich aneinander. Und das Publikum könnte unterschiedlicher nicht sein: Menschen, die Volksmusik lieben, kaufen sich ebenso eine Karte für Helene Fischer wie junge Großstadtmütter, Rentner und Pauschalurlauber, Ballermann-Liebhaber, Feierwütige und tätowierte Disco-Gänger, aber auch einfach Leute, denen es gefällt, dass Helene Fischer derzeit überall zu sehen ist. Auf den Bühnen, im Fernsehen, in der Werbung: Sie macht Musik, sie tanzt, sie moderiert. Nicht mehr wegzudenken aus der deutschen Öffentlichkeit, diese Frau. Denn die Deutschen lieben sie.

Doch warum ist das eigentlich so, warum ist Deutschland so fasziniert von Helene Fischer? Die Bild-Zeitung hat das den deutschen Philosophen Peter Sloterdijk (68) gefragt. Und der antwortet erst einmal ehrlich, denn er hatte offenbar vom Phänomen Helene bislang noch nichts mitbekommen. "Ich hab sie noch nicht wahrgenommen, außer in diesem Hype, der um sie herum gemacht wird."

Peter Sloterdijk über Helene Fischer: "Durchschnittlich hübsche Frau"

Doch ein Philosoph wäre kein Philosoph, wenn er nicht trotzdem eine Erklärung für eben diesen Hype finden würde: "Ich halte sie für eine durchschnittlich hübsche Frau", sagt er. "Heute muss man durchschnittlich hübsch sein, um Menschen zu gefallen." Und das erklärt Sloterdijk ziemlich philosophisch: Die Menschen weichen der Beleidigung durch Außergewöhnlichkeit aus. Hört sich sehr akademisch an. In einfacheren Worten: "Die Göttinnen aus der Frühgeschichte des Kinos gehen uns heute auf die Nerven, weil sie so unanständig schön sind, dass der Mittelmensch von heute mit ihnen nicht mehr anknüpfen kann." Das heißt also: Früher haben die Kinogänger die schönen Menschen auf der Leinwand schlichtweg bewundert und sie angehimmelt. Doch der moderne Mensch von heute will das laut dem Philosophen nicht mehr.

"Die meisten Menschen heute wollen keine bewundernden Tiere mehr sein", sagt Sloterdijk. "Sie wollen applaudierende Tiere sein. Man jubelt sich selber zu im Anderen."

Helene Fischer ist der Inbegriff des Deutschen

Übersetzt heißt das: Wenn die Deutschen Helene Fischer zujubeln, dann jubeln sie sich eigentlich selbst zu, sie erkennen sich in Helene Fischer wieder. Denn Helene Fischer verkörpert den Durchschnitt der Bevölkerung - durchschnittlich hübsch, wie Sloterdijk sagt, außerdem ist sie blond. "Damit hat man schon eine hübsche Liste von Trümpfen zu ihren Gunsten aufgezählt."

Helene Fischer ist also der Inbegriff der Deutschen, sie verkörpert sozusagen die deutsche Seele unserer Zeit. Und deswegen lieben sie so viele Menschen, kaufen ihre Karten und ihre Platten, jubeln ihr zu. Das klingt natürlich etwas platt, doch der Philosoph Sloterdijk stellt auch klar: "Gegen Helene Fischer darf man überhaupt nichts sagen. Sie ist wahrscheinlich eine solide Schlagerarbeiterin. Und da Unterhaltung für die unterbeschäftigten Massen sowieso der Ernstfall ist, übt Helene Fischer einen systemrelevanten Beruf aus."

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