Sommerqual statt Ferien

München - Statt faul in der Sonne zu liegen, schwitzen einige Eishockey-Profis beim Sommertraining des EHC München. Schon nach kurzer Zeit pappen die T-Shirts an den verschwitzten Körpern.
Sören Sturm und Dylan Gyori ziehen schon um kurz nach neun Uhr ihre T-Shirts aus. Bald drauf wirft auch Felix Petermann seines zur Seite. Nur Jochen Reimer wird sein rotes Shirt die ganze Einheit über anhaben – schon nach dreißig Minuten pappt es am Körper. Es ist schwül-warm, hier auf der Tartanbahn vor der Werner-von-Linde-Halle im Olympiapark. Und das Quartett hat auch einen weiteren Grund zu Schwitzen: Sie haben Sommertraining bei Daniel Müller, dem Fitness-Trainer des EHC München.
Dienstag und Donnerstag trainiert das Eishockey-Quartett bei Müller, normalerweise ist auch Christian Wichert dabei. „Sie haben sich bei mir erkundigt, ob ich das anbiete“, erzählt der Trainer. „Im Sommer müssen wir Athletik, Kraft und Schnelligkeit trainieren. Im Winter bleibt dafür nicht mehr viel Zeit bei den vielen Spielen. Die Spieler werden dann von dem zehren, was sie jetzt tun.“ Sie zerren an Gummibändern, sie ziehen einen Partner mit einer elastischen Leine, sie springen seitwärts über kleine Hürden.
Trainer Müller (27) weist die Spieler an, den Oberkörper nach vorne zu beugen, den rechten Fuß in die Luft zu nehmen und auf fünf Uhr abzuwinkeln. „I hab’ aber eine Digitaluhr“, scherzt der Allgäuer Reimer. „Da sig i den Zeiger nit.“ Die Runde lacht. Auch Gyori, der für seine Einbürgerung derzeit noch einen Deutschkurs bestehen muss und danach nach Hannover wechselt.
„Man ist natürlich lieber auf dem Eis“, sagt Reimer über das Sommertraining, „aber in der kleinen Trainingsgruppe macht es schon Spaß, gerade unter Leitung.“ Ansonsten üben die Spieler die eisfreie Zeit über nämlich alleine. Sturm wäre das zu langweilig, erzählt er. Er geht mit Patrik Vogl ins Fitnessstudio, dem Ex-EHCler, der mal vor lauter Muckies nach dem Sommer ein größeres Leiberl brauchte.
Sturm: „Patrik hat viel Ahnung davon. Er achtet auch auf die Ernährung. Das hilft mir.“ Und stolz ist er auch auf seine neue Power. Sturm, der als Letzter der Spieler in Richtung Halle geht, entdeckt die Spiegelbilder im Fenster. Dann grinst er und sagt:
„Guck mal, Felix. Was für ein schöner Körper, der da ganz hinten.“ Die Scherze werden seltener, je näher der Uhrzeiger der elf entgegenrückt. Von den Spielern tropft der Schweiß, sie trinken nun die letzten Reste ihrer Wasserflaschen leer. Dann packen sie die letzte Übung an: Sie sollen achtzig Kilogramm Masse über eine zehn Meter lange Matte ziehen, hin und zurück, im Krebsgang. Nach drei Durchgängen fordert Reimer mit schmerzverzerrtem Gesicht: „Mehr!“ Drei Durchgänge später mit Extrakilos räumen sie die Gewichte auf, laufen barfuß im Gras aus, dehnen sich. Und ab unter die Dusche.
wim