Lindsey Vonn zum EHC? Mauer: „Gutes Eishockey bekommt sie bei uns auch zu sehen“

Frank Mauer spricht im Interview über Olympia 2018, die Auswirkungen auf das deutsche Eishockey und den Rückenwind für die Playoffs mit dem EHC Red Bull München.
Drei Tage ist das Finale bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang jetzt her – hast Du mittlerweile realisiert, was da passiert ist?
Frank Mauer: So langsam aber sicher. Es ist manchmal aber noch immer etwas unwirklich. Es war eine unfassbar intensive Zeit und hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Mit dem Resultat haben wir nach dem Turnierbeginn ja nicht gerechnet, aber wir haben uns in das Turnier gebissen und gemerkt, dass da noch mehr drin ist. Wir sind unfassbar stolz, dass wir das für uns und für Eishockey-Deutschland erreichen konnten.
Wie intensiv war der Kontakt mit den EHC-Mitspielern und dem Trainerteam während der Spiele in Südkorea? Kam die ein oder andere SMS aus München mit der Frage: „Was macht ihr da eigentlich?“
Mauer: Ja, die Jungs in München haben brutal mit uns mitgefiebert und uns aufmunternde Nachrichten geschrieben. Da bist du wirklich stolz und begeistert, wenn du das Feedback von deinen Teamkollegen bekommst. Das ist ja mitunter das Ehrlichste, weil die wissen, wie es ist, die kennen das. Das ist immer sehr aufbauend und aufmunternd. Mit den Jungs vor Ort war es auch ungeheuer intensiv, es war einfach geil.
Mauer: Danke an die EHC-Fans für diesen einmaligen Empfang
Ihr hattet zwei große Empfänge auf deutschem Boden, in Frankfurt/Main und München. Hattest Du das so erwartet?
Mauer: Jein. In Frankfurt wussten wir, dass es ein offizieller Empfang sein würde. Da war ja einiges los, da hat man noch mehr damit gerechnet als in München. Aber dass in München die Fans auf uns warten, das ist für uns natürlich noch einmal persönlicher. Das war schon cool, auch mit der Blaskapelle, da haben wir uns sehr gefreut über diese tolle Aktion. Das ist natürlich eine ungeheure Wertschätzung für unsere Leistung, da möchte ich mich noch einmal bedanken! Das war wirklich einmalig, da sind wir sehr stolz drauf.

„Vielleicht war Olympia der Startschuss für eine neue Ära“
Glaubst Du, dass sich in Deutschland und speziell in München der Olympia-Erfolg auf das Eishockey nachhaltig positiv auswirken wird?
Mauer: Ich wünsche es mir sehnlichst, dass der Sport so wahrgenommen wird, wie er es verdient hat. Er ist ungeheuer schön. Man hat gesehen, was Eishockey ausmacht, dass es so schnell gehen kann. Freud und Leid lagen vor allem im Finale sehr nahe beieinander. Für den Zuschauer war es natürlich ungeheuer interessant, für uns im ersten Moment natürlich bitter. Aber das ist Eishockey, das ist der Sport. Ich glaube, dass das viele Leute wahrgenommen haben. Ich selbst wurde von vielen Leuten darauf angesprochen, die sonst nicht Eishockey schauen und das ist schon einmal ein gutes Zeichen. Man muss das jetzt auch für sich zu nutzen wissen. Die Vereine als auch Eishockey-Deutschland müssen jetzt schauen, dass man diese positiven Energien in die richtigen Bahnen lenkt, dass man langanhaltend profitieren kann. Vielleicht war das der Startschuss für eine neue Ära.
Dank Yannic Seidenberg hat US-Skistar Lindsey Vonn mit euch gefeiert. Hat einer von Euch sie denn mal zu einem EHC-Spiel eingeladen?
Mauer: Puh, da müsste ich den Seidi fragen oder die anderen Jungs, die da mehr mit ihr gesprochen haben. Aber wenn sie mal beim Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen ist, vielleicht macht sie ja mal einen Abstecher. Das wäre doch ganz cool, gutes Eishockey bekommt sie bei uns ja auch zu sehen (lacht).
Bei den Spielen in Berlin und Bremerhaven dürfen die Olympioniken noch pausieren, am Sonntag gegen Iserlohn spielt ihr wieder. Wann geht es für Dich zum Training zurück aufs Münchner Eis?
Mauer: Eventuell am Freitag, spätestens am Samstag.

Konntest Du Dich von Olympia-Strapazen schon etwas erholen, wie füllst Du bis Sonntag zum Iserlohn-Spiel den Tank wieder auf?
Mauer: Ich bin ja noch nicht so lange daheim, aber ich habe mich sehr auf meine Frau und meine Tochter gefreut. Mit denen habe ich jetzt die erste Zeit genossen, einfach daheim zu sein. Der Alltag holt mich langsam ein, es ist ja auch einiges liegengeblieben, um das man sich jetzt kümmern muss. Es gab natürlich auch einige Pressetermine. Es blieb aber genug Zeit, in der ich mit meiner Tochter abschalten konnte. Sie hat gerade sitzen gelernt, das wird jetzt alles immer spannender. Wir waren so lange unterwegs, da genieße ich die Zeit daheim und in der Stadt. Es gibt ja genügend Cafés und Restaurants in München. Die Tage jetzt werde ich intensiv nutzen, um runterzukommen - gerade für den Körper, aber auch für den Geist. Es ist ja bald Playoff-Zeit, da geht es auch Schlag auf Schlag weiter.
„Den Schwung von Olympia auf das Münchner Eis bringen“
Wie schwer fällt jetzt die Umstellung von Olympia auf DEL, was ist der größte Unterschied?
Mauer: Das ist eigentlich keine Umstellung, ich freue mich. Wir haben ja eine super Truppe und ich spiele hier super gerne. Von daher gibt es vom Kopf her für mich keine Umstellung, sondern ich freue mich auf die Zeit, die jetzt mit München vor uns liegt. Es geht darum, den Meistertitel noch einmal zu verteidigen, da liegt eine große Aufgabe vor uns. Playoffs sind einfach die beste Zeit, vielleicht können wir den Schwung von Olympia mitnehmen und das auf das Münchner Eis bringen.
In rund zwei Wochen startet der EHC in die Playoffs (Playoffs der DEL 2018: Termine, Regeln, Spielplan und Ergebnisse). Wie viel Rückenwind gibt Euch die Olympia-Erfahrung für die heiße Saisonphase?
Mauer: Ja, ich hoff's! Wir waren ja einige Münchner bei Olympia, da hoffe ich, dass wir mehr Rückenwind haben, als die Jungs von den anderen Vereinen (lacht).
„Müssen wir uns alles härter erarbeiten als andere Nationen“
Das Ziel ist klar der Titel-Hattrick. Für Dich wäre es sogar der Viererpack. Was erwartest Du für die Playoffs, in denen ihr sicherlich den ein oder anderen Olympia-Helden wieder als Gegner wiedersehen werdet?
Mauer: Nein, das kennen wir ja schon seit Jahren. Wir haben ja schon einige Weltmeisterschaften zusammen gespielt. Das ist das ja normale Geschäft, dass man dann auch wieder gegeneinander spielt. Man schenkt sich auf dem Eis nichts, natürlich alles im Rahmen der Fairness. Nach dem Spiel gibt es dann den Handshake und dann ist die Sache auch wieder gut. Man kennt sich ja auch schon lange.

Im Mai steht bereits das nächste Highlight an, die WM in Dänemark. Was ist drin für Team Deutschland?
Mauer: Es ist natürlich ein neues Turnier mit neuen Mannschaften. Bei Olympia haben wir uns als Mannschaft natürlich sehr gut gefunden. Das ist für uns als deutsche Eishockey-Nationalmannschaft wichtig, dass wir alle zusammen strukturiert spielen. Wir müssen schauen, dass wir den Rückenwind mitnehmen. Aber trotzdem müssen wir uns alles härter erarbeiten als viele anderen Nationen und dessen müssen wir uns immer bewusst sein. Von daher wird die WM eine Herausforderung für uns und da müssen wir uns bestmöglich verkaufen. Einfach Schritt für Schritt denken und den Weg gehen. Mal sehen, was möglich ist, Prognosen sind immer schwierig. Aber klar, Olympia war ein super Resultat und die letzten zwei Jahre waren WM-technisch sehr erfolgreich. Wir hoffen natürlich noch einmal, den ein oder anderen Favoriten schlagen zu können und wer weiß, wie weit der Weg dann gehen kann. Wir haben Selbstvertrauen, aber trotzdem gutes Augenmaß, weil wir wissen, dass wir uns solche Resultate hart erarbeiten müssen.
Interview: Florian Weiß