Symbole des Friedens bei Schlussfeier - „Sport kann Brücken bauen“

„Annyeong Pyeongchang - Ni Hao, Peking!“, hieß es am Sonntag bei der Schlussfeier der XXIII. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Das deutsche Team fährt mit einer großartigen Ausbeute nach Hause, auch wenn das Drama im Eishockey-Endspiel Fahnenträger Ehrhoff schmerzte.
Pyeongchang - Schrill, bunt, laut - und mit Symbolen des Friedens: Die Winterspiele in Pyeongchang sind seit Sonntag um 21.40 Uhr (13.40 Uhr MEZ) Geschichte und sollen als Hinterlassenschaft der unruhigen Region entspanntere Zeiten geben. Das ist jedenfalls die Hoffnung von IOC-Chef Thomas Bach. „Athleten aus Süd- und Nordkorea, ihr habt mit eurem gemeinsamen Einmarsch euren Glauben an eine friedliche Zukunft geteilt. Ihr habt gezeigt, dass der Sport die Leute in einer fragilen Welt zusammenbringen kann. Ihr habt gezeigt, wie der Sport Brücken bauen kann“, rief der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees in seiner Rede am Sonntag zum Ende des 17-tägigen Spektakels.
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Es war einer der emotionalsten Momente der gut zweistündigen Schlussfeier. Nordkoreas Eiskunstläuferin Ryom Tae Ok, Südkoreas Skeleton-Sieger Yun Sungbin, Tonga-Mann Pita Taufatofua und Sportler der kommenden vier Olympischen Spiele, darunter US-Skistar Lindsey Vonn und Frankreichs Biathlon-König Martin Fourcade, hatte Bach auf der großen Bühne um sich geschart und ein Symbol des Friedens senden wollen. Anschließend erlosch um 21.53 Uhr das olympische Feuer. Nur Russlands Fahne fehlte nach zwei Dopingfällen weiter, die Sanktionen wurden am Sonntagmorgen auch für die Schlussfeier ausgedehnt.
Bach sprach nach einer für Südkorea typischen bunten Lichterschau und Popklängen zwar nicht von den besten Winterspielen der Geschichte, über Komplimente durften sich Staatspräsident Moon Jae In und OK-Chef Lee Hee Beom trotzdem freuen. Es seien „Spiele der neuen Horizonte“ gewesen, eine Hommage an die Vergangenheit und ein Akt des Glaubens an die Zukunft.
Die Zukunft auf der koreanischen Halbinsel wird aber wohl weniger durch den Sport, als eher durch die Politik bestimmt. Dass US-Präsidententochter Ivanka Trump auf der Ehrentribüne in unmittelbarer Nähe zum berüchtigten General Kim Yong Chol aus Nordkorea saß, mag vielleicht etwas mehr als eine protokollarische Fußnote gewesen sein. Die Spannungen über Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm hatten bis Anfang des Jahres noch die Winterspiele überlagert.
OK-Chef Beom hielt zufrieden fest: „Der gemeinsame Auftritt der koreanischen Mannschaft hat aufgezeigt, dass wir ein Volk sind. Der Samen des Friedens, der in Pyeongchang gesät wurde, wird zu einem prächtigen Baum heranwachsen.“ Als Meister der Organisation hatte sich sein Land präsentiert, fast schon erwartungsgemäß wie bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 14 Jahre später bei der Fußball-WM. Gegen große Kälte und den zum Teil heftigen Wind zu Beginn der Winterspiele hatten die Gastgeber aber kein Mittel. Olympische Hochstimmung vermochten die Gastgeber bei aller Freundlichkeit zu selten herbeizaubern. Und zum Schluss schlug das Thema Doping auch noch einmal voll durch.
Die russische Fahne war außen vor, die deutsche Fahne schwenkte Christian Ehrhoff, wenngleich dem Eishockey-Star der dramatische K.o. beim olympischen Finale gegen die Russen noch in den Gliedern steckte. Auch wenn die bittere Niederlage den Sprung auf Platz eins des Medaillenspiegels verhinderte, verlässt das deutsche Team Südkorea mit vielen lachenden Gesichtern. 14 Mal Gold waren es, so viel wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Und mit insgesamt 31 Medaillen wurde die Sotschi-Ausbeute (19) deutlich übertroffen.
Einen emotionalen Höhepunkt erlebte auch Norwegens Ski-Königin Marit Björgen, die aus den Händen von IOC-Boss Thomas Bach die Goldmedaille für den Triumph über 30 Kilometer erhielt. Acht Mal Gold, viermal Silber, zweimal Bronze - kein Wintersportler ist erfolgreicher als Björgen, die mit ihrem Sieg auch Norwegen zu Platz eins in der Nationenwertung verhalf.
Eingestimmt wurden die Zuschauer vor dem Einzug der Mannschaften mit einer Mischung aus Klängen eines traditionellen Saiteninstruments und E-Gitarrenmusik. Stark umjumbelt und untermalt von koreanischer Musik zogen die koreanischen Sportler ein - die Nordkoreaner vorneweg.
Die Schluss-Show war ein bunter Strauß aus Musik, Tanz, Lichterschau und Feuerwerk. Nach der Medaillenvergabe zeigten Tänzer unter dem Titel „Achse einer neuen Zeit“ eine moderne Choreographie, die mit Medienkunst vermischt war. Die Choreographie sollte den freien Willen des Menschen und die Geburt einer neuen Zeit symbolisieren.
Es folgte ein K-Pop-Einlage mit der Rapperin CL, die am Ende des Stücks in einem versenkbaren Teil der Arena verschwand. Es folgten die griechische Nationalhymne und die olympische Hymne, die von einem kleinen südkoreanischen Jungen gesungen wurde.
Am 9. März werden in Pyeongchang wieder die Tore zu den Paralympics geöffnet. In den Jahren danach wird sich herausstellen, ob das elf Milliarden Euro teure Projekt tatsächlich der Region zu einem Boom verhelfen wird. Zweifel bleiben.
„Annyeong Pyeongchang - Ni Hao, Peking!“, hieß es schließlich. Mit einer achtminütigen Einlage, umrahmt von Showelementen des chinesischen Filmemachers Zhang Yimou, präsentierte sich Chinas Hauptstadt. Peking wird 2022 Gastgeber sein und damit erstmals nach den Sommerspielen auch Winterspiele austragen. Und es wird sehr teuer. Genau das, was das IOC eigentlich nicht mehr will. Allein der Hochgeschwindigkeitszug, der Peking mit der Wintersportregion verbindet, soll zehn Milliarden Euro kosten.
dpa