Juve-Coach: "Bayern das Wichtigste? Quatsch!"

München/Turin - Wie der FC Bayern tut sich auch Juventus Turin schwer, sich auf die Liga zu konzentrieren - dabei wartet am Samstag das Derby d'Italia beim Erzrivalen Inter Mailand.
Antonio Conte sah angeschlagen aus, blass, ja kränklich, als er am Karfreitagmorgen Auskunft gab. Und es dauerte nicht lange, da wurde klar, was ihn so mitgenommen hatte: das ewige Gequatsche über Bayern München und die Champions League. „Ich lese in diesen Tagen so viel darüber, dass das Spiel gegen die Bayern das wichtigste ist, das ist alles Quatsch! Das Spiel unseres Lebens ist das, das jetzt kommt: Inter, nicht Bayern“, sagte der Trainer des italienischen Fußball-Meisters Juventus Turin.
Das Viertelfinal-Hinspiel in der Königsklasse am Dienstag in der Münchner Arena elektrisiert Fans und Medien gleichermaßen, und auch die Spieler reden seit Wochen davon. Dabei hat der Tabellenführer der Serie A mit dem 220. Derby d'Italia gegen den Erzrivalen Inter Mailand am Samstag (15.00 Uhr/Sportdigital) ein vorentscheidendes Spiel im Kampf um den Scudetto vor der Brust. Juve führt die Liga neun Runden vor Schluss mit neun Punkten Vorsprung auf Pokalsieger SSC Neapel an, der Dritte AC Mailand hat elf Zähler Rückstand.
„Wir wollen einen weiteren Schritt in Richtung Titel machen“, sagte Conte deshalb, „und wir dürfen nicht scheitern!“ Der 43 Jahre alte Coach verwies auf die besondere Brisanz des Duells mit Inter. Die ist seit dem Manipulationsskandal 2006 noch gestiegen, weil die Mailänder damals den Scudetto von den zwangsabgestiegenen Turinern „erbten“. Juventus hat das nie akzeptiert.
Im vergangenen November beendete ausgerechnet Inter beim 3:1 in Turin die Juve-Serie von 49 Ligaspielen ohne Niederlage. Inter habe ein „großartiges Team“, meinte Conte: „Darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren.“ Deshalb werde er die stärkste Mannschaft aufbieten, wenngleich der Einsatz von Mirko Vucinic wegen Fiebers fraglich ist.
Bei dem Angreifer aus Montenegro ist Contes Botschaft angekommen. „Inter wird spielen, als wäre es das letzte Spiel ihres Lebens“, sagte er in einem Interview mit Sport Mediaset, deshalb sei es klug, nicht an die Bayern zu denken. Dass das sechstplatztierte Inter bei schon sieben Punkten Rückstand auf den Champions-League-Rang drei (bei einem Spiel weniger) eine enttäuschende Saison spielt, dürfe nicht über die Klasse der Nerazzurri hinwegtäuschen.
Und dennoch: Trotz der anderslautenden Beschwörungen hat die Königsklasse für Juve überragende Bedeutung. National ist die Ehre seit der ersten Meisterschaft nach dem Skandal wiederhergestellt, in Europa besteht noch Nachholbedarf. In einem Halbfinale stand Turin zuletzt vor zehn Jahren, der letzte von sechs Europapokaltriumphen liegt auch schon 17 Jahre zurück.
Unvergessene Torwart-Legenden
Doch die „alte Dame“ hat sich erholt. Längst bilden Bianconeri wieder den Stamm der italienischen Nationalmannschaft. Beim 2: 1-Sieg der Azzurri im EM-Halbfinale gegen Deutschland standen ebenso sechs Juve-Spieler in der Startelf wie beim 2:0 in der WM-Qualifikation gegen Malta am vergangenen Dienstag.
Dennoch ist der Respekt vor den Bayern riesengroß. Die Münchner hätten eine der konstantesten Mannschaften Europas und den Vorteil, dass sie in den vergangenen Jahren in der Königsklasse wertvolle Erfahrung sammeln konnten, sagte Conte: „Und sie haben 20 Punkte Vorsprung (in der Bundesliga/Anm.d.Red.). Da können sie sich auf etwas anderes konzentrieren.“ Nämlich auf Juventus.
sid