Webber: Titel und dann Karriereende?

Yeongam - Sieben Jahre lang musste “Spätzünder“ Mark Webber auf seinen ersten Sieg in der Formel 1 warten. Mit 34 steht er nun vor seinem Meisterstück. Der Australier gibt sich betont cool.
Für die lauernden Fotografen greift er sich auch mal beherzt unter die Gürtellinie, in der heißen Phase des Formel-1- Titelkampfs gibt sich Mark Webber demonstrativ als “Mr. Cool“. Dabei steht der WM-Spitzenreiter vor den wichtigsten Rennen seiner Karriere. Zwei Siege noch und der Australier ist mit 34 Jahren Weltmeister. “Natürlich ist das bislang meine beste Saison“, sagte Sebastian Vettels Red-Bull-Rivale vor dem Großen Preis von Südkorea betont gelassen.
Nach Jahren als talentierter Nebendarsteller hat der Sohn eines Motorradhändlers aus Queanbeyan nun die Chance seines Sportler- Lebens. Erst mit 14 Jahren war er in den Kartsport eingestiegen, 20 Jahre später winkt endlich sein Meisterstück auf vier Rädern.
Sein Weg an die Spitze in diesem Jahr wirkt wie eine Leistungs- Explosion. Bislang vier Siege und fünf Pole Positions hat Webber herausgefahren. Zuvor waren ihm in 138 Rennen seit seinem Einstieg in die Königsklasse des Motorsports 2002 gerade mal zwei Grand-Prix- Erfolge und eine Pole gelungen. Alles jeweils 2009, als Webber auch schon für Red Bull fuhr.
Sein Weg hatte ihn über Minardi (2002), Jaguar (2003/2004) und Williams (2005/2006) zum Team des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz geführt. Zusammen mit David Coulthard bildete er beim Rennstall mit dem jugendlich-hippen Flair ein eher in die Jahre gekommenes Duo. Als der Schotte seine Formel-1-Karriere beendete, stieg Shootingstar Vettel vom Schwester-Team Toro Rosso ein.
Webber brach sich in der Vorbereitung auf die erste gemeinsame Saison ein Bein. Bei einem von ihm selbst gesponserten Mountain-Bike- Rennen auf Tasmanien krachte er mit einem Auto zusammen. Die Vorbereitung war beeinträchtigt, doch rechtzeitig für die WM 2009 kam er buchstäblich wieder auf die Beine. Im internen Duell musste sich Webber dann aber geschlagen geben. Vettel wurde WM-Zweiter, Webber landete auf Rang vier.
Spitzensportler und ihre Spitznamen
Am Freitag unterstrich Webber mit der Tagesbestzeit auf dem neuen Kurs in Yeongam seine Ambitionen, möglichst in den kommenden beiden WM-Rennen schon alles klar zu machen. Gewinnt Webber die Premiere in Südkorea am Sonntag (08.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) und den Südamerika- Klassiker in Sao Paulo in zwei Wochen ist ihm der Titel bereits vor dem Finale am 14. November in Abu Dhabi sicher. Ob er als Champion weitermachen würde, ist derzeit nicht geklärt. Sollte er aussteigen, würde eines der begehrtesten Cockpits frei.
Dass er als Weltmeister auch seinen Teamrivalen hinter sich lassen würde, dürfte ihm eine weitere Freude sein. Die beiden gerieten schon auf der Strecke wie in Istanbul folgenreich aneinander. Aus der eher geringen gegenseitigen Sympathie machen Webber und Vettel keinen Hehl. Auf die Frage, ob er zwischen den Rennen auch mal Zeit mit Vettel verbringen würde, meinte Webber kurz und unmissverständlich: “Nein.“ Doch spielt wohl auch eine gehörige Portion Respekt vor dem Können des elf Jahre jüngeren Rivalen mit. Auf seiner Homepage steht unter der Rubrik “Mein stärkster Teamkollege“: Sebastian Vettel.
dpa