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Nico Rosberg ist Formel-1-Weltmeister

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Abu Dhabi - Nico Rosberg hat es geschafft: Beim Finale in Abu Dhabi hat er den WM-Titel in der Formel 1 gewonnen.

Nico Rosberg hat seinen "Kindheitstraum" wahr werden lassen und sich erstmals zum Weltmeister

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der Formel 1 gekrönt. Der Mercedes-Pilot sicherte sich am Sonntag beim Saisonfinale in Abu Dhabi den zweiten Platz hinter seinem Mercedes-Teamkollegen und letzten Titelrivalen Lewis Hamilton (England) und gewann mit fünf Punkten Vorsprung die ersehnte Meisterschaft."Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!", brüllte Rosberg nach dem Zieleinlauf in den Boxenfunk. In der Mercedes-Garage vergoss seine Frau Vivian Freudentränen. "Ich freue mich so sehr für ihn, er hat sich das nach jahrelanger harter Arbeit so sehr verdient", sagte sie bei Sky, während ihr Ehemann auf der Start-Ziel-Geraden mit qualmenden Reifen schwarze Kreise auf den Asphalt malte.

Nach elf langen Jahren in der Königsklasse ist der Wiesbadener der dritte deutsche Weltmeister nach Rekordchampion Michael Schumacher (7 Titel) und Sebastian Vettel (4). Mitentscheidend für Rosbergs WM-Triumph in der hell erleuchteten Wüstennacht war ein entschlossenes Überholmanöver gegen den letztlich viertplatzierten Niederländer Max Verstappen (Red Bull) in der 20. Runde. Dritter wurde nach einem starken Schlussspurt Sebastian Vettel im Ferrari.

Hamilton fährt absichtlich zu langsam

Hamilton war mit zwölf Punkten Rückstand auf Rosberg in das 21. Rennen der Saison gestartet. Der WM-Spitzenreiter aus Wiesbaden hätte in der Wüstennacht von Abu Dhabi das Podium verfehlen müssen, damit Hamilton noch eine Chance auf seinen vierten Titel gehabt hätte und damit den dritten in Folge im heißkalten Stallduell mit Rosberg gefeiert hätte.

Der Brite ließ nichts unversucht. Am Ende fuhr er sogar absichtlich langsam, um Rosberg auszubremsen und den Verfolgern die Chance zu geben, diesen zu attackieren. Mehrfach forderte die Mercedes-Box Hamilton eindringlich auf, wieder schneller zu fahren, letztlich schaltete sich sogar Technikchef Paddy Lowe ein.

Es half für Hamilton alles nichts, und nach einigem Technikpech im Verlauf der Saison war sein vierter Sieg in Folge und sein zehnter Erfolg des Jahres nicht genug. Denn Rosberg (neun Saisonsiege) war mit 33 Punkten Vorsprung in die letzten vier Rennen gegangen und fuhr mit vier zweiten Plätzen in Folge aus eigener Kraft zum Titel.

Rosberg ist der zweite Weltmeister-Sohn in der Königsklasse

Der von Platz zwei gestartete Rosberg verlor den Start gegen Pole-Setter Hamilton, hielt aber

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alle Kontrahenten zunächst hinter sich. Verstappen fiel nach einer Kollision in der ersten Runde auf Rang 16 zurück, wurde mit einer alternativen Reifenstrategie und einer starken Fahrt aber schnell zur potenziellen Gefahr für Rosberg, der die Situation bravourös und im Stile eines Champions löste. In der zweiten Rennhälfte schloss Rosberg gar zu Hamilton auf, verzichtete aber auf einen ernsthaften Überholversuch, um kein mögliches Ausscheiden oder eine Strafe zu riskieren. Rosberg holte den zweiten Formel-1-Titel in die Rennfahrerfamilie: Vor 34 Jahren hatte sein Vater Keke triumphiert, der in Abu Dhabi nicht an der Strecke war. Rosberg junior ist erst der zweite Weltmeister-Sohn, der es in der Königsklasse ebenfalls ganz nach oben geschafft hat. Zuvor war dies nur Damon Hill (1996) gelungen, der auf seinen Vater Graham Hill (1962, 1968) folgte. Ex-Champion Jenson Button (Großbritannien), der in Abu Dhabi seinen 305. und letzten Grand Prix bestritt, schied nach einem Aufhängungsschaden an seinem McLaren in der 13. von 55 Runden aus.

Hamilton hatte das gesamte Wochenende mit Psychokniffen daran gearbeitet, seinen Dauerrivalen aus dem Konzept zu bringen. "Wenn er tatsächlich das Etikett Weltmeister erhält, dann muss das nicht heißen, dass auch ich ihn so sehe", hatte Hamilton am Freitag erklärt und sich angesichts seiner großen technischen Probleme in der Saison als den moralischen Weltmeister bezeichnet.

Der schnelle Herr Rosberg - nach elf Jahren endlich am Ziel

Nico Rosberg hatte wohl nie eine echte Wahl. Der Sohn eines Weltmeisters hatte die Formel 1 einfach im Blut. Schon als Baby hörte er das Brüllen der Boliden in der Wahlheimat Monaco, mit sechs Jahren saß er im Kart, als Teenager steuerte er ein Formel-1-Auto. Sein Werdegang war vorgezeichnet, und doch war es kein einfacher Weg.

Seit elf langen Jahren ist der heute 31-Jährige in der Königsklasse unterwegs, er arbeitete hart, durchlebte Höhen und Tiefen und hat nun endlich den Gipfel erreicht: Nico Rosberg, Weltmeister der Formel 1 - der dritte deutsche Champion nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel.

Bis 2014 hatte Rosberg zunächst warten müssen, ehe er endlich in einem Sieger-Auto saß. Doch anfangs war Lewis Hamilton, sein einstiger Jugendkumpel, ein zu starker Teamrivale. Der Engländer erntete in den vergangenen beiden Jahren irgendwie ja auch die Früchte von Rosbergs Arbeit - schließlich hatte der Deutsche schon seit 2010 geholfen, das neue Werksteam aufzubauen, das nun seit drei Jahren fast unschlagbar ist.

Die Niederlagen gegen Hamilton prägten den Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg, und sie stärkten auch so manches Vorurteil gegen ihn. Hamilton, ein Meister der Psychospielchen, half dabei kräftig mit. "Ich komme aus einer nicht gerade noblen Gegend in Stevenage und habe auf der Couch im Apartment meines Vaters geschlafen", sagte er einmal: "Nico ist in Monaco mit Jets, Hotels und Booten aufgewachsen - der Hunger ist ein anderer."

„Der nette Herr Rosberg“

Rosberg also ein verwöhnter Jet-Set-Boy? Mitnichten. Natürlich merkt man Rosberg an, dass er nicht aus einem Vorstadt-Ghetto kommt. Aber gute Manieren, Höflichkeit, Bildung, Fremdsprachenkenntnisse als Makel? Auch ein schneller Rennfahrer darf fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch) sprechen. Oder wissen, wie man Messer und Gabel benutzt.

Zudem wurde er in all den Jahren immer wieder als der "nette Herr Rosberg" beschrieben. Zweifellos ein guter Rennfahrer, aber zu lieb, mit fehlendem Killerinstinkt. Ein ewiger Zweiter, dem angeblich das letzte Quäntchen für den großen Coup fehlte. So ein Stereotyp ist ziemlich beständig, und obwohl Rosberg seit Jahren durchaus mal Ecken und Kanten zeigt, hielt sich dieser Ruf hartnäckig.

Nach Rosbergs Meisterstück sollte damit Schluss sein. Natürlich hatte Hamilton in diesem Jahr viel Pech, aber das hatte Rosberg in den Jahren zuvor auch. Und 2016 sah die Motorsport-Welt einen häufig dominanten Nico Rosberg. Seine Stärken: Akribie, Cleverness, starke Nerven. Aber eben auch hartes Racing in entscheidenden Momenten.

Rosberg: „Ich versuche immer aus den schwierigen Momenten zu lernen“

Mit dem WM-Titel schließt Rosberg daher eine Entwicklung ab, die vor rund einem Jahr den entscheidenden Impuls erhielt. Im Oktober 2015 verlor er in Austin das WM-Duell gegen Hamilton, drei Rennen vor Saisonschluss. Der Engländer fuhr hart, drängte Rosberg geradezu ab - und kam damit durch. Anschließend unterlief Rosberg noch ein merkwürdiger Fahrfehler, alle Chancen waren dahin. Selten hat man Rosberg so wütend erlebt wie damals in Texas. Wütend auf Hamilton, aber auch wütend auf sich selbst.

Nach diesem Rennen, das räumt Rosberg heute ein, habe er sich "viele Gedanken gemacht und etwas mitgenommen. Ich versuche immer, aus den schwierigen Momenten zu lernen." Was folgte, war eine eindrucksvolle Siegesserie, saisonübergreifend feierte Rosberg sieben Erfolge in Serie und legte den Grundstein für den Titel. Zwar kam Hamilton im Sommer noch einmal stark zurück, doch Rosberg blieb gelassen, kühl, fokussiert.

Im Alter von 31 Jahren hat sich Rosberg sportlich längst von seinem Weltmeister-Vater emanzipiert, er ist viel erfolgreicher. Seine Frau Vivian und die einjährige Tochter Alaïa geben ihm zusätzlichen Halt. Und die Rückschläge in den vergangenen Jahren machen diesen Titel noch viel wertvoller. Rosberg hat Charakter gezeigt, als es nötig war, Klasse bewiesen. Wie ein echter Champion.

SID

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