Nach Milliarden-Übernahme: Neustart in der Formel 1

Köln - Die Formel 1 bricht in ein neues Zeitalter auf. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die FIA und die europäischen Kartellhüter wird das US-Unternehmen Liberty Media neuer Besitzer.
Beim Neustart der Formel 1 ist der Altmeister mit dabei: Bernie Ecclestone, 85, soll auf Wunsch des künftigen Eigners Liberty Media für mindestens drei weitere Jahre an Bord bleiben und den neuen Steuermann Chase Carey in die Geheimnisse des Entertainment-Giganten Formel 1 einweihen.
Das verkündete das US-Medienunternehmen im Besitz des Milliardärs John Malone in einer Stellungnahme zum bevorstehenden Ankauf der Formel 1.
Zustimmung des Weltverbands FIA steht noch aus
Dieser soll noch vor Ende des ersten Quartals 2017 über die Bühne gehen, sobald der Automobil-Weltverband FIA und das europäische Kartellamt sowie die Hauptaktionäre von Liberty Media ihre Zustimmung für den Deal gegeben haben.
Am Mittwoch hatte zunächst Malone grünes Licht für die Übernahme signalisiert. Dafür sollen insgesamt etwa 8,5 Milliarden US-Dollar, unter anderem an den bisherigen Hauptanteilseigner CVC, gezahlt werden.
Der neue Mann im operativen Tagesgeschäft der Formel 1 hat große Ambitionen - und er lobt Bernie Ecclestone über den grünen Klee. "Er hat das Weltunternehmen Formel 1 über Dekaden hinweg zu dem gemacht, was es heute ist, und ich fühle mich sehr geehrt, von Mr. E. lernen zu dürfen", sagte Chase Carey im Gespräch mit dem Internetportal Motorsport.com.
Carey: "Die Formel 1 ist DER Schlüsselspieler"
Der 62-Jährige, der mit seinem sorgsam gestutzten grauen Haar und seinem Zwirbelbart aus einem Werbespot für die erste Mercedes-Modellreihe Anfang des 20. Jahrhunderts stammen könnte, deutete bereits an, wo er die Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit sieht. "Die Formel 1 ist vielleicht DER Schlüsselspieler in dem sich rasant entwickelnden Wachstumsmarkt der TV-Sportrechte", sagte Carey: "Es gibt eine ständig steigende Nachfrage von Interessenten, die dieses Angebot in ihrem Portfolio brauchen. Darum müssen wir uns verstärkt kümmern."
Der Plan scheint klar. Live-Sport ist in den neuen Medien besonders beliebt und wird immer wichtiger. Mit dem Kauf der Formel 1 eignet sich Liberty Media ein funktionierendes System an, das in den kommenden Jahren weiter an Wert gewinnen wird. Bislang wurde unter Ecclestone vor allem in den Bereichen Digitalisierung und Marketing wenig unternommen. Mit der richtigen Strategie schlummert hier noch sehr viel Potenzial in der Rennserie, und das will der künftige Mehrheitseigner offenbar primär nutzen.
Börsengang der Formel 1 soll vorangetrieben werden
Das wiederum könnte eine gute Nachricht für die Rennstreckenbetreiber sein, aus deren Pflichtabgaben Ecclestone den Löwenanteil seiner Gewinne generierte, dabei aber so manchen Traditionskurs ins Aus manövrierte. Der Nürburgring kapitulierte bereits vor Jahren vor den immer weiter steigenden Kosten, Hockenheim kämpft beständig ums Überleben in der Formel 1. Sollten künftig größere Gewinne aus der Vergabe der TV-Rechte erzielt werden, so Carey, könne man andere Bereiche möglicherweise neu bewerten.
Liberty Media ist ein absolutes Schwergewicht in der Medienbranche. Das Unternehmen besitzt unter anderem Fernsehsender, Zeitungen und Filmstudios und hat einen Umsatz von etwa zwölf Milliarden Dollar pro Jahr. Der Konzern will offenbar auch den Börsengang der Formel 1 in New York vorantreiben.
Formel 1 macht mehr Gewinn als die FIFA
Die Luxemburger Investmentfirma CVC Capital Partners, die Bernie Ecclestone bislang als Verwalter einsetzte, hält mit 35,5 Prozent derzeit die meisten Anteile. Ecclestones Familien-Fonds Bambino gehören 8,5 Prozent, Ecclestone selbst weitere 5,3 Prozent. Die weiteren Inhaber sind Investmentfirmen wie Blackrock oder Waddell & Reed. Auch das Land Norwegen besitzt durch seine Zentralbank Norges Anteile, will diese angeblich aber auch verkaufen.
In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Spekulationen um einen Verkauf gegeben, doch der Besitzer wechselte nie. Vor zehn Jahren hatte CVC die Formel 1 für etwa 830 Millionen Dollar gekauft, nach Medienberichten sollen die Investoren seitdem rund vier Milliarden Dollar daran verdient haben. Laut US-Magazin Forbes hat die Formel 1 in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten etwa 15 Milliarden Dollar Gewinn gemacht - und damit sogar deutlich mehr als der Fußball-Weltverband FIFA.
SID