München - Sie ist in München geboren, ihr Herz aber schlägt für Hertha BSC: Moderatorin Ruth Moschner (37, MDR-Riverboat). Die tz sprach mit ihr vor dem Spiel des FC Bayern gegen die Hauptstädter.
Frau Moschner, Sie sind in München geboren, aber Hertha-Fan, fanden Sie die Münchner Vereine
so schrecklich?
Moschner: Ich war schon immer 1860er-Sympathisantin. Das ist auch so ein herrlich ehrlicher Verein mit Erde unter den Stollen. Der FC Bayern war für mich schon immer wie ein verwöhntes Einzelkind aus reichem Hause. Die kriegen alles und halten Erfolge für selbstverständlich. Da kann ich mich einfach nicht mitfreuen. Hertha BSC ist ein Verein aus dem Volk. Die kennen die Liga auch dort, wo sie dunkel ist. Da wird noch Fußball gespielt, bei dem man mitgehen kann. Bei den Bayern, kann ich mir vorstellen, wird selbst in der Fankurve eher über das Gucci und Hermes der Spielerfrauen als über blaue Flecke und Fouls der Spieler diskutiert. Bei Hertha sind noch echte Kerle am Start, während man bei den Jungs vom FC Barbie eher das Gefühl hat, die würden mehr Zeit im Bad als auf dem Trainingsplatz verbringen.
Gab es gar nichts, das Ihnen am FC Bayern gefallen hat?
Moschner: Ich finde natürlich, dass Ribéry ein sensationeller Fußballer ist und es macht wahnsinnigen Spaß, ihm beim Ballkontakt zuzusehen. Aber das ist dann eben eher wie ein Schaufensterbummel auf der Champs-Elysee. So einen wird sich Hertha nicht leisten können.
Viele Frauen, die Fußball schauen, tun das mehr wegen der Fußballer und nicht wegen des Fußballspiels – bei Ihnen ist das nicht so?
Moschner: Nein, ich gehe ins Stadion, weil das der einzige Ort ist, an dem man als Frau nicht vor der Toilette anstehen muss (lacht).
Wie oft gehen Sie im Jahr zu einem Spiel der Hertha?
Moschner: Ich habe leider selten Zeit, ins Stadion zu gehen, das Live-Erlebnis ist für mich absoluter Luxus. Aber ich versuche, unterwegs die Bundesliga-Konferenz im Radio zu hören. Ich liebe Sabine Töpperwiens Kommentar
, das ist fast wie selbst dabei sein. Und danach ist Sportschau oder Sportstudio Pflicht.
Werden Sie am Samstag im Stadion sein?
Moschner: Ich arbeite an dem Tag. Alternativ würde ich mir wie ein Orang-Utan eine Decke über den Kopf ziehen, weil ich die Spannung bis zum ersten Tor – und das wird erst sehr spät fallen – nicht aushalten würde. Also, Arbeit ist da eine prima Ablenkung. Andernfalls würde ich meine Fingernägel abknabbern und allen um mich herum gehörig auf den Keks gehen. Als Hertha-Fan ist man gelegentlich sehr einsam, wenn man die Hauptstadt verlässt.
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Die Hertha steht auf Platz vier der Tabelle. Für einen Aufsteiger ist das überragend. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Moschner: Eigentlich darf man so etwas ja nicht laut sagen, aber die zweite Liga hat Hertha gut getan. Man hat das Gefühl, es ist endlich Ruhe eingekehrt in den oberen Rängen, so dass man sich voll und ganz auf den Acker in der Mitte des Stadions konzentrieren kann. Hertha wird langsam zur Mannschaft und kann, wenn sie so weitermacht, auch mal konstante Qualität abliefern.
Was ist Ihr Tipp?
Moschner: Ich glaube an ein 1:0 für Hertha BSC. Und das ist nicht unrealistisch. Hertha BSC hat als Außenseiter keine Angst vor den Bayern und hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie die vermeintlich Unbesiegbaren auch ordentlich auszutzeln kann.