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Ex-Bayern-Star Lizarazu über Surf-Unfall: „Ich war fünf Sekunden bewusstlos“

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Von: Jonas Austermann

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Bixente Lizarazu spricht über seine Zeit beim FC Bayern München.
Bixente Lizarazu spricht über seine Zeit beim FC Bayern München. © picture alliance / dpa / Andreas Gebert

Bixente Lizarazu spricht im tz-Interview über die neue French Connection beim FC Bayern und seine Zeit bei den Münchnern. Auch über einen schweren Surf-Unfall berichtet er.

München - Er öffnete den Franzosen beim FC Bayern die Tür! Bixente Lizarazu (49) spielte mit kurzer Unterbrechung von 1997 bis 2006 als Linksverteidiger für den Rekordmeister – und er war der erste aus seinem Land, der in München eine Ära prägte. Zur Wiesn kehrte Lizarazu jetzt mit anderen Klublegenden an die Säbener Straße zurück. Im tz-Interview spricht er über seine Landsmänner beim FCB, Uli Hoeneß und seinen Entdecker Franz Beckenbauer.

Herr Lizarazu, Sie haben ihre Karriere 2006 beendet. Wie sieht Ihr Leben heute aus?

Lizarazu: Ich arbeite für den französischen Fernsehsender TF1, kommentiere die Spiele der französischen Nationalmannschaft. Ich arbeite zudem für RTL-Radio, habe sogar meine eigene Sendung „Le Club Liza“. Und ich schreibe Kolumnen für die Tageszeitung L‘Equipe. Ich liebe es einfach, über Fußball zu reden.

Machen Sie noch aktiv Sport?

Lizarazu: Ich lebe im Baskenland, bin aber oft in Paris, weil dort alle meine Arbeitgeber sind. Zuhause mache ich Jiu-Jitsu, gehe Surfen oder Skifahren. Jeden dritten Tag fahre ich hundert Kilometer mit dem Rad. Ich bin wieder fit.

Wieder?

Lizarazu: Ich hatte Ende Februar einen Unfall. Beim Surfen bin ich in einer Drei-Meter-Welle auf den Rücken gefallen und habe mir eine Sehne im Oberschenkel gerissen. Ich war fünf Sekunden bewusstlos, bin sofort operiert worden. Vor zwei Monaten habe ich mich auch wieder aufs Surfbrett gewagt. Ich hatte keine Angst, aber die kommt bei den großen Wellen im Winter vielleicht noch. (lacht)

Lizarazu: „Für mich war es damals wie die Mondlandung“

Reden wir über den FC Bayern: Dort gibt es aktuell eine richtige French Connection.

Lizarazu: Jean-Pierre Papin war der erste Franzose, er ist aber nur zwei Jahre in München geblieben. Ich war also der erste Franzose, der länger geblieben ist. Zu meiner Zeit kam auch Willy Sagnol. Danach kam natürlich noch Franck Ribéry. Es ist fantastisch zu sehen, dass jetzt mit Coman, Tolisso, Hernández, Pavard und Cuisance fünf Franzosen bei Bayern spielen.

Franzosen in München: Wieso passt das so gut?

Lizarazu: Bisher hatte der Verein mit französischen Spielern großen Erfolg, und auch für die Franzosen ist es etwas Tolles, in München zu spielen. Zu meiner Zeit waren noch nicht so viele französische Spieler in die Bundesliga gegangen. Für mich war es damals wie die Mondlandung: Ich war (fast) der Erste.

Welche Rolle spielt Frankreichs Weltmeistertitel?

Lizarazu: Ich bin 1998 auch Weltmeister geworden – schon damals wollte jeder Klub einen französischen Spieler in seinen Reihen haben. Die europäischen Vereine haben genau nach Frankreich geschaut und die gute Ausbildung der Talente gesehen. So ist es jetzt wieder. Die jungen Spieler sind technisch und physisch stark, lernen schnell und können verschiedene Stile spielen.

Einer von ihnen ist Kingsley Coman. Wird er der neue Ribéry?

Lizaarazu: Das ist ein großer Schritt. Aber warum soll Kingsley das nicht schaffen können? Franck hatte eine fantastische Zeit beim FC Bayern. Das Schwierige ist, über so einen langen Zeitraum Erfolg zu haben. Kingsley hat große Qualitäten – vor allem Tempo und Dribbling. Ich hoffe für ihn, dass er keine Verletzungsprobleme mehr hat. Zuletzt bei der Nationalmannschaft war er überragend. Ich hoffe für den FC Bayern und die französische Auswahl, dass er der neue Ribéry wird. Wir in Frankreich haben auf einen Spieler wie ihn gewartet, der den linken offensiven Part spielen kann.

Lizarazu vergleicht Hernández mit sich früher

Was denken Sie über Lucas Hernández?

Lizarazu: Er ist erst zwei Monate vor der WM 2018 ins Nationalteam gekommen, und hat eine sehr gute WM gespielt. Er hat großes Potenzial, ist ein sehr guter linker Verteidiger. Bei Bayern erwarte ich ihn hauptsächlich in der Innenverteidigung. Er ist auf beiden Positionen gut. Besonders auf der Außenposition hat er großes Potenzial, weil er gut in Defensive und Offensive ist.

Er hat 80 Millionen Euro gekostet. Verrückt?

Lizarazu: Natürlich ist die Summe verrückt. Er ist meinem Stil schon sehr ähnlich. Es war für mich immer wichtig, gut zu verteidigen und gut anzugreifen. Ich habe das geliebt, Eins-gegen-eins-Duelle zu bestreiten – gegen Figo, Beckham und wie sie alle heißen. Hernández ist genauso ein Typ, er hat diesen Geist eines Kämpfers. Aber der Preis? Wenn ich an mich denke, dann war ich sehr günstig. Wie teuer war ich?

Sie haben 1997 umgerechnet 4,5 Millionen Euro gekostet.

Lizarazu: Oh, dann war ich wahrscheinlich die beste Investition, die Bayern je getätigt hat (lacht). Uli Hoeneß hat ein super Geschäft gemacht.

Was würden Sie heute kosten?

Lizarazu: Wahrscheinlich wäre ich unbezahlbar (lacht).

Lizarazu: „Ich glaube, wir haben noch nicht das volle Potenzial von Tolisso gesehen“

Sie haben sich vor einiger Zeit kritisch über Benjamin Pavard geäußert und gesagt, er müsse sich steigern.

Lizarazu: Es war gar nicht kritisch gemeint. Ich habe nur gesagt, dass der Schritt von Stuttgart zu Bayern sehr groß ist. Bayern bedeutet, dass er auf dem Top-Level angekommen ist. Er hat eine sehr gute WM gespielt, hatte danach bei Stuttgart keine einfache Zeit. Ich bin sicher, dass er aus dieser Zeit gelernt hat. Er ist ein intelligenter Spieler mit Demut, der viel arbeitet. Wenn du diese Qualitäten hast, wirst du dich bei Bayern verbessern.

Wie wird Corentin Tolisso in Frankreich gesehen?

Lizarazu: Er ist ein sehr guter Spieler. Aus zwei Gründen: Er hat die Aggressivität im Zweikampf und ist torgefährlich. Es gibt nicht so viele Mittelfeldspieler, die diese Aspekte drauf haben. Letztes Jahr war es nicht so einfach mit der Verletzung. Ich glaube, wir haben noch nicht das volle Potenzial von Tolisso gesehen.

Was ist mit Michael Cuisance?

Lizarazu: Über ihn kann ich nicht so viel sagen. Man kennt ihn in Frankreich noch nicht so gut.

Uli Hoeneß tritt im November als Präsident ab.

Lizarazu: Er war immer eine der wichtigsten Personen im Klub, zu meiner Zeit war er Manager. Und er hatte die beste Beziehung zum Team. Bayern ist in seinem Blut. Genauso bei Franz Beckenbauer. Er hat damals gesagt: ‚Ihr müsst Liza holen.‘

Franz hat Sie geholt?

Lizarazu: Ja, wir haben mit Bordeaux im Uefa-Cup-Finale 1996 gegen Bayern gespielt, Franz war Trainer. Und er hat gesagt: Diesen Typen müsst ihr zu Bayern holen. Ich muss sagen: Danke, Franz!

Interview: Jonas Austermann

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