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Unfassbare Zahlen und Rekord-Gehälter: So viel Geld verbrannte 1860 in der Abstiegssaison

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Von: Florian weiß

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1860-Hauptgesellschafter Hasan Ismaik und der damalige Präsident Peter Casalette (Archivfoto vom 22. November 2016).
1860-Hauptgesellschafter Hasan Ismaik und der damalige Präsident Peter Casalette (Archivfoto vom 22. November 2016). © Christina Pahnke / sampics / sampics

Wie katastrophal der TSV 1860 in der Abstiegssaison 2016/17 wirklich gewirtschaftet hat, belegen die Zahlen des Jahresabschlusses, die nun veröffentlicht wurden.

München - Es sind Zahlen, die das ganze Ausmaß der Misswirtschaft bei den Münchner Löwen in der katastrophalen Abstiegssaison 2016/17 schonungslos belegen. Im Bundesanzeiger wurde kurz vor der mit Spannung erwarteten 1860-Mitgliederversammlung am Sonntag der „Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.07.2016 bis zum 30.06.2017“ der TSV München von 1860 GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien veröffentlicht. Dieser zeigt, wie viel Geld durch Hauptgesellschafter Hasan Ismaik und den damaligen Präsidenten Peter Cassalette und heutigen Aufsichtsrat verbrannt wurden.

Der brisanteste Satz fällt unter dem Punkt „Unternehmensfortführung“. Denn dort heißt es: „Die Gesellschaft ist zum Stichtag 30. Juni 2017 bilanziell überschuldet; der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag beläuft sich zu diesem Zeitpunkt auf TEUR 19.855.“ Wie kommt diese Summe von rund 20 Millionen Euro zustande? Ganz einfach, der TSV 1860 fuhr in der Abstiegssaison 2016/17 so viel Verluste ein wie in den fünf Jahren davor zusammen - nämlich rund 21,9 Millionen Euro netto.

TSV 1860 wird weder 2018 noch 2019 Gewinne erwirtschaften

Man plane zudem „für die beiden Folgejahre 2017/2018 und 2018/2019 mit negativen Jahresergebnissen“. 1860 rechnet für die abgelaufene Spielzeit mit einem Fehlbetrag von 1,6 Millionen Euro, in der Saison 2018/19 sogar mit 2,2 Millionen Euro. Gewinne sind nicht in Sicht - trotz des Aufstiegs in die wohl beste und prominentest besetzte 3. Liga aller Zeiten.

Und trotzdem durfte 1860 weitermachen, denn „auf Basis der aktuellen Liquiditätsplanung und der derzeitigen vertraglichen Regelungen mit Kreditgebern wird die Gesellschaft nach Einschätzung der Geschäftsführung aber bis zum Ende des Geschäftsjahres 2018/19 voraussichtlich in der Lage sein, ihren fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachzukommen.“

TSV 1860 zahlte Rekord-Gehälter - alleine 800.000 Euro Darlehen für Andrade-Salär

Soweit, so gut, doch es lohnt ein genauerer Blick auf die Zahlen der Bilanz. So stellte Ismaik dem TSV 1860 in der Saison 2016/17 insgesamt fünf Darlehen in einer Gesamthöhe von zwölf Millionen Euro zur Verfügung, von denen hauptsächlich neue Spieler wie Stefan Aigner, Ribamar oder auch Ivica Olic geholt und bezahlt wurden. Alleine für das Gehalt von Victor Andrade stellte der Jordanier laut einem Bericht der Bild 800.000 Euro zur Verfügung. Die Gehälter der Fußball-KGaA stiegen in der Saison 2016/17 von 11,6 auf 18,2 Millionen Euro - damit zahlte in der 2. Bundesliga niemand mehr als der TSV 1860.

Victor Andrade riss sich nach starkem Saisonbeginn am 25.10.2016 beim DFB-Pokalspiel in Würzburg das Kreuzband und konnte kein Spiel mehr für 1860 bestreiten.
Victor Andrade riss sich nach starkem Saisonbeginn am 25.10.2016 beim DFB-Pokalspiel in Würzburg das Kreuzband und konnte kein Spiel mehr für 1860 bestreiten. © MIS / Renate Feil/M.i.S.

Der TSV 1860 München steht bei Investor und Hauptgesellschafter Hasan Ismaik tief in der Kreide. Ganze 28,5 Millionen Euro an Darlehen wurden in Genussrechte umgewandelt, d.h. sie werden erst beglichen, wenn 1860 Gewinne erwirtschaftet. 11,056 Millionen Euro sind bis 2019 gestundet. 12,6 Millionen Euro wurden durch den Jordanier mit einem Rangrücktritt versehen, d.h. Ismaik verzichtet auf die Erfüllung seiner Forderung, um eine Überschuldung im Sinne der Insolvenzordnung zu verhindern.

Immerhin: Diese Zahlen machen Hoffnung auf Besserung beim TSV 1860

Doch es gab auch positive Nachrichten im Geschäftsjahr 2016/17 - wenn auch erst im Prognosebericht für 2017/18. „Die Rückkehr in die ‚Heimat‘ Grünwalderstadion senkt zum einen signifikant die Kostenstruktur im Spielbetrieb, zum anderen erhofft sich die Geschäftsführung eine Stärkung der sportlichen Leistungsfähigkeit durch eine stimmungsvolle Atmosphäre“, heißt es unter dem Punkt „Wirtschaftliche Prämissen“. „Innerhalb kürzester Zeit konnten für die aktuelle Saison 8.051 Dauerkarten verkauft werden.“ Zudem konnten durch die Verkäufe von Kilian Jakob (FC Augsburg) und Lino Tempelmann (SC Freiburg), erfolgsabhängigen Zusatzzahlungen für Felix Uduokhai (VfL Wolfsburg) sowie durch eine Beteiligung an der Weitertransferierung von Sven Bender zu Bayer Leverkusen insgesamt 2,4 Millionen Euro eingenommen werden.

Wir fassen noch einmal zusammen: Der TSV 1860 betrieb von den Gehältern her die teuerste Mannschaft der 2. Liga, verschuldete sich immens weiter und beendete die Saison dennoch nur auf Rang 16, was die Teilnahme an der Relegation zur Folge hatte, die man sang- und klanglos gegen Jahn Regensburg verlor. Das aktuelle Präsidium um Präsident Robert Reisinger verzichtet seit Beginn der Saison 2017/18 auf weitere Darlehen von Ismaik.

fw

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