1. hallo-muenchen-de
  2. Sport
  3. 1860 München

Psycho-Kick mit zwei Motivations-Gurus - Köllner: „Wir können noch alles erreichen...“

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Uli Kellner

Kommentare

Tomas Oral und Michael Köllner beim verbalen Duell am Spielfeldrand.
Wer schnappt sich Platz drei? Der FC Ingolstadt mit Tomas Oral empfängt den TSV 1860 mit Michael Köllner. © Imago

Beim Endspiel um Platz 3 kommt es am Samstag auch auf die mentale Verfassung von FCI und 1860 an. Aus Ingolstadt hört man bereits die ersten feinen Spitzen...

Egal, wie es am Samstag in Ingolstadt ausgeht: Die Löwen haben eine starke Saison gespielt – was auch über die Grenzen Giesings hinaus so gesehen wird. Trainer, Kapitäne und Fans der Drittligisten haben zwei Vertretern des Tabellenvierten eine große Ehre zuteilwerden lassen. Michael Köllner wurde beim Online-Voting des DFB zum besten Trainer, Sascha Mölders zum besten Spieler der Saison gewählt. Sowohl Köllner als auch Mölders konnten drei Viertel der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen – und zusätzlich erhielten alle Löwen eine Art Ritterschlag vom einstigen Chefkritiker des Vereins. Für Hasan Ismaik steht fest, dass seine Löwen auch bei einem Verpassen der Relegation wahre Sieger wären. Bei Facebook schrieb der Mehrheitsgesellschafter: „Ihr seid jetzt schon Gewinner, ihr habt Euch in die Herzen der Fans gekämpft. Das ist mehr wert als Geld oder Titel. Diese Welle der neu entflammten Liebe zu 1860 wird uns weiter tragen, egal wie die Saison endet. Alle Fans, Gremien und Mitarbeiter stehen hinter Euch. Mit oder ohne Aufstieg. Wir alle sind stolz auf Euch!

”Vor diesem Hintergrund können die Löwen fast nichts mehr falsch machen beim Showdown im Audi-Sportpark (Samstag, 13.30 Uhr). Der nötige Rückenwind ist da, allerdings auch beim Gegner, der den „Psycho-Kick“ mit ein paar feinen Spitzen eröffnete. Aber der Reihe nach. Ein Überblick über all die mentalen Faktoren, die in so einem „Endspiel“ über Gelingen und Misslingen entscheiden können.

Momentum

Wer hat es denn nun, dieses sagenumwobene Gefühl, dass sich alles zum Guten wendet, egal was man anstellt? Köllner erinnerte am Sonntag daran, dass seine Löwen bereits seit elf Spielen unbesiegt sind. Nach dem 2:2 gegen Bayern II, bei dem Mölders & Co. zweimal einen Rückstand egalisierten, sagte er: „Wir können alles noch erreichen, brauchen uns nicht verrückt zu machen.“ FCI-Geschäftsführer Manuel Sternisa hält dagegen: „Bei 1860 München wurde ja zuletzt viel vom Momentum gesprochen. Da sage ich: Wir haben mit dem 5:1-Sieg in Duisburg das Momentum auf unsere Seite geholt.“

Nervenstärke

Als für den FCI beim 0:1-Halbzeitstand in Duisburg alles vorbei schien, setzte ein bekanntes psychologisches Phänomen ein: Die Mannschaft fing plötzlich wieder an, Fußball zu spielen und ballerte sich den angestauten Frust fünffach von der Seele. Und 1860? Es ist bestimmt kein Zufall, dass Siege und Leichtigkeit zurückkehrten, als die Aufstiegsplätze nach dem 0:0 in Lübeck nur noch mit dem Fernrohr zu erkennen waren. Via „Donaukurier“ unternimmt FCI-Profi Marcel Gaus den Versuch, dem Gegner eine Nervenblockade einzureden: „Von den Löwen braucht jetzt keiner mehr erzählen, dass sie keinen Druck haben“, sagte Gaus und orakelte: „Das wird spannend . . .“

Aberglaube

Apropos Orakel. Bekanntlich ist Tomas Oral ein Trainer, der nichts unversucht lässt, um seine Mannschaften mittels Psycho-Doping von altem Ballast zu befreien. Legendär ist die Nummer mit der Autowaschanlage, mit den er einst die verunsicherten Profis des FSV Frankfurt „reinwaschen“ wollte“. Bestimmt lässt sich der FCI-Coach auch diesmal etwas einfallen, um erst gar keine Gedanken an das bittere Scheitern in der Relegation 2020 aufkommen zu lassen (Last-Second-K.o. gegen Nürnberg). Empfänglich für Aberglaube ist aber auch der „Trainer der Saison“, wie schon ein Blick in sein almöhihaft zugewuchertes Gesicht zeigt. Köllners Playoff-Bart sprießt aufgrund der Annahme, er stünde in einem Zusammenhang mit der Unbesiegbarkeit seiner Mannschaft. Eine weitere Marotte des Oberpfälzers ist erst am Rande des Stadtderby öffentlich geworden: Köllner besitzt offenbar einen Glücksgürtel, der ihm so wichtig ist, dass er ihn von Petra Freitag, seiner Lebensgefährtin, mit dem Radl ins Stadion bringen ließ. Was der Glaube an höhere Mächte angeht, steht es also unentschieden im Duell der beiden Motivationsexperten.

Historie / Fazit

Sportlich steht ein Duell auf Augenhöhe bevor. Das Saisonfinale 2020 ging an Ingolstadt (0:2), die Löwen gewannen dafür 2021 in der Liga (1:0) und im Totopokal (7:6 n.E.). Gegenüber stehen sich zudem das zweitbeste Heim- und das zweitbeste Auswärtsteam. Riecht ganz nach einem Unentschieden, aber auch das ist typisch bei solchen Duellen: Das Ergebnis hält sich nur ganz selten an die Prognosen der Auguren.

Auch interessant

Kommentare