Zweimal 90 Minuten: Das mutmaßliche A-Team der Löwen tritt an diesem Samstag beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg an (13 Uhr, Max-Morlock-Stadion). Alle, die dort nicht zum Einsatz kommen, dürfen dann am Sonntag zur Frühschoppenzeit gegen den vom Ex-Löwen Uwe Wolf trainierten VfR Aalen ran (11 Uhr, Trainingsgelände). Nach durchwachsenen Auftritten in der Vorbereitung dienen die beiden Spiele als wesentlicher Formcheck vor dem Saisonauftakt gegen Kickers Würzburg (24. Juli, 14 Uhr).
Feinschliff: Fans, die in Nürnberg vor Ort sind, mussten kreativ sein: Tickets gingen ausschließlich an Interessenten aus dem Postleitzahlgebiet 9. Aber auch die, die nur via Livestream dabei sind, wollen wissen: Zeigen die Löwen endlich, was in ihnen steckt? Coach Köllner sagt: „Entscheidend ist, dass wir langsam in den Spielrhythmus reinkommen. Wir werden im Training darauf achten, dass die Spieler in einem körperlich guten Zustand antreten.“ Von den Eindrücken der beiden Härtetests werde maßgeblich abhängen, „wer die Nase vorn hat und am Ende die Karte fürs Würzburg-Spiel zieht“.
Taktik: Was das Spielsystem angeht, sieht es so aus, als habe das im Test gegen Burghausen praktizierte 4-1-3-2 die Nase vorn. Das zu Beginn der Vorbereitung einstudierte 3-1-4-2 bleibt aber eine Option. Personell hingegen sind erst mal keine großen Überraschungen zu erwarten.
Offene Positionen: Neun von elf Positionen scheinen unabhängig vom Auftritt in Nürnberg vergeben zu sein. Im Tor hat Tom Kretzschmar einen Stammplatz für zwei Spiele – dann kehrt „Rotsünder“ Marco Hiller zwischen die Pfosten zurück. Auch die Viererkette steht soweit. Von rechts: Neulöwe Yannick Deichmann (für den Langzeitverletzten Marius Willsch), Stefan Salger, Semi Belkahia, Phillipp Steinhart. Im Mittelfeld führt an Sechser Quirin Moll und Achter Richard Neudecker kein Weg vorbei. Kapitän Sascha Mölders ist eh gesetzt, und Merv Biankadi sprühte schon am Sonntag gegen Burghausen vor Tatendrang. Um die zwei freien Plätze streitet sich ein Quartett: Erik Tallig (im Aufwind), der von Braunschweig gekommene Marcel Bär (Köllner traut dem Stürmer 10 bis 15 Tore zu), der verhinderte Darmstädter Dennis Dressel (hängt durch) und Keanu Staude (hat sich erkennbar was vorgenommen).
Die Sorgenkinder: Ins Training zurückgekehrt sind unter der Woche Fabian Greilinger (Syndesmose) und der Ex-Clubberer Kevin Goden. Willsch (Schambein) und Daniel Wein (Achillessehne) fallen noch länger verletzt aus, Stefan Lex wurde vom Verein als erkrankt gemeldet – zusätzlich schleppt der Angreifer eine hartnäckige Formkrise mit sich herum. Im Österreicher Tim Linsbichler steht Köllner quasi ein vierter Neuzugang zur Verfügung. Nach einem Seuchenjahr soll der 2020 aus Hoffenheim geholte Stürmer gegen Aalen Matchpraxis sammeln.
Und sonst? Besonders heiß auf die Saison ist Vizepräsident Hans Sitzberger. Beim Fanabend im Trainingslager griff der 68-Jährige zum Mikro, um auszuloten, wie der Trainer die Aufstiegschancen sieht. Köllners verschmitzte Antwort: „Ich hoffe, dass wir 18 Mannschaften hinter uns lassen können . . .“ Sitzberger schien’s zu freuen – am Freitag weitete der Reinigungsunternehmer („Mia kehr’n zam“) sein Sponsor-Engagement aus: Die Ehe Sitzberger/Sechzig geht ins 15. Jahr.
Paukenschlag: Und noch eine Neuigkeit gibt es, die den Urbayer Sitzberger erfreuen dürfte: Die Löwen wollen künftig auch neben dem Platz für Furore sorgen – zu diesem Zweck haben sie überraschend die Gründung einer Musiksparte bekannt gegeben, Schwerpunkt Blasmusik. Dazu Fußballchef Roman Beer: „Wir freuen uns sehr, dass wir künftig unsere Veranstaltungen wie das Adventssingen im Sechzger-Stadion mit vereinseigenen Musikanten gestalten können.“ Wichtiger für Tiefblaue wie Sitzberger wäre, dass bei den Auftritten von Köllners Löwen ab sofort Musik drin ist. Uli Kellner