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Löwe Stefan Lex: Vom Krisenstürmer zum Krisenhelfer

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Von: Uli Kellner

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Stefan Lex setzt sich im Zweikampf gegen einen Spieler des TSV Buchbach durch.
Der Vizekapitän als kämpferisches Vorbild: Stefan Lex, 31. © Imago

Als der TSV Buchbach auf eine Totopokal-Sensation hofft, wächst einer über sich hinaus: Stefan Lex, der das Ende seiner Formkrise eindrucksvoll dokumentiert.

Zweimal innerhalb kürzester Zeit warf sich Stefan Lex auf den Buchbacher Rasen: Hände vors Gesicht, den Körper windend, aber nicht vor Schmerz. Gesten der Verzweiflung, denn bei allem Respekt vor den Gastgebern, „die ein tolles Spiel gemacht haben“ – über Wolfgang Haslberger, den Leiter dieses Totopokal-Viertelfinales, hätte Lex nicht mal unter Androhung von Gewalt ähnlich Positives gesagt.

„Schade, dass der Schiedsrichter einen solchen Einfluss aufs Spiel genommen hat“, sagte der 1860-Stürmer nach dem Schlusspfiff, als er sich beruhigt hatte und seine Mannschaft doch noch ins Halbfinale eingezogen war. „Das hätte es nicht gebraucht“, spielte Lex, 31, auf zwei fragliche Strafraumszenen an, beide zu Ungunsten der Gäste: „Ich spiele so lange Fußball, aber an solche zwei Fehlentscheidungen innerhalb von zwei Minuten kann ich mich nicht erinnern.“

Zwei sehr ähnliche Szenen waren das. In der erstgenannten hatte Lex den Buchbacher Brucia leicht berührt, was Haslberger zum Anlass nahm, auf Strafstoß zu entscheiden (den Bahar zum 2:1 verwandelte/60.). In der Szene zwei Minuten später war es Lex, der einen Rempler in seinem Rücken spürte (von Alexander Spitzer) – diesmal jedoch blieb die Pfeife stumm. Was man nicht über die Atmosphäre im kleinen Buchbacher Stadion sagen kann. Verwünschungen aus dem Gästeblock, Rudelbildung, Gelb für den protestierenden 1860-Trainer Michael Köllner. Lex war einer der Ersten, die sich wieder im Griff hatten. Zehn Minuten später nickte er einen Neudecker-Freistoß zum 2:2 ein – eines seiner seltenen Kopfballtore. Und aus Lex’ Sicht war es auch kein Zufall, dass Dennis Dressel in der 89. Minute das 2:3 erzwang – „weil wir am Ende den Willen gehabt haben, auch gegen den Schiedsrichter zu gewinnen“.

Am Ende hatten wir den Willen, auch gegen den Schiedsrichter zu gewinnen.

1860-Stürmer Stefan Lex.

Wut, Wille und treffende Worte. Die 1860-Fans erleben gerade wieder einen Stefan Lex, 31, der vorangeht. Verbal, aber vor allem auf dem Rasen. Bereits in den letzten Drittligaspielen war der Stürmer ein Vorbild in puncto aggressiver Balleroberung. Kann sein, dass es Zufall ist, dass Lex so auftrumpft, seit er Sascha Mölders als Kapitän vertritt. Es kann aber auch sein, dass Lex erkannt hat, in seinem vorläufig letzten Vertragsjahr etwas anbieten zu müssen. Bereits vor der Saison hatte Köllner angedeutet, dass er mehr von seinem erstligaerfahrenen Angreifer erwartet. Lex habe speziell in der Rückrunde „zu viele Möglichkeiten“ vergeben, „um Spiele zu entscheiden“, kritisierte der Trainer: „So ehrlich muss man einfach sein.“

Als mögliche Ursache für die Schaffenskrise von Lex in der ersten Jahreshälfte nannte Köllner fehlenden Konkurrenzdruck. Denkbar ist aber auch, dass das Gegenteil der Fall war: Druck könnte sich Lex auch selbst gemacht haben – indem er von sich, dem bekennenden Löwen-Fan, zu viel erwartet. Es wurmte ihn selber am meisten, dass er nach auskurierter Muskelverletzung zum Jahreswechsel nur zwei Treffer zur Aufholjagd im Aufstiegskampf beitragen konnte. Auffällig ist jedenfalls, dass der sensible Lex wieder viel selbstbewusster auftritt, seit er sich mit einem Tor in der vorangegangenen Totopokalrunde (7:6 n.E. in Burghausen) von einer Phase der Unsichtbarkeit auf dem Platz befreit hat.

Köllner erhöhte im Sommer den Druck auf Sorgenkind Lex

Erfreulich für Köllner, dass Lex am Freitag auch noch voranmarschierte, als die Binde nach der Pause an den Arm des eingewechselten Mölders weiterwanderte. Bereits das 1:1 durch Linsbichler bereitete er mit gefühlvoller Flanke vor. Und am Ende stand dann auch nicht der erste Kapitän vor der BR-Kamera, sondern „Vize“ Lex, der an früherer Wirkungsstätte ein ehrliches Fazit zog: „In der ersten Halbzeit waren wir nicht auf dem Platz, sind teilweise sogar hergespielt worden. In der zweiten Halbzeit wollten wir das besser machen. Glücklicherweise ist uns das gelungen.“ Auch dank des Krisenhelfers Lex, der seine Formkrise endgültig hinter sich gelassen hat.

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