Ludwig Bründl wird 75! Der Löwen-Bubi, der Kaiser Franz Beckenbauer demütigte

Ludwig „Bubi“ Bründl feiert heute seinen 75. Geburtstag. Löwen-Reporter-Legenede Claudius Mayer hat den Jubilar zum ausführlichen Gespräch getroffen.
München – Auf die Frage nach seinem besten Spiel im Dress des TSV 1860 muss Ludwig Bründl, den alle nur „Bubi“ riefen und auch heute noch so nennen, schmunzeln: „Das weiß doch jeder, vor allem diejenigen, die damals im Stadion dabei waren.“ Damals, das ist bald 54 Jahre her. Am 30. März 1968 war’s, als der junge Löwen-Stürmer beim 3:2-Sieg im Lokalderby gegen die Bayern eine Show abzog, die vor allem deshalb so bemerkenswert war, weil Bründls Gegenspieler Franz Beckenbauer* hieß. Ganz alt sah der „Kaiser*“ aus mit seinen erst 22 Jahren gegen den ein Jahr jüngeren „Bubi“, der an diesem Dienstag seinen 75. Geburtstag feiert.
Bründl brachte die Löwen nach der Pause mit 3:0 in Führung, wieder mal war Beckenbauer der Gelackmeierte, weil er zu spät kam. „Die Löwenfans sagten, ich hätte den Franz schwindlig gespielt“, erinnert sich Bründl, „und schwärmten vor allem von meinen Beinschüssen, die ich dem Franz verpasst habe.“ Wie sauer war der Bayern-Star hinterher? „Auf mich nicht mal so sehr, aber auf meinen Mannschaftskollegen Hansi Reich. Der saß wegen einer Verletzung draußen auf der Ersatzbank und quittierte jede gelungene Aktion von mir gegen den Franz laut jubelnd und klatschend. Aber ich muss schon auch sagen, dass wir alle wie im Rausch gespielt haben und das Ergebnis mit 3:2 viel zu niedrig ausgefallen ist.“
TSV 1860: Ludwig Bründl beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft ohne Einsatz
Zwei Jahre zuvor war Bründl weniger glücklich. Seine erste Saison als Profi endete zwar mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft, aber das Eigengewächs kam in keinem einzigen Spiel zum Einsatz. Bründl: „Das ärgert mich heute noch. Aber zum einen standen mit Heiß, Küppers, Brunnenmeier, Konietzka, Grosser und Rebele sechs A-Nationalstürmer im Kader, zum anderen war Max Merkel kein Freund davon, junge Spieler einzusetzen.“
Entdeckt von den Löwen wurde Bründl 1960 auf der Schyrenwiese: „Ich stamme ja aus Ering in Niederbayern, und in den Ferien wohnte ich oft bei meinem Vater, der unter der Woche in München lebte, weil er bei der Süddeutschen Zeitung gearbeitet hat. Im Sommer war ich oft im Schyrenbad, und auf der daneben liegenden Wiese haben wir Fußball gespielt. Auch Hansi Rebele war dabei, der schon in der Löwen-Jugend spielte und von mir offenbar so beeindruckt war, dass er mir riet, ebenfalls zu 1860 zu gehen.“
Wechsel zum 1. FC Köln zahlt sich für Ludwig Bründl nicht aus
Acht Jahre blieb Bründl an der Grünwalder Straße, im Sommer 1968 war dann Schluss, nur ein paar Monate nach seinem grandiosen Spiel gegen die Bayern. „Ich wäre ja gern geblieben“, sagt Bründl, „aber es war wie so oft: Wenn du aus der eigenen Jugend kommst, dann hast du bei Vertragsgesprächen schlechte Karten. Der Verein machte mir das gleiche Angebot wie drei Jahre zuvor, als ich 18 war, obwohl mich Helmut Schön mittlerweile ins vorläufige Aufgebot der Nationalmannschaft berufen hatte. So ging ich dann zum 1. FC Köln*, der mir das Dreifache geboten hatte.“

Glücklich wurde er im Rheinland allerdings nicht: „Ich kam mit Trainer Hans Merkle nicht klar, und auch die Spielweise war nix für mich. Wolfgang Overath schlug immer die langen Bälle, ich mochte es als Stürmer aber lieber, wenn ich kurz angespielt wurde.“ Ein einziges Tor schoss Bründl für Köln, ausgerechnet gegen 1860.
Ludwig Bründl spielt noch Fußball in der Ehrenliga und regelmäßig Tennis
Im Sommer 1969 wechselte er zu den Stuttgarter Kickers in die Regionalliga (damals die zweithöchste Klasse), wo er Torschützenkönig wurde. Danach ging’s zurück in die Bundesliga, zu Eintracht Braunschweig, wo er UEFA-Cup-Torschützenkönig mit zehn Treffern wurde. Die die letzten Jahre seiner Profikarriere verbrachte er schließlich bei Vevey Sports in der zweiten Schweizer Liga, wo sich Bründl erneut als bester Torschütze feiern lassen durfte. 1978 nahm er seinen Beruf als Verlagskaufmann bei der Süddeutschen Zeitung wieder auf.
Jetzt als Rentner geht’s ihm gut. „Ich wohne in Eichenau, spiele dort in der Ehrenliga Fußball und stehe auch immer noch auf dem Tennisplatz. Außerdem halten mich die beiden jüngsten meiner sechs Enkel auf Trab.“
TSV 1860: Ludwig Bründl sitzt bei jedem Heimspiel im Grünwalder Stadion
Bründl, der nach wie vor bei jedem 1860-Heimspiel im Stadion sitzt, hatte auch einige Schicksalsschläge wegzustecken. Vor zehn Jahren verstarb seine Frau Ingrid nach schwerer Krankheit, und bereits 1966 war sein jüngerer Bruder Ulrich nach einem Tor für die Löwen-Jugend auf dem Platz zusammengebrochen und eine Woche später im Krankenhaus gestorben.
Bleibt zum Schluss noch die Frage, warum er von allen und überall nur „Bubi“ genannt wird. „Ganz einfach“, sagt Bründl: „Bei uns in Niederbayern wurde jeder erstgeborene Sohn nur ,Bubi’ gerufen. Da machte man bei mir keine Ausnahme.“ (Claudius Mayer) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA