Der Herbst-Blues geht weiter: Die Löwen kämpfen mit ihrer Verkrampfung und Verunsicherung

Die Münchner Löwen waren mit großen Zielen in die Saison gestartet. Jetzt kämpfen sie mit wenig Erfolg gegen die Liga-Konkurrenz und die eigene Verkrampfung.
München – Am Ende gab’s aufmunternden Applaus aus der Westkurve für die enttäuschten Löwen-Profis. Nur 1:1 (0:0) gegen Aufsteiger Viktoria Berlin, das siebte Unentschieden im elften Spiel – trotzdem bewiesen die blauen Hardcore-Fans Gespür für die Situation, in der ihre Mannschaft derzeit steckt. Wille und Engagement waren den Sechzigern mal wieder nicht abzusprechen an diesem ersten Samstag im Oktober.
TSV 1860: Die Bilanz ist bescheiden für einen Club, der aufsteigen will
Ebenso sichtbar waren die Verkrampfung und Verunsicherung, mit der sich die Löwen seit Wochen selbst im Weg stehen. Der sportliche Herbstblues beim Vorjahres-Vierten, er geht auch nach dem sieglosen September weiter. Eine Bestandsaufnahme vor der zweiwöchigen Länderspielpause bis zum nächsten Liga-Auftritt gegen Waldhof Mannheim.
Zahlen und Fakten: Zwei Siege aus elf Spielen, mit 13 Punkten nur einen besser als der Viertletzte MSV Duisburg – die Bilanz ist bescheiden für einen Club, der aufsteigen will. Mit sechs sieglosen Spielen am Stück hat Trainer Michael Köllner den Drittliga-Negativrekord seines Vorgängers Daniel Bierofka eingestellt. Bierofka blieb im Schlussspurt der ersten Drittliga-Saison sechmal ohne Dreier, ehe ein 3:2-Zittersieg gegen Fortuna Köln den Klassenerhalt sicherte. Die fußballerische Qualität des Kaders ist inzwischen deutlich höher, wenngleich davon kaum (noch) was zu sehen ist. Die Löwen drehen sich im Kreis.
60-Trainer Michael Köllner auf der Suche nach der richtigen Therapie
Der Trainer: Michael Köllner wirkt wie ein Arzt auf der Suche nach der richtigen Therapie, ohne dass eine genaue Diagnose gestellt wurde. Der Kampf gilt den Symptomen. Fehleranfällige Spieler wie Semi Belkahia landen auf der Bank, formschwache Kollegen wie Quirin Moll oder Marcel Bär in der Startelf, wo sie am Samstag alles schuldig blieben. „Ich kann nur sagen, es tut uns leid, dass wir heute keinen Sieg geholt haben“, beschied Bär den bedienten Sponsoren und Unterstützern nach dem Spiel beim Fantalk in der VIP-Alm. „Wir arbeiten hart daran, das Glück wieder auf unsere Seite zu ziehen.“
Das Thema Mölders: Der 36-jährige Kapitän ist das Gesicht der Krise und trotzdem noch immer der große Mitreißer. Wie nach Köllners Aussagen vom Freitag zu erahnen war, musste Mölders gegen Berlin zum zweiten Mal in Folge von der Bank aus starten. Anders als beim 1:1 gegen Verl hatte seine Einwechslung in der 59. Minute für Bär allerdings eine belebende Wirkung. Erst kam Mölders bei der Ecke zum 0:1 zu spät gegen den Kopfballschützen Tobias Gunte, dann stand er beim 1:1 richtig und versenkte den Pfosten-Abpraller von Stefan Lex. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ungern auf der Bank sitze, wie alle anderen Spieler auch. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen“, sagte Mölders zu seiner Rolle als Joker. Bei Köllner hörte es sich am Samstag im BR nicht nach einer Fortsetzung an: „Ich will den Sascha nicht als Joker einstufen. Ich hoffe, dass damit das Torglück wieder zu ihm zurückkehrt ist.“
TSV 1860: Hiller sieht in der Mannschaft Anzeichen, „dass sie lebt“
Der Ausblick: Am Freitag (19.00 Uhr) treten die Löwen zum Totopokal-Viertelfinale beim starken Regionalligsten TSV Buchbach an. Keine leichte Aufgabe in der gegenwärtigen Verfassung. Ein Hoffnungsträger für die kommenden Wochen ist Stürmer Tim Linsbichler. Der 21-jährige Wiener zählte am Samstag neben Yannick Deichmann, Stefan Lex und Mölders zu den wenigen Lichtblicken. Den Ausgleichstreffer bereitete er nach seiner Einwechslung für Moll engagiert mit vor, indem er den Ball im Sechzehner behauptete, fast wäre ihm per Kopf noch das 2:1 gelungen, Viktoria-Keeper Philip Sprint parierte überragend. „Es tut schon weh, aber es fühlt sich nicht an wie eine Niederlage“, sagte Linsbichler. „Daran, wie die Mannschaft nach dem 0:1 zurückgekommen ist, hat man gesehen, dass sie lebt“, stellte Kollege Marco Hiller fest. Alles andere wäre nach einem guten Viertel der Saison auch ungünstig.