Missverständnisse pflastern also Ismaiks Weg in den deutschen Profifußball. Entsprechend turbulent geht es in den Anfangsjahren zu, im Grunde ab dem ersten Tag. Ismaik versteht nie, dass er als 60-Prozent-Eigner nicht durchregieren kann. Doch auch das Verhalten des Minderheitseigners provoziert Ärger: Es ist nicht die cleverste Strategie, einen Verein zu verkaufen und dann so zu tun, als hätte man ihn nicht verkauft. Die Folge war eine imageschädigende Dauerfehde, begünstigt durch permanente Personal- und Politikwechsel. Dreijahrespläne wurden aufgestellt und verworfen. Schulden angehäuft, weil Ismaik keinen Cent ohne Gegenleistung gibt. Der 2. Juni 2017, Datum des Doppelabstiegs, wird ja landläufig als „Schwarzer Freitag“ bezeichnet. Streng genommen waren es aber sechs schwarze Jahre, denen weitere Jahre folgten, in denen es zumindest sportlich aufwärts ging.
Damals, am Tiefpunkt, änderten beide Seiten ihre Strategie. Ismaik heute: Das ist nicht mehr der beleidigte, ungeduldige Partner im Off. Er schluckt die Schuldenbremse des Vereins, die ihn eines Druckmittels beraubt. Ismaiks Rolle ist jetzt die eines wohlwollenden Begleiters, der nur noch selten zetert, nicht im Stadion auftaucht, dafür aber eine klare Botschaft aussendet: Aufgeben wird er seine Anteile nie – da können seine Gegner noch so laut das Scheichlied singen, pfeifen oder brüllen. Eine PR-Agentur hilft ihm bei der Außendarstellung. Auch in seiner arabischen Heimat will er nicht mehr als kalter Großunternehmer wahrgenommen werden, sondern als weiser Philosoph, der Hegel zitiert und selbst zu politischen Entwicklungen Stellung bezieht.
Doch zurück in den Kosmos Giesing. Beide Parteien, so scheint es, sind des Kämpfens müde geworden. Alle Versuche des Vereins, Ismaik loszuwerden, sind gescheitert. Umgekehrt handelt der Investor nach dem Motto: Wenn du deine Gegner nicht besiegen kannst, dann umarme sie. Sicher: Es ist eine Schein-Harmonie, auf die sich die Gesellschafter geeinigt haben, doch beide Seiten scheinen etwas gelernt zu haben: Weniger Streit bedeutet mehr sportlichen Erfolg. Eine Lehre, die alle Löwen auch in der nächsten Ismaik-Dekade beherzigen sollten.