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Beide Seiten sind des Kämpfens müde - mit professioneller Harmonie in die nächste Dekade?

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Von: Uli Kellner

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1860-Investor Hasan Ismaik zeigt mit dem Daumen nach oben
Nach oben: Hasan Ismaik übernahm einen Zweitligisten, wollte in die Champions League - jetzt spielen seine Löwen seit drei Jahren in der 3. Liga. © dpa / Tobias Hase

Hinter Hasan Ismaik und dem TSV 1860 liegen turbulente 10 Jahre. Zuletzt trugen beide Gesellschafter zum sportlichen Erfolg bei. Ein Kommentar von Uli Kellner.

Pünktlich zu seinem Zehnjährigen sickert immer mehr über die Umstände durch, wie Hasan Ismaik Ende Mai 2011 beim TSV 1860 gelandet ist. Der Unternehmer aus Abu Dhabi, damals schwerreich, hatte schon ein Jahr zuvor eine Investitionsplattform im Fußball gesucht. Statt der AS Rom ist es am Ende der Giesinger Kultclub geworden. Alles ging damals sehr schnell. Zu schnell jedenfalls für Ismaik, um zu realisieren: Diese deutsche Regel namens 50+1 – sie verhindert, dass derjenige mit den meisten Anteilen auch das letzte Wort hat. Darüber hinaus war der Jordanier, wie die SZ enthüllte, ein Spielball des FC Bayern, der mit aller Macht verhindern wollte, dass ihr Arena-Mieter über den, nun ja, Jordan geht.

Missverständnisse pflastern also Ismaiks Weg in den deutschen Profifußball. Entsprechend turbulent geht es in den Anfangsjahren zu, im Grunde ab dem ersten Tag. Ismaik versteht nie, dass er als 60-Prozent-Eigner nicht durchregieren kann. Doch auch das Verhalten des Minderheitseigners provoziert Ärger: Es ist nicht die cleverste Strategie, einen Verein zu verkaufen und dann so zu tun, als hätte man ihn nicht verkauft. Die Folge war eine imageschädigende Dauerfehde, begünstigt durch permanente Personal- und Politikwechsel. Dreijahrespläne wurden aufgestellt und verworfen. Schulden angehäuft, weil Ismaik keinen Cent ohne Gegenleistung gibt. Der 2. Juni 2017, Datum des Doppelabstiegs, wird ja landläufig als „Schwarzer Freitag“ bezeichnet. Streng genommen waren es aber sechs schwarze Jahre, denen weitere Jahre folgten, in denen es zumindest sportlich aufwärts ging.

Am Tiefpunkt, nach dem Doppelabstieg, änderten beide Seiten ihre Strategie

Damals, am Tiefpunkt, änderten beide Seiten ihre Strategie. Ismaik heute: Das ist nicht mehr der beleidigte, ungeduldige Partner im Off. Er schluckt die Schuldenbremse des Vereins, die ihn eines Druckmittels beraubt. Ismaiks Rolle ist jetzt die eines wohlwollenden Begleiters, der nur noch selten zetert, nicht im Stadion auftaucht, dafür aber eine klare Botschaft aussendet: Aufgeben wird er seine Anteile nie – da können seine Gegner noch so laut das Scheichlied singen, pfeifen oder brüllen. Eine PR-Agentur hilft ihm bei der Außendarstellung. Auch in seiner arabischen Heimat will er nicht mehr als kalter Großunternehmer wahrgenommen werden, sondern als weiser Philosoph, der Hegel zitiert und selbst zu politischen Entwicklungen Stellung bezieht.

Doch zurück in den Kosmos Giesing. Beide Parteien, so scheint es, sind des Kämpfens müde geworden. Alle Versuche des Vereins, Ismaik loszuwerden, sind gescheitert. Umgekehrt handelt der Investor nach dem Motto: Wenn du deine Gegner nicht besiegen kannst, dann umarme sie. Sicher: Es ist eine Schein-Harmonie, auf die sich die Gesellschafter geeinigt haben, doch beide Seiten scheinen etwas gelernt zu haben: Weniger Streit bedeutet mehr sportlichen Erfolg. Eine Lehre, die alle Löwen auch in der nächsten Ismaik-Dekade beherzigen sollten.

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