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Gorenzel: „Du musst im Fußball bei allen Prozessen sehr wachsam sein“

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Von: Uli Kellner

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Die Löwen-Fans im Landtag auf einem Balkon im Maximilianeum.
In ihrer Liebe für die Blauen fraktionsübergreifend vereint: Markus Rinderspacher (v.l.), Inge Aures (beide SPD), Manfred Eibl (Freie Wähler), Günther Gorenzel (Sportchef TSV 1860), Martin Hagen (FDP), Hep Monatzeder und Markus Büchler (beide Grüne). © ulk

Auch der 2. Löwen-Stammtisch im Landtag hatte es in sich. Bei der Premiere 2020 geriet Präsident Reisinger in Plauderlaune, diesmal war es Sportchef Gorenzel...

Die Regierungskrise in Österreich, der Höhenflug der FDP. Es hätte viele politische Themen gegeben für die reizvolle Runde, die sich am Donnerstagabend in einer holzvertäfelten Stube im Landtag eingefunden hat. Wann treffen schon mal sechs bayerische Politiker aller (demokratischen) Fraktionen auf Günther Gorenzel, den aus Austria stammenden Sportchef des TSV 1860? FDP-Fraktionschef Martin Hagen jedoch, Initiator des Löwen-Stammtischs im Landtag, stellte zu Beginn der kleinen Fragestunde klar: „Wir reden heute nur über Vereins-, nicht über Parteienpolitik.“

Stoff dafür gab es genug – dafür sorgt die gemeinsame Liebe der fragefreudigen Politiker: der TSV 1860. Fanschals an den Wänden, gegenseitige Geschenkübergabe – und dann ging es auch schon los. Gorenzel blieb 90 Minuten lang anspielbar. Raunen in der Runde gab es vor allem, als es um das Löwen-Gesicht der letzten beiden Jahre ging: um Michael Köllner, 51, den aktuell nicht mehr ganz so erfolgreichen Erfolgstrainer. Am Ende der Veranstaltung kam Hagen extra noch mal zum Journalistentisch, um sich zu vergewissern: Haben das alle so verstanden, dass Gorenzel verbal ein wenig von Köllner abgerückt ist?

Fußball ist ein Wochengeschäft. Der Schneeballeffekt im Fußball ist sehr groß. Ich weiß, dass wir einen sehr guten Trainer haben – mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

1860-Sportchef Günther Gorenzel.

Überraschend war es nämlich so, dass der stets überlegte Sportchef mehrfach die Chance gehabt hätte, auf die wohlwollenden Fragen aus dem Auditorium einzusteigen („War Köllner Ihr bisher bester Transfer?“), es aber bewusst sein ließ, dem Trainer einen Lorbeerkranz zu flechten. Selbst bei der Frage nach einer Jobgarantie für den bis 2023 gebunden Coach wich er aus. Stattdessen sagte er: „Du musst im Fußball bei allen Prozessen sehr wachsam sein. Fußball ist ein Wochengeschäft. Der Schneeballeffekt im Fußball ist sehr groß. Ich weiß, dass wir einen sehr guten Trainer haben – mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ Ob Köllner das auch so sieht, wird er am Freitag ab 15 Uhr auf der Pressekonferenz zum weiterhin wackelnden Waldhof-Heimspiel verraten.

Ansonsten wird vom zweite 1860-Stammtisch im Landtag vor allem hängen bleiben, dass Gorenzel Verständnis für die Verunsicherung seiner Profis zeigt („Spieler sind Menschen mit Seelen“), gleichzeitig aber den Druck erhöht: „Der Spirit von Buchbach ist ab sofort die Messlatte. Ohne ans Limit zu gehen, erreichst du in keiner Sportart etwas. Jeder Spieler muss erkennen, dass er ans Limit gehen muss – von der ersten bis zur letzten Minute. Erst wenn ich dieses Gefühl nicht mehr habe, werden wir andere Maßnahmen ergreifen.“

Bedeutet: Ab sofort zählen nur noch Ergebnisse, auch für Köllner. Oder wie Gorenzel es plakativ ausdrückte: „Du musst Gegenwind in Rückenwind umwandeln.“

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