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„Neuzugang“ Linsbichler - einer für den Ochsensturm 2.0

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Von: Uli Kellner

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Tim Linsbichler bei seinem Kopfball, den Viktoria-Keeper Sprint nur mit Mühe entschärfte.
Da wäre es beinahe passiert: Tim Linsbichler bei seinem Kopfball, den Viktoria-Keeper Sprint nur mit Mühe entschärfte. © Stefan Matzke / Sampics

Fünfter Kurzeinsatz - und fast sein erstes Drittligator. Als Backup geholt, deutet Tim Linsbichler an, dass er auch neben Kapitän Sascha Mölders stürmen könnte.

Am 15. September 2020 nahmen die Löwen den Nachwuchsstürmer Tim Linsbichler, 21, unter Vertrag. Erst elf Monate später, am 11. August 2021, lief der junge Österreicher erstmals für 1860 in einem Pflichtspiel auf. Bezeichnend: Auch bei seinem Debüt im Totopokal (3:0 in Birkenfeld) musste Linsbichler verletzt vom Feld. Sein erstes Jahr in München schien unter keinem guten Stern zu stehen. Ärzte sah er häufiger als den Cheftrainer Michael Köllner – der jedoch schenkte dem Sorgenkind das Wertvollste, das man jemandem schenken kann: Zeit und Vertrauen.

Seit einem Monat ist Linsbichler nun vollständig von seiner Schambeinentzündung genesen – und fester Bestandteil des Profikaders. In der Liga wurde er zuletzt fünfmal eingewechselt – und mit ein bisschen Glück hätte er am Samstag gegen Berlin den Siegtreffer erzielt. Ein Neuzugang, den die wenigsten auf dem Zettel hatten nach den drei nominellen Sommertransfers Bär, Deichmann und Goden.

Der Wiener rackert, wühlt und schont weder sich noch seine Gegenspieler

Bei seinem 17-Minuten-Einsatz am Samstag erhielten die Löwen-Fans erstmals eine Ahnung davon, warum Köllner und Sportchef Günther Gorenzel dem Ex-Hoffenheimer (2016 – 2020) so lange die Stange gehalten haben. Linsbichler kam kurz nach Sascha Mölders, 36, ins Spiel – und harmonierte bestens mit dem 15 Jahre älteren Sturmkollegen. Der Wiener warf seine 1,93 m in die Waagschale, rackerte, wühlte und schonte weder sich noch seine Gegenspieler. Mit seiner Zähigkeit stellte er die Viktoria-Abwehr vor ähnliche Probleme wie der in 20 Profijahren gestählte Kapitän.

Ich bin generell ein Freund von zwei echten Spitzen. In einem offensiv ausgerichteten 3-5-2-System kannst du eine unheimliche Power in der gegnerischen Hälfte entwickeln.

Bernhard Winkler, 55, Sturm-Ikone des TSV 1860.

Mit einem Jahr Verspätung deutet Linsbichler an, dass er mehr sein kann als ein braver Lehrling. Geholt wurde er als Backup für Mölders. Vorstellbar ist nun, dass die beiden Hünen auch mal länger gemeinsame Sache machen – als Ochsensturm 2.0. Für Ex-Stürmer Bernhard Winkler, 55, eine Idee, der er viel abgewinnen könnte. „Ich bin generell ein Freund von zwei echten Spitzen“, sagt der Torjäger der Goldenen 90er: „In einem offensiv ausgerichteten 3-5-2-System kannst du eine unheimliche Power in der gegnerischen Hälfte entwickeln.“ Linsbichler, findet Winkler, habe „gute Ansätze gezeigt“. Jetzt gehe es für ihn darum, gesund zu bleiben – und Spielpraxis zu sammeln.

Die nächste Chance dazu bietet sich am Freitag im Totopokal (19 Uhr, Buchbach), jenem Wettbewerb, der in dieser Saison eng mit dem Namen Linsbichler verbunden ist. Nach seinem unglücklichen Debüt in Birkenfeld (mit Knieprellung raus), hatte der Schlaks in Runde zwei mehr Glück: Beim 3:0 in Bayreuth-Saas traf er erstmals in einem Pflichtspiel für 1860, doppelt sogar. Am Freitag zur Nachahmung empfohlen – ob als Joker, neben Mölders oder als Solospitze, dürfte Linsbichler nach seiner Leidenszeit egal sein.

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