Erstarkter Lex
Eine Statistik, die Mut macht: Zwei der letzten sieben 1860-Tore gehen auf das Konto von Stefan Lex. Okay, es waren „nur“ Treffer im Totopokal (2:0 in Burghausen, 2:2 in Buchbach), aber immerhin: Sie dokumentieren, dass es aufwärts geht mit dem sensiblen Stürmer, der neun Monate lang in einem tiefen Leistungsloch steckte. Dabei ist ein Lex in guter Form immer hilfreich – das weiß auch Trainer Michael Köllner, der den flinken Eittinger zwar öffentlich kritisierte, aber dessen Stammspieler-Status nie wirklich infrage stellte (29 von 30 möglichen Einsätzen seit Januar).
Mölders als Joker
Es soll ja 1860-Fans geben, die dem aktuellen Kader seine Tiefe absprechen. Erfreulich ist, dass zuletzt wenigstens die Ersatzbank an Qualität zugelegt hat. Verantwortlich dafür: Sascha Mölders, 36, zuletzt dreimal in Folge nicht in der Startelf. Als gesichert gilt, dass der Kapitän nicht sehr glücklich ist mit seinem Bankplatz. Aber: Er nimmt die Jokerrolle an – und kann das Team auch pushen, wenn er reinkommt. Siehe das Heimspiel gegen Berlin (Mölders zum 1:1) – und siehe Totopokal. Auch bei der Aufholjagd in Buchbach (3:2) war 1860 erst bissig, als Mölders bei Fans und Mitspielern für Emotionen sorgte.
Linsbichler im Aufwind
Sein Name war zwölf Monate lang gesetzt – in der berüchtigten Spalte „Es fehlen“, die Zeitungen gerne neben der mutmaßlichen Aufstellung abdrucken. Schambeinentzündung, Corona-Infektion – der junge Wiener hat (fast) nichts ausgelassen, seit ihn Günther Gorenzel vor gut einem Jahr von der TSG Hoffenheim losgeist hat. Was sich der Sportchef von seinem Landsmann versprach, deutet der 21-Jährige immer häufiger an: Beinahe-Siegtreffer gegen Berlin, Wendetor in Buchbach (zum 1:1) – Linsbichler setzt seinen schlaksigen Körper immer häufiger gewinnbringend für die Löwen ein (1,93 m). Jetzt muss er nur noch gesund bleiben.
Der Dressel-Faktor
Beim 1:1 gegen Berlin trug der eingewechselte Mittelfeld-Dynamiker einen gehörigen Teil zur Schlussdominanz der Löwen bei, im Totopokal in Buchbach kehrte Dressel in die Startelf zurück und schoss seine Mannschaft kurz vor Schluss mit dem schwächeren rechten Fuß ins Halbfinale. An diese Leistung gilt es nun anzuknüpfen. Wie sagte Dressel jüngst im Interview: „Ich will eine Geschichte schreiben mit Sechzig, etwas Besonderes leisten. Wir wollen alle was reißen hier in dieser Saison und es ist noch vieles möglich.“
Die intakte Moral
Zwei Rückstände aufgeholt, zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheidungen getrotzt. Kein Wunder, dass Köllner nach dem Zitterspiel in Buchbach die psychische Robustheit seines Teams betonte: „Hut ab, dass wir immer wieder zurückgekommen sind. Wir sind nicht gerade in einer Hochphase, aber gerade dann sind solche Spiele wichtig.“ Einschränkung: Nach dem erfolgreichen Elfmeterschießen im Totopokal gegen Burghausen folgte vor einem Monat das magere 1:1 bei Hallensern, die eine Stunde lang zu zehnt spielten.
Fan-Comeback
Erstmals seit dem 29. Februar 2020 sind am Samstag im Grünwalder Stadion wieder 15 000 Zuschauer erlaubt. Damals siegten die Löwen in letzter Minute mit 4:3 gegen den Chemnitzer FC (Siegtor: Prince Owusu), ein Spiel, das kein Dabeigewesener so schnell vergessen wird. Auch die Bilanz gegen Mannheim hat sich aufgehellt. In der vergangenen Saison gab’s zwei Siege, das 5:0 im Dezember-Heimspiel beendete die Serie von sechs sieglosen Spielen. Ein gutes Omen?