Poschner: "Ich bin kein Seelenklempner"

München - Nach noch nicht einmal einer Woche im Amt hat der neue Löwen-Sportchef Gerhard Poschner eine Seite seines Jobprofils schon verstanden: Mit verbalen Streicheleinheiten erreicht man mit dieser Mannschaft so gut wie gar nichts.
So wie Gerhard Poschner seine Premiere beim TSV 1860 München erlebt hat, so wünscht man wohl keinem den Start bei einem neuen Arbeitgeber: Der erste Auftritt der Mannschaft unter der Ägide des neuen Sportchefs - ein Fiasko. Ohne Konzentration, ohne Mut, ohne Leidenschaft, kurz: ohne jegliche professionelle Einstellung präsentierte sich die Mannschaft bei der Niederlage in Dresden.
Zwar bemühte sich Poschner nach dem Spiel zunächst, der Pleite auch etwas Positives abzugewinnen ("Es war ein wunderbarer Moment, um zu schauen, wie sich wer präsentiert"). Doch der neue starke Mann im sportlichen Bereich scheint schnell verstanden zu haben, dass man bei dieser Mannschaft mit positiven Worten nur wenig bewirken kann. Deshalb deutete Poschner bald an, dass sich jeder Spieler im Kader, unabhängig von der Dauer des Vertrages, ab sofort auf dem Prüfstand befände. In die Zukukuftsplanung könnten nur die Spieler miteinbezogen werden, die auch dafür bereit sind, sagte Poschner nach dem Spiel.
Nimmt man das Dresden-Spiel als Maßstab, dann ist wohl kein einziger Löwen-Spieler willens, den Weg des neuen Sportchefs mitzugehen. Da davon, trotz aller fehlender Einstellung der Spieler, kaum auszugehen ist, scheint die Suche nach den Gründen noch weiter gehen zu müssen, tief hinein in die Psyche der Spieler.
Da macht Poschner aber nicht mit, sondern fordert eine gründliche Selbstreflexion der Akteure. "Jeder kann jetzt für sich überlegen, was mental bei ihm nicht gut war", sagt Poschner in der "Süddeutschen". Seelenbalsam möchte er den Spielern nicht verteilen, im Gegenteil: "Ich bin jetzt auch kein Seelenklempner, der da bei jedem nachfragt." Klingt schroff, ist vielleicht auch so gemeint. Die Mannschaft jedenfalls soll sich selbst hinterfragen - und die Antworten am Samstag beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld liefern.
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