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Florida: Ein Jahr danach

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Strand von Florida © dpa

Am 19. September 2010 wurde das Leck der Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko offiziell für „tot“ erklärt. Für die Hoteliers an Floridas Westküste...

...bedeutete dies Aufatmen nach einer Katastrophe, die sie eigentlich nie erreicht hatte und die dennoch bis heute nachwirkt, wie unser Autor Boris Forstner erlebte.

Gelangweilt sitzt ein Hotelmitarbeiter auf seinem Stuhl am Strand. Mit einer Hand stützt er sein Kinn ab, mit der anderen hält er einen Schlauch und spritzt einem jungen Pärchen die Füße ab. Die zwei wollen die riesige, aufblasbare Rutsche am Strand ausprobieren, die hier, am Trade Winds Island Resort in St. Petersburg (Florida) am Golf von Mexico, Teil des gigantischen Wasserparks ist. Es ist wenig los an diesem herrlichen Strand an diesem makellosen Septembervormittag bei rund 30 Grad, und Keith Overton hat eine

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Keith Overton ist Direktor des Trade Winds Island Resort in St. Petersburg. „Es war unser schlimmstes Jahr“, sagt er über die Ölpest im Golf von Mexiko, obwohl die Umweltkatastrophe bei ihm nie angekommen war. © FORSTNER

ganz einfache Erklärung dafür: „Der September ist traditionell unser schlechtester Monat im Jahr, da sind alle wieder in der Schule“, sagt der bullige Chef des Hotels mit seinen 584 Zimmern, 200 Suiten und sechs Penthouses. Auf die Frage, ob der schwache Besuch nicht auch mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexico letztes Jahr zu tun haben könnte, verfinstert sich seine Miene: „Es war unser schlimmstes Jahr“, sagt er leise. Am 20. April vergangenen Jahres explodierte im Golf von Mexico die Ölplattform Deepwater Horizon, Schlamperei war die Ursache. Monatelang bekamen die Fachleute das Ölleck nicht in den Griff, es strömten Unmengen Öl ins Meer und sorgten für die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA. Genau ein Jahr ist es nun her, dass die Quelle offiziell für „tot“ erklärt wurde. Tatsächlich wurden damals viele Strände verschmutzt, wie die ausführlichen Fernsehberichte zeigten. Doch das traf vor allem Louisiana rund um New Orleans. Das benachbarte Florida war nicht betroffen, beteuert Overton. „Es gab kein Öl in ganz Florida. Doch überall hat es nur geheißen: Der ganze Staat ist voller Öl.“ Es gab kein Entkommen vor der öffentlichen

Meinung: Mitgehangen, mitgefangen, das war die traurige Wahrheit.Obwohl die Ölquelle satte 400 Kilometer Luftlinie entfernt war. Auch Marion Wolf, die Amerikanerin ist, aber völlig akzentfrei deutsch spricht und von Bad Homburg aus die Tourismusregion St. Petersburg/ Clearwater in Europa vertritt, hat sich damals den Mund fusselig geredet, dass bei ihnen alles in Ordnung ist – vergeblich. Dabei könnten die malerischen Strände der Region nicht schöner sein: Mehrere sind schon von Fachleuten, darunter dem berühmten „Dr. Beach“, zu den schönsten Stränden der USA gekürt worden – und da zählt immerhin auch Hawaii dazu. Ob der Fort de SotoStrand, den Dr. Beach wegen seines wunderbar weißen, weichen Sands mit ElfenbeinSeife vergleicht, oder das abgelegene Caladesi Island, der nur per Boot erreichbar ist – es ist ein gesegnetes Fleckchen Erde,

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Am liebsten ist er am Strand - Stephen P. Leatherman alias Dr. Beach hat in diesem Jahr den «Fort De Soto Park - North Beach» bei St.Petersburg in Florida © dpa

das man sich in seinen Träumen nicht schöner vorstellen kann. St. Petersburg steht sogar im Guinness Buch der Rekorde – 768 Tage in Folge hat dort schon einmal die Sonne gescheint. Umso frustrierender waren die Einbrüche im Vorjahr. Und die sind immer noch nicht ganz aufgeholt: „Die individuellen Gäste, die Familien, sind recht schnell wiedergekommen“, berichtet Hotelchef Overton. Doch eine wichtige Einnahmequelle sind die Geschäftsleute. Die haben ihre Meetings storniert und weil sie ein Jahr vorausplanen, wirkt die Ölpest, die in Florida nie angekommen war, immer noch nach. Als Entschädigung gibt es eine stattliche Summe vom Ölkonzern BP, wie hoch, darf Overton nicht sagen. „Es ist eine faire Summe“, sagt er nur. „Aber ich hoffe, es geht jetzt wieder nach oben.“ Wer als Urlauber spontan ist, sollte am besten gleich fliegen – Platz genug ist dort.

DIE REISE-INFOS ZU FLORIDA

REISEZIEL Die Region St. Petersburg/ Clearwater liegt auf einer

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© dpa

Halbinsel im zentralen Westen Floridas, am Golf von Mexiko. Die Küste ist gesäumt von vorgelagerten Inseln und kilometerlangen weißen Sandstränden, die zu den schönsten der USA gehören. Und Unterhaltung ist nicht weit weg: Themenparks wie Walt Disney World Resort und Sea World in Orlando sind nur 90 Autominuten entfernt.

ANREISE Lufthansa fliegt täglich von München via Frankfurt oder New York nach Orlando. Ab ca. 560 Euro. www.lufthansa.de.
Einreise Besucher müssen über einen gültigen Reisepass und eine vorliegende elektronische Einreiseerlaubnis (ESTA) verfügen. Die ESTA-Erlaubnis kann man im internet unter https://esta.cbp.dhs.gov. (auch auf Deutsch) beantragen, der Antrag kostet 14 US-Dollar (rund 10 Euro, Zahlung per Kreditkarte).

REISEZEIT/KLIMA Heiß ist es in Florida eigentlich das ganze Jahr über. Wer es ruhiger mag, sollte ab September fahren, dann ist Nebensaison. Allerdings ist von Juni bis November Hurrikan-Zeit.

WOHNEN Trade Winds Island Resort, St. Petersburg Beach, direkt am Strand gelegen, 585 Betten, fünf Pools und großer Spaß-Wasserpark. Das Hotel kann über Dertour gebucht werden, ab 67 Euro pro Person im DZ.

ESSEN & TRINKEN Die Bouillabaisse im Cassis American Brasserie ist göttlich (170 Beach Drive, St. Petersburg www.cassisab.com). In Tarpon Springs, der Stadt mit den meisten Griechen der USA, kommt man am Restaurant Mykonos nicht vorbei. Wer den flambierten Käse nicht probiert, hat definitiv etwas verpasst.

STRÄNDE Auch in diesem Jahr ist Florida in der berühmten Top-Ten-Liste von Dr. Beach mit drei Stränden vertreten. An erster Stelle nennt der Strand-Bewerter Siesta Beach in Sarasota südlich von St. Petersburg, an sechster St. George Island State Park im Florida Panhandle und an zehnter Cape Florida State Park in Key Biscayne. Die gesamte Liste unter www.drbeach.org.

KULTUR Das 1982 eröffnete Dali-Museum in St. Petersburg beherbergt die größte Sammlung der Werke des katalonischen Künstlers außerhalb Europas. www.thedali.org.

INFOS St. Petersburg Tourism, Repräsentanz in Deutschland, tel. 06172-38809480, e-Mail: info@VisitsPC.de, www.floridasbeach.com,

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