Das ist Deutschlands erste Design-Jugendherberge

Berchtesgaden - Hagebutten-Tee und Spüldienst: Jugendherbergen haben oft ein verstaubtes Image. Die erste Design-Jugendherberge Deutschlands in Berchtesgaden will damit aufräumen.
Der Mief verschwindet. Einige bayerische Jugenherbergen wagen derzeit teure Modernisierungsmaßnahmen, um ihren Gästen ein zeitgemäßes Wohnen zu ermöglichen. Jüngstes Beispiel: die Jugendherberge Berchtesgaden, die in den letzten Monaten zum Designer- Gästehaus mit Alpenblick umgebaut wurde. An diesem Wochenende nun präsentiert sich das „Haus Untersberg“ mit seinen knapp 100 Betten in neuem Gewand. Große Fenster, helle Farben, neue Räume mit drahtlosem Internetzugang. In den kommenden Jahren sollen die anderen Gebäude der Jugendherberge ebenfalls durch weitere Baumaßnahmen neu gestaltet werden. Dazu initiierte der Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH) einen Architekturwettbewerb zur neuen Gestaltung.
Deutschlands erste Design-Jugendherberge
Das aufgefrischte Gästehaus mit Blick auf den Watzmann verfügt nun über eine sogenannte Snow-Lounge und Aufenthaltsräume für Familien oder Lehrkräfte. Der DJH-Landesverband wollte bei dem Umbau zielgruppenorientierter als bisher vorgehen. „Unsere Gäste sind junge Reisende aus aller Welt, Schulklassen, Sportgruppen und Familien“, sagt Markus Achatz, Sprecher der bayerischen Jugendherbergen. „Wir haben Platz für Tagungen und Seminare mit Bezug zu Schule und Jugend.“ Stockbetten etwa gehören damit aber nicht der Vergangenheit an, bekommen jedoch einen neuen Charakter.
Und einen neuen Namen. Als „Schlaf-Cocoons in Nischen“, die „eigene Raumzonen bilden“, beschreibt der Verband das neue Stockbett-Design. Die oberen Betten können hochgeklappt werden, um eine Sitznische oder ein großzügiges Bett zu schaffen. „Zusätzlich hat jedes Zimmer nun eine eigene Dusche und ein WC bekommen. Für alle Räume wurde ein eigenes Farbkonzept entworfen“, sagt Markus Achatz, Sprecher der bayerischen Jugenherbergen. Wohnbereiche wurden demnach rot gestaltet, Sanitär blau, die Schlafbereiche grün.
Auch in Lenggries im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird seit knapp einem Jahr eine Jugendherberge für rund 2,4 Millionen Euro generalüberholt, schon im Dezember sollen dort die ersten Gäste wohnen können. „Auch hier wurde Wert daraufgelegt, die Zimmer hell zu gestalten, die Räume neu aufzuteilen“, sagt Achatz. Er betont aber, dass es kein „Standard- Modell Jugendherberge“ gebe. Der individuelle Charakter des Hauses soll miteinfließen. Im Nürnberger Stadtzentrum etwa befindet sich eine Jugendherberge in einer Burganlage. Bis Herbst 2012 ist auch dort der Gäste-Betrieb lahmgelegt. Danach soll die Herberge innen komplett modernisiert sein, der Burg- Charme aber erhalten bleiben.
In Berchtesgaden dominiert seit dem Umbau heimisches Holz als Bau- und Gestaltungsmaterial. Dazu gehören Holzfußböden, „deren Gebrauchsspuren die Geschichte mehrerer Gästegenerationen erzählen“, wie Achatz erklärt. Das hat jedoch auch seinen Preis. In der neuen Jugenherberge in Berchtesgaden werden die Kosten für die Übernachtung um rund sechs Euro steigen, von 16 Euro auf 22 Euro. „Das liegt natürlich an dem durch den Umbau deutlichen gestiegenen Standard“, erklärt Achatz. Die Umbaumaßnahmen verfehlen jedoch nicht ihre Wirkung. In Garmisch-Partenkirchen wurde bereits vor sechs Jahren eine Jugendherberge aufwendig umgestaltet. „Dort verzeichneten wir auch dank des Umbaus deutliche Zuwächse in der Auslastung“, so Achatz weiter.
Von Patrick Wehner