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Opulent, schwer, dunkel: Relaunch des Skandinavien-Designs

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Skandinavisches Design steht für helle, leichte und puristische Möbel. Das könnte aber bald Geschichte sein! Eine neue Generation Designer erfindet den Stil neu - und bringt schwere, dunkle Möbel und Wohnaccessoires mit Materialien wie Eisen, Stahl und Marmor heraus.

Akzente in Gold am Tischbein die Platte grüner Marmor: Das Unternehmen Handvärk arbeitet konträr zum üblichen hellen, leichten Stil Skandinaviens mit schweren und teuren Materialien (Tisch: 2061 Euro plus MwSt). Foto: Handvärk
1 / 12Akzente in Gold am Tischbein die Platte grüner Marmor: Das Unternehmen Handvärk arbeitet konträr zum üblichen hellen, leichten Stil Skandinaviens mit schweren und teuren Materialien (Tisch: 2061 Euro plus MwSt). Foto: Handvärk © Handvärk
Dunkle Farben, mondäner Stil und architektonische Formen dominieren die Produktpalette des schwedisch-dänischen Unternehmens Friends & Founders (Spiegel ab 192 Euro, Stuhl ab 648 Euro, Tisch ab 1530 Euro). Foto: Friends & Founders/Pär Olofsson
2 / 12Dunkle Farben, mondäner Stil und architektonische Formen dominieren die Produktpalette des schwedisch-dänischen Unternehmens Friends & Founders (Spiegel ab 192 Euro, Stuhl ab 648 Euro, Tisch ab 1530 Euro). Foto: Friends & Founders/Pär Olofsson © Pär Olofsson
Vom Teilnehmer der Casting-Show Pop Stars zum Möbelproduzenten: Emil Thorup gehört das Label Handvärk. Foto: Skovdal.dk/Sara Toft Jessen
3 / 12Vom Teilnehmer der Casting-Show Pop Stars zum Möbelproduzenten: Emil Thorup gehört das Label Handvärk. Foto: Skovdal.dk/Sara Toft Jessen © Sara Toft Jessen
Die Farben des neuen skandinavischen Möbelstils sind dunkel, vor allem Schwarz dominiert. Das zeigt auch das Unternehmen Handvärk bei diesem Nachttisch mit Marmorplatte (358 Euro). Foto: Handvärk
4 / 12Die Farben des neuen skandinavischen Möbelstils sind dunkel, vor allem Schwarz dominiert. Das zeigt auch das Unternehmen Handvärk bei diesem Nachttisch mit Marmorplatte (358 Euro). Foto: Handvärk © Handvärk
Auch bei den Wohnaccessoires geht die neue Generation Designer andere Wege: Louise Roe nutzt Marmor für ihre Dosen (ab 28 Euro). Foto: Louise Roe/Michael Rygaard
5 / 12Auch bei den Wohnaccessoires geht die neue Generation Designer andere Wege: Louise Roe nutzt Marmor für ihre Dosen (ab 28 Euro). Foto: Louise Roe/Michael Rygaard © Michael Rygaard
Jacob Gubi ist der CEO und Besitzer des Möbelunternehmens Gubi. Foto: Gubi
6 / 12Jacob Gubi ist der CEO und Besitzer des Möbelunternehmens Gubi. Foto: Gubi © Gubi
Die Möbeldesigner von Friends & Founders setzen auf geometrische und architektonische Formen - wie sich am Sockel dieser Tische zeigt (Je ab 642 Euro). Foto: Friends & Founders/Andreas Stenmann
7 / 12Die Möbeldesigner von Friends & Founders setzen auf geometrische und architektonische Formen - wie sich am Sockel dieser Tische zeigt (Je ab 642 Euro). Foto: Friends & Founders/Andreas Stenmann © Andreas Stenmann
Junge Unternehmen wie New Works wollen einen luxuriösen Look etablieren. Unter den Produkten befindet sich ein Stuhl, gefertigt aus unterschiedlich gefärbten Betonelementen (ca. 1600 Euro). Foto: New Works/Monique Consentino
8 / 12Junge Unternehmen wie New Works wollen einen luxuriösen Look etablieren. Unter den Produkten befindet sich ein Stuhl, gefertigt aus unterschiedlich gefärbten Betonelementen (ca. 1600 Euro). Foto: New Works/Monique Consentino © Monique Consentino
Die jungen skandinavischen Designer spielen mit Formen und ihrer Wirkung: Kantig wirkt etwa der Stuhl my chair von Friends & Founders, dennoch ist er laut dem Unternehmen «überraschend komfortabel» (ab 450 Euro). Foto: Friends & Founders/Andreas Stenmann
9 / 12Die jungen skandinavischen Designer spielen mit Formen und ihrer Wirkung: Kantig wirkt etwa der Stuhl my chair von Friends & Founders, dennoch ist er laut dem Unternehmen «überraschend komfortabel» (ab 450 Euro). Foto: Friends & Founders/Andreas Stenmann © Andreas Stenmann
Möbeldesignerin Louise Roe aus Kopenhagen nutzt mundgeblasenes Glas für ihre Vasen, was man bisher eher mit dem Design aus dem Süden verbindet (je ab ca. 30 Euro). Foto: Louise Roe/Michael Rygaard
10 / 12Möbeldesignerin Louise Roe aus Kopenhagen nutzt mundgeblasenes Glas für ihre Vasen, was man bisher eher mit dem Design aus dem Süden verbindet (je ab ca. 30 Euro). Foto: Louise Roe/Michael Rygaard © Michael Rygaard
Die Skandinavier leisten sich nun eine experimentelle, künstlerische Note. Beim Möbelunternehmen New Works zeigt sich das etwa in Pendelleuchten aus mondänen Materialien wie Marmor, Stahl, Kork und auch dem Klassiker Holz (134 bis 330 Euro). Foto: New Works/Monique Consentino
11 / 12Die Skandinavier leisten sich nun eine experimentelle, künstlerische Note. Beim Möbelunternehmen New Works zeigt sich das etwa in Pendelleuchten aus mondänen Materialien wie Marmor, Stahl, Kork und auch dem Klassiker Holz (134 bis 330 Euro). Foto: New Works/Monique Consentino © Monique Consentino
Die Zutaten für den neuen skandinavischen Stil sind nicht mehr helle Farben und leichte Materialien. Unternehmen wie Gubi setzen nun auf Dunkles und samtige Polsterstoffe (Sofa 4429 Euro). Foto: Gubi
12 / 12Die Zutaten für den neuen skandinavischen Stil sind nicht mehr helle Farben und leichte Materialien. Unternehmen wie Gubi setzen nun auf Dunkles und samtige Polsterstoffe (Sofa 4429 Euro). Foto: Gubi © Gubi

Stockholm (dpa/tmn) - Skandinavisches Möbeldesign ist weltberühmt und begehrt. Aber eine junge Generation von Gestaltern und Produzenten erfinden es noch einmal grundlegend neu. Denn der Markt für Möbel, Leuchten und Wohnaccessoires scheint gesättigt zu sein.

Und häufig gibt es nur noch Neuauflagen von Klassikern. Dass die Designindustrie dennoch nicht ganz ermattet ist, zeigen die Skandinavier. Nirgendwo sonst findet man derzeit so viele junge Unternehmen, die versuchen, mit neuen Konzepten den Markt für Wohnprodukte zu erobern.

Anfang des Jahres hat sich Handvärk aus Dänemark gegründet. Inhaber Emil Thorup ist als Designer Autodidakt. Er war Teilnehmer der Casting-Show Pop Stars und war Sidekick in einer TV-Show. Aber schon von Kindheitstagen an hat sich Thorup auch für Design interessiert. Nur erfüllt sich der 31-Jährige den Traum von einer eigenen Möbelmarke.

Bei Thorups Möbeln bleibt nicht mehr viel übrig vom traditionellen Stil der Skandinavier. Die Nordeuropäer verwenden gerne helle Hölzer und stehen für eine schlichte, zeitlose Gestaltung. Thorup arbeitet konträr mit schweren, teuren Materialien wie Stahl, Eisen, Messing und Marmor. Die Farben sind dunkel, vor allem Schwarz dominiert. «Mein Stil ist international, nicht mehr typisch skandinavisch. Er funktioniert in Asien genauso wie in Europa oder den USA», erklärt Thorup. Er sagt sogar: «Ich möchte nicht als Vertreter des New Nordic Stils gesehen werden.»

Jacob Gubi ist auch ein Vertreter, der weder an der mächtigen Tradition festhält noch auf der New-Nordic-Welle mitschwimmt. Sein Unternehmen ist seit 1967 in Familienbesitz, aber 2010 hat Gubi sich als Design-Marke komplett neu aufgestellt.

Der Hersteller arbeitet nun mit einer jungen Generation internationaler Designer zusammen, etwa Sebastian Herkner aus Deutschland oder das aus Mailand und Kopenhagen stammende Designerpaar Stine Gram und Enrico Fratesi. «Ich wollte eine Kollektion aufbauen, die keine kulturellen Grenzen kennt und sich durch eine Vielfalt an unterschiedlichen Einflüssen auszeichnet», erklärt Gubi das. Die Interieurs wirken mondän, setzen eine romantische Bohème-Welt in Szene. «Wir wollen emotionaler und luxuriöser sein, als man es sonst von den Skandinaviern gewohnt ist.»

Dunkle Farben, edle Materialien wie Marmor und Messing, samtige Polsterstoffe - das sind also die Zutaten für den neuen Stil. «Wir wollen etwas Neues ausprobieren, einen luxuriösen Look etablieren», sagt auch Josefine Hedemann, Projektleiterin bei New Works. Das Unternehmen aus Kopenhagen gibt es seit 2015. Unter den Produkten befindet sich zum Beispiel ein Stuhl, gefertigt aus unterschiedlich gefärbten Betonelementen. Auch das steht für den neuen Stil: Die Skandinavier sind nicht mehr nur nüchtern-protestantisch, sondern leisten sich eine experimentelle, künstlerische Note.

Vor drei Jahren gegründet haben sich Friends & Founders. Das schwedisch-dänische Unternehmen nennt seine Kollektion «non-iconic» und wendet sich damit gegen den inflationär gewordenen Klassikerkult. Geometrische und architektonische Formen dominieren ihre Produkte. Es gibt etwa komplett schwarze Stühle aus kantigem Stahl. Die insgesamt raue, harte Anmutung erinnert manchmal an die Düsternis der Krimiserien, mit der die Skandinavier in den vergangenen Jahren ebenfalls sehr erfolgreich waren.

Auch Louise Roe aus Kopenhagen geht mit ihren Wohnaccessoires den Weg der neuen Generation. «Die Materialien sind beim Design vergleichbar mit den Zutaten beim Kochen», findet die Designerin. Roe nimmt für ihre Blumenvasen und Tischwaren Marmor und mundgeblasenes Glas. Beide Materialien verbindet man eher mit dem Design aus Italien - wo Roe in der Modebranche gearbeitet hat. Sie vergleicht den Entwurf einer Serie von Wohnaccessoires auch mit der Arbeit an einer Modekollektion.

Auch diese Einstellung steht für das neue Design aus Skandinavien. Es ist international und es hat keine Berührungsängste mit anderen Disziplinen wie Mode oder Kunst. Die junge Szene steht nicht mehr für einen Purismus, sondern für einen bunten Gestaltungsmix mit Zutaten aus der ganzen Welt.

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