Wo lauern Mängel bei Gebrauchtimmobilien?
Vor dem Kauf einer Gebrauchtimmobilie sollte das Traumhaus oder die Wohnung genau unter die Lupe genommen werden. Vorsicht vor dem Verliebtheitseffekt! Denn: Liebe macht bekanntlich blind.
Vor der Objekt-Besichtigung steht der Lage-Check – an unterschiedlichen Tagen, zu verschiedenen Zeiten. Ist die Nachbarschaft für gut befunden (Stichwörter: Lärm, Parkplätze, Infrastruktur), so kann das Traumhaus oder die Wohnung unter die Lupe genommen werden. Das sollte sorgfältig und planvoll geschehen.
Liste mit K.-o.-Kriterien
Empfehlenswert ist eine Liste mit K.-o.-Kriterien mit den individuellen Mindest-Standards: Ist der Balkon groß genug? Hat das Bad ein Fenster? Ist ein Aufzug vorhanden? Wenn solche Fragen geklärt sind, geht es bei älteren Immobilien auf Mängelsuche. Erste Frage dabei: Wie steht es um den energetischen Zustand und einen eventuellen Sanierungsbedarf? Die Sanierung und Modernisierung eines Einfamilienhauses aus den 30er-Jahren auf aktuelles Neubau-Niveau kostet rund 100.000 Euro, bei einer Wohnung kann man auch mit 25.000 Euro energetisch schon viel ausrichten.
Wichtig bei der Besichtigung: neutralen Beobachter mitnehmen und eine umfassende Foto-Dokumentation für das ruhige Studium zu Hause anfertigen. Dann ist man am besten gegen den Verliebtheitseffekt geschützt. Der kann beispielsweise eintreten bei einem besonders schönen Balkon mit Bergsicht.
Kompass, Feuerzeug & Co
Wer eine Immobilie sorgfältig prüfen will, nimmt zur Besichtigung einen Werkzeugkasten mit. Da hinein gehören: Ein Kompass, um auch an trüben Tagen feststellen zu können, ob der Balkon wirklich nach Süd-West ausgerichtet ist. Des Weiteren ein Feuerzeug, um an verschiedenen Stellen und Höhen in den Räumen die Winddichtigkeit zu prüfen.
Mit einem Maßband kann man schnell feststellen, ob die Heimkinoanlage ins Wohnzimmer passt oder der erträumte Whirlpool im Bad Platz hat. Und auch kleine Wasserwaagen (zehn Zentimeter) geben Auskunft, wie sorgfältig am Mauerwerk oder Bodenbelag gearbeitet wurde. Dass man mit solchen Checks als Pedant dasteht, muss man nicht befürchten; im Gegenteil: solch ein Verhalten signalisiert extrem hohes Kaufinteresse.
Bauch und Nase besichtigen mit
Die Grundregel jeder Besichtigung lautet zwar, kühlen Kopf zu bewahren, sich viele Notizen machen und auf die Fakten achten. Dennoch dürfen die Gefühle nicht ganz ausgeschaltet werden. Das beginnt am Eingang: Nicht schnell hindurch ins repräsentative Wohnzimmer mit Austritt auf Balkon oder Terrasse. Im Flur kommt man später jeden Tag aufs Neue heim, oft auch mit Einkaufstüte, Sporttasche oder Kinderwagen.
Ist dafür ausreichend Platz? Kann man einen Schuhschrank aufstelaufstellen? Bei einer vierköpfigen Familie kommt da einiges an Schuhwerk zusammen. Weiter: Ist die allgemeinde Raumsituation freundlich und hell? Oder stört irgendetwas, auch wenn man nicht sofort sagen kann, was? Deshalb: Zeit nehmen und erst einmal in Räume „hineinhorchen“ und „hineinfühlen“. Übrigens lohnt es auch, erst einmal in einen Raum hineinzuschnuppern: Hat da jemand versucht, mit Duftspray einen unangenehmen Modergeruch zu überdecken?