Abnehmen mit Botox: „Überdosis kann tödlich sein“ - Arzt erklärt die Alarmsignale

Abnehmen mit Magen-Botox liegt im Trend, ist aber hochgefährlich. Ein Chirurg warnt vor einer tödlichen Überdosis.
Es klingt verlockend: Eine kleine endoskopische Behandlung in Dämmerschlaf-Narkose, ähnlich wie bei einer Magenspiegelung - und schon purzeln hinterher die Pfunde wie von Geisterhand und ohne Diät. Dazu lassen sich Patienten Botox in die Magenwand spritzen, insbesondere in der Türkei wird diese Abnehme-Methode vergleichsweise günstig angeboten. Doch Magen-Botox ist äußerst riskant. Es kann eine Botoxvergiftung verursachen und im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. Davor warnt der Starnberger Chirurg Dr. Joachim Graf von Finckenstein in einem Beitrag für Münchner Merkur, tz und 24vita.
Magen-Botox: 200-fach höhe Dosis als bei Faltenbehandlung

„Bei einem Magen-Botox kommt eine bis zu 200-fach größere Dosis zum Einsatz als bei der Faltenbeseitigung im Gesicht, für deren Zweck die Botox-Präparate eigentlich zugelassen sind. Dieser Off-Label-Use des Arzneimittels kann auch Gefahren mit sich bringen – wie die aktuellen Fälle aus der Türkei zeigen. Allerdings ist bisher noch unklar, ob es durch ein fehlerhaftes Botox-Präparat zu den Komplikationen kam oder ob die Behandlungen falsch durchgeführt wurden“, analysiert von Finckenstein.
Botox-Behandlung läuft ähnlich ab wie eine Magenspiegelung
Beim Magen-Botox wird ein Botox-Präparat an mehreren Stellen in die Magenwand gespritzt. Dazu schiebt der Arzt wie bei einer Magenspiegelung einen biegsamen Schlauch durch die Speiseröhre bis in den Magen. „Ziel des Eingriffes ist es, die Magenmuskulatur durch das Botox zu lähmen und die Verdauung zu verlangsamen“, erklärt von Finckenstein. So soll das Sättigungsgefühl verlängert werden - mit dem Effekt, dass man weniger isst. Allerdings fehle noch der wissenschaftliche Beleg dafür, dass die Wirkung des Eingriffes über den Placebo-Effekt hinausgeht, mahnt der Starnberger Mediziner. Unklar sei auch, ob das Botox - ähnlich wie bei Gesichtsbehandlungen - auch in der Magenmuskulatur innerhalb eines halben Jahres wieder abgebaut wird.
Das sind die Anzeichen für eine Magen-Botox-Überdosis
Zum Hintergrund: In der ästhetischen Medizin spielt Botox schon lange eine zentrale Rolle. Es wird in vielen Arztpraxen landauf, landab zur Faltenglättung eingesetzt. Auch Urologen nutzen die Substanz, um Inkontinenz zu bekämpfen. Beim Magen-Botox liege die große Gefahr in einer Überdosierung, erläutert der plastische und ästhetische Chirurg von Finckenstein: „Beim Botulismus, wie die Botox-Vergiftung auf Medizinerdeutsch heißt, wird die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln blockiert. Infolgedessen kommt es am Anfang oftmals zu Sehstörungen – Betroffene sehen beispielsweise verschwommen oder doppelt. Auch Sprachstörungen sowie Beschwerden beim Schlucken und Atmen können auftreten. Trägheit in Armen und Beinen können ebenfalls Anzeichen einer Überdosis sein. In besonders schweren Fällen greift das Botox auch die Organe an. Wenn die Herz- oder Atemmuskulatur durch die Substanz gelähmt wird, kann die Vergiftung tödlich ausgehen.“
Bei einer Botoxvergiftung hilft nach einer raschen Diagnose ein Gegengift
Im Falle einer Botoyvergiftung sei rasche Diagnose entscheidend. „Dann stehen die Chancen sehr gut, weil es inzwischen ein Gegengift gibt“, berichtet von Finckenstein. Wer Botox zur Faltenglättung nutze, müsse sich keine Sorgen machen, erklärt von Finckenstein. Denn bei den gängigen Anti-Aging-Einsätzen im Gesicht kämen nur geringe Menge Botox zum Einsatz. „Eine Überdosis ist praktisch ausgeschlossen.“