Nach Sommerinterview: AfD-Chef Gauland attackiert ZDF-Moderator scharf - So reagiert der TV-Sender

Alexander Gauland hat dem ZDF ein Sommerinterview gegeben. Es ging um Zukunftsthemen, zu denen der AfD-Chef wenig bis nichts beizutragen hatte. Nun beschwerte sich Gauland über die Fragen.
Update vom 05.09.2018 - 18.07 Uhr: In der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ am Dienstagabend war Hinrich Lührssen von der AfD zu Gast. Als er das Parteiprogramm erklären soll, platzt dem Moderator der Kragen.
Die ursprüngliche Meldung
Berlin - Die Menschheit ist nach Ansicht von AfD-Chef Alexander Gauland machtlos gegenüber der Erderwärmung. „Ich glaube nicht, dass es gegen den Klimawandel irgendetwas gibt, was wir Menschen machen können“, sagte Gauland am Sonntag im ZDF-Sommerinterview. „Wir hatten früher Heißzeiten, wir hatten früher kalte Zeiten, längst vor der Industrialisierung.“ Die AfD zweifelt die nach Einschätzung der allermeisten Wissenschaftler treibende Rolle des Menschen beim Klimawandel an und fordert in ihrem Wahlprogramm den Austritt Deutschlands aus dem Pariser Klimaabkommen.
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AfD-Rentenkonzept: Laut Gauland nicht mehr in diesem Jahr
Gauland verteidigte zugleich den Entschluss der Partei, erst im kommenden Jahr ein Rentenkonzept vorzulegen. Es gehe um ein schwieriges Thema. Auf die Frage, wie sich die private Vermietung von Wohnungen über die Plattform Airbnb regeln lasse, sagte der Parteichef: „Eine Regulierungsmöglichkeit haben wir auch nicht gefunden.“ Allerdings solle der Bund viel mehr Geld in den Bau von Häusern und Wohnungen stecken.
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Auch auf die Frage, ob er die Digitalstrategie seiner Partei erklären könne, sagte Gauland: "Nein, das kann ich Ihnen nicht erklären. Es ist allgemein bekannt, dass ich persönlich keine enge Beziehung zum Internet habe und ich bin auch kein Fachmann für diese Fragen."
Er sehe zwar das Problem, dass Arbeitsplätze durch die Digitalisierung wegfallen könnten, "ohne dass wir schon über Alternativen genügend nachgedacht" hätten. "Aber von einer Strategie zur Digitalisierung kann nicht die Rede sein und ich wüsste auch im Moment keine", sagte der 77-Jährige.
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Alexander Gauland: AfD ist „auch die Oppositionspartei“
„Wir sind als Partei groß geworden gegen bestimmte Fehlentwicklungen“, sagte Gauland auf die Bemerkung seines Gesprächspartners, dass seine Partei Antworten auf Zukunftsfragen schuldig bleibe. „Auf dem Gebiet sind wir auch die Oppositionspartei. Das war ursprünglich die Eurorettung, das ist die Flüchtlingskrise. Dann gibt es andere politische Themenfelder, die sich natürlich erst langsam entwickelt haben, auch in der Partei.“

Die Aufzeichnung des Interviews am Sonntagmorgen in Potsdam wurde kurzfristig von Passanten gestört, die Gauland beschimpften und ausbuhten mit den Worten: „Gauland, die Schande im Herzen von Potsdam“ oder „widerlich“. Sie hielten Schilder nach oben mit der Aufschrift: „Schämen Sie sich.“
ZDF-Moderator Thomas Walde und Gauland setzten ihr Interview etwas irritiert fort. Wenig später hatten sich die drei Protestierenden beruhigt. Auf Anfrage von Merkur.de erklärte das ZDF: „Den drei Personen wurde gesagt, dass hier gerade eine Aufzeichnung eines Live-Interviews stattfinde, das am Abend um 19.10 Uhr im ZDF gesendet werde. Sie wurden gebeten, dies zu respektieren.“
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Alexander Gauland: Mega-Kritik auf Twitter
Im Internet wurde Gauland auch aus der Politik für seinen Auftritt mit Häme überhäuft. So schrieb FDP-Mann Buschmann: „Zu #Gauland im #zdf kann man ja nun nichts twittern. Er wusste schließlich zu keinem einzigen aktuellen Thema etwas Konkretes zu sagen.“
SPD-Juso Kühnert meinte: „Was @ThomasWalde grad im #Sommerinterview mit #Gauland bot war ein denkwürdiges Stück politischer #Journalismus. Auslachen ist als Reaktion aber zu wenig. Bei der #AfD ist’s inhaltlich stockdunkel. Was sie zum Strahlen bringt ist der düstere Schatten der anderen. Grundsätzlich lösbares Problem.“
SPD-Vize Ralf Stegner befindet: „Das war ein sehr nüchternes professionelles Interview mit berechtigten Fragen und entlarvender Inhaltsleere in den Nichtantworten. Empfehlenswert!“
AfD-Chef Gauland beschwert sich heftig über Fragen im ZDF-Sommerinterview
Gauland kritisierte das ZDF-Sommerinterview vom Sonntagabend scharf. „Es ist unverhältnismäßig einseitig, dass Walde offensichtlich die Mission hatte, die AfD von vorne herein als konzeptlos darzustellen“, teilte Gauland am Montag auf Anfrage mit. „Das ist gelinde gesagt absolut unjournalistisch.“ Thomas Walde, der stellvertretende Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin, hatte Gauland am Sonntag rund 20 Minuten lang befragt.
Das ZDF wies die Kritik der AfD zurück: „Im „Berlin direkt“-Sommerinterview mit Alexander Gauland hat Moderator Thomas Walde Themen angesprochen, die für die Menschen im Land eine hohe Bedeutung haben, wie zum Beispiel Rente, Digitalisierung und Klimawandel“, teilte ein Sprecher auf Anfrage in Mainz mit.
Die ZDF-Sommerinterviews gibt es seit 30 Jahren. Im Rahmen dieser Interviewreihe stellte Walde dem Politiker zahlreiche Fragen - allerdings nicht zu Flüchtlingen, wie die zuständige Redaktion von „Berlin direkt“ in einem Tweet zur Sendung ausdrücklich betonte: „Mit den Themen Klima, Rente, Digitalisierung - und ohne Flüchtlinge“.
ZDF erklärt: Deshalb wurde Gauland nicht zum Thema Flüchtlinge befragt
Das ZDF erklärt gegenüber unserer Redaktion: „Zu dem genannten Thema wurde Herr Gauland ja schon oft befragt. In diesem „Berlin direkt“-Sommerinterview sollte es darum gehen, den AfD-Chef auch mal zu anderen aktuellen Themen zu befragen – Klimawandel und Rente zum Beispiel.“
Stattdessen hakte Walde beispielsweise beim Thema Rente mehrfach nach: „Ihre Partei hat kein Konzept zur Rente vorgelegt. Warum haben Sie sich die Mühe nicht gemacht?“, wollte er etwa wissen. „Das stimmt so nicht“, entgegnete Gauland und verwies auf den Parteitag, der zu diesem Thema geplant sei. Walde verteidigte die Sendung am Sonntag auf Twitter: „Er wird hart befragt wie andere auch. Journalismus“.
ZDF-Mann Walde reagiert auf Gauland-Kritik
Walde äußerte sich mittlerweile in einem Interview mit dem Mediendienst DWDL.de zu seiner Strategie. „Ich wollte Herrn Gauland mal nach etwas anderem befragen, weil die AfD ja sehr oft über das Flüchtlingsthema spricht. Mein Ziel war es, über Themen zu sprechen, die für die Menschen im Land eine hohe Bedeutung haben“, so Walde.
Auf Gaulands Kritik erwidert er: „Ich habe mich in das AfD-Programm eingelesen und gezielt nach Themen geschaut, die gewissermaßen fragwürdig sind“, sagt der 55-Jährige. Und weiter: „Ich habe ihm Fragen gestellt, er hat in Ruhe antworten können. Und er hätte das Thema Flüchtlinge bei der einen oder anderen Frage ja ansprechen können, wenn er es gewollt hätte. Die Zuschauer können sich jetzt eine Meinung bilden. So soll es sein.“
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dpa, mke