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Planegg - Schwere Vorwürfe richten sich gegen den Bürgermeister: Er soll die Bürger im Gemeinderat öffentlich gedemütigt haben
Bauamtsmitarbeiterin Ursula Janson war gerade dabei, dem Planegger Gemeinderat zu erklären, wie Bürger bei der Gestaltung des neuen Bahnhofareals mitwirken sollen. Da unterbrach sie Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) und richtete das Wort an die Handvoll Zuhörer am anderen Ende des Saals. „Weil ich an der Stelle schon ein Grinsen erwartet habe...“, setzte er an und zog einen Zettel aus der Hosentasche. Darauf: eine Passage aus der Zeitschrift „Der bayerische Bürgermeister“, die Hofmann ausgiebig zitierte. Sinngemäß ging es darum, dass Kommunalpolitiker nicht nur für diejenigen Verantwortung tragen, die am lautesten ihren Unmut äußern, sondern für die gesamte Gemeinde.
Von dem Vorfall im März angegriffen fühlten sich Barbara Markert (51) und Robin Düll (50). Die Martinsrieder sind Dauergäste im Gemeinderat, notieren mit, stellen Fragen. Und sind vom Verhalten des Bürgermeisters so schockiert, dass Markert jetzt eine Beschwerdemail an ihn verfasst hat. Diese verschickte sie aber nicht nur an Hofmann persönlich, sondern auch an viele Mitglieder des Gemeinderats, das Bundespräsidialamt, Innenminister Joachim Herrmann oder die bayerische SPD-Chefin Natascha Kohnen. „Er hat die anwesenden Bürger persönlich angegriffen“, schildert Markert ihren Eindruck der Szene. „Es ist eines Bürgermeisters nicht würdig, so mit Menschen umzugehen.“ Zuschauer aufgrund ihres Gesichtsausdruckes öffentlich zu maßregeln sei gegen die Meinungsfreiheit. „Keiner von uns hat provozierend die Zunge rausgestreckt oder Ähnliches“, argumentiert Markert.
In einem persönlichen Gespräch habe Hofmann sein Eingreifen ihr zufolge sogar verteidigt. Gegenüber Hallo wollte der Bürgermeister zu den Vorwürfen keine Stellungnahme abgeben. Nur so viel: „E-Mails solcher Art, ohne sachlich bezogene Frage zu einem Gemeindethema, beantworte ich grundsätzlich nicht“, teilte er schriftlich mit. Keine Antwort hat Markert auch von den anderen Empfängern ihrer Mail bekommen. „Wir beantworten solche Anfragen nur, wenn sie sich direkt an den Bundespräsidenten wenden“, erklärt ein Sprecher des Bundespräsidialamtes. Bei lokalen Streitigkeiten könne dieser ohnehin nicht viel tun. „Außerdem bekommen wir dafür viel zu viele Mails dieser Art.“ Romy Ebert-Adeikis