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CSU sowie Bürgervereinigungen aus Obermenzing und Aubing kritisieren Pläne von SPD und Grünen, die Tramlinie 17 nach Freiham zu verlängern.
München-West - Wichtige Ergänzung des Nahverkehrsnetzes oder Auslöser eines massiven Verkehrschaos‘ – über eine Trambahn nach Freiham ist ein Streit entbrannt. SPD/Volt und Grüne/Rosa Liste wollen der Verlängerung der Linie 17 die höchste Priorität einräumen. Eine Verlängerung von der Endhaltestelle Amalienburgstraße zum Obermenzinger Kreisel - die sogenannte Schlösser-Tram - ist schon länger im Gespräch. Doch nun soll sie das neue Viertel Freiham über Aubing und Obermenzing an die Innenstadt anbinden. Dagegen regt sich nun Widerstand.
Schlösser-Tram statt U5-Verlängerung nach Freiham
Die CSU befürchtet, dass das Projekt den Ausbau der U5 nach Freiham gefährdet. „Eine Tram neben beziehungsweise vor der U-Bahn ist niemals finanzierbar“, sagt der CSU-Landtagsabgeordnete für den Münchner Westen, Josef Schmid. Das erhöhte Verkehrsaufkommen durch die mehr als 25.000 zuziehenden Menschen könne aber nicht über eine Tram abgeleitet werden.
Zudem warnt die CSU, dass für die Straßenbahn-Schienen, die auf der Bergsonstraße und der Verdistraße verlaufen sollen, jeweils zwei Fahrspuren wegfallen müssten. „Das führt zu einem Verkehrschaos auf unseren eh schon überlasteten Straßen“, kritisiert der Vorsitzende des Aubinger Bezirksausschusses, Sebastian Kriesel.
U3 nach Pasing als Alternative
Das befürchtet auch die Bürgervereinigung Obermenzing: „Mit großem Entsetzen haben wir von diesem Ansinnen erfahren“, schreibt der Vorsitzende und CSU-Politiker Frieder Vogelsgesang in einer Pressemitteilung. Er spricht sich stattdessen dafür aus, die U3 von Moosach über Untermenzing und die Blutenburg nach Pasing weiterzuführen. Zusätzlich soll am Ende der A8 ein Park&Ride-Parkplatz für Pendler entstehen. „Erst wenn hierdurch der Verkehr auf der Verdistraße erkennbar reduziert werden konnte, kann man über eine Trambahn durch die Verdistraße nachdenken“, meint die Bürgervereinigung.
Kritik kommt auch von der Bürgervereinigung Aubing. Die Trambahn müsste in Aubing die Bahntrasse der S4 durch die neu geplante Unterführung am Germeringer Weg queren. Die Bürgervereinigung geht davon aus, die Unterführung dann 4,50 statt der versprochenen 3,80 Meter hoch sein müsste, damit die Tram hindurch kommt. „Damit könnte der Schwerlastverkehr - wenn der Aubinger Tunnel wieder mal dicht ist - von der A99 über die Aubinger Allee durch Aubing in Richtung Kreuz Lochhausen abgeleitet werden.“
„Problem: Eine Tram neben beziehungsweise vor der U-Bahn ist niemals finanzierbar...Oder anders herum: Finanziert man vorher die Tram, wird es den dringend benötigten Zuschuss des Bundes ... von mehreren hundert Millionen nicht mehr geben können.“
— Bürgervereinigung Aubing - Neuaubing e.V. (@buergeraubing) February 22, 2021
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Diese überdimensionierte Unterführung sei jedoch völlig unnötig, denn die Tram werde niemals kommen. Sie sei nicht wirtschaftlich. „Die Autobahnmeisterei und der Obermenzinger Friedhof sowie die Einfamilienhausgebiete entlang der Trasse bringen einfach nicht genug Bedarf.“ Deshalb fordert die Bürgervereinigung stattdessen, den Takt der Buslinie 143 zu erhöhen.
SPD und Grüne halten Tram für sinnvolle Ergänzung zur U5
Christian Müller, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. „Im 22. Stadtbezirk böte eine solche Trambahn, die idealerweise von Lochhausen bis Freiham führen sollte, eine gute Ergänzung. Sämtliche S-Bahnhöfe und die U-Bahn könnten so miteinander verknüpft werden.“ Selbstverständlich müsste auch die U-Bahn schnellstmöglich nach Freiham gebaut werden. „Allerdings bewegt sie sich in Ost-West-Richtung und bedarf daher einer Nord-Süd-Verknüpfung.“ Auch Anna Hanusch, Fraktionsvorsitzende der Grünen, spricht von einer sinnvollen Ergänzung, „die einen bisher zu schwach versorgten Bereich der Stadt deutlich besser anbinden würde“.
Beide verweisen darauf, dass der genaue Trassenverlauf noch untersucht werden müsse. „Eine Entscheidung, ob und bis wohin eine Tram 17 im weiteren Verlauf sinnvoll geführt wird, kann erst danach entschieden werden“, meint Hanusch. „In dieser frühen Planungsphase Projekte gegeneinander auszuspielen, nur weil sie möglicherweise die gleiche Endhaltestelle haben, ist absurd.“