100 Jahre Freistaat Bayern: Die Revolution im Kasernenviertel
Neuhausen – Es war der Beginn eines aufwühlenden Geschichtsabschnitts: Eine Ausstellung der Geschichtswerkstatt zeigt jetzt die Akteure und Schauplätze der Novemberrevolution 1918 bis 1919







„Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt – Bayern ist fortan ein Freistaat“, mit diesen Worten proklamierte Kurt Eisner am 7. November 1918 nach einer unblutigen Revolution die Republik. Damit begann ein aufwühlender Geschichtsabschnitt, der mit der Niederschlagung der Räterepublik Anfang Mai 1919 endete. Was sich in dieser Zeit in Neuhausen und Nymphenburg abspielte und welche Menschen aus dem Stadtbezirk beteiligt waren, zeigt die Geschichtswerkstatt ab Freitag, 16. November, mit einer Fotoausstellung in der Stadtbibliothek Neuhausen.
„Durch seine Kasernen war Neuhausen schon am ersten Tag betroffen“, berichtet Stadtteilhistoriker Franz Schröther. „Eisner zog von der Theresienwiese durchs Westend und über die Donnersbergerbrücke nach Neuhausen zur Marsfeld- und zur Max II.-Kaserne, damit sich die Soldaten anschließen konnten, was auch völlig unblutig gelang“, sagt Schröther. Unterwegs kamen die Revolutionäre am damaligen Militärgefängnis an der Leonrodstraße 53, dem „Franzl“, vorbei und befreiten Gefangene. „Die Lebensumstände der normalen Leute haben sich aber nicht verändert. Sie hatten nach vier Jahren Krieg immer noch Hunger“, so Schröther.
Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern und seine Familie bekamen das Ende der Monarchie deutlich zu spüren. Im Januar 1919 verließen die Wittelsbacher Schloss Nymphenburg und zogen in ihr Stadtpalais am Wittelsbacherplatz. Damit fiel auch die Arztpraxis weg, die Ludwig Ferdinand als Mediziner im Schloss betrieben hatte. Nachdem der Familie ein Wohnrecht im Schloss zugesprochen wurde, kehrte sie 1924 dorthin zurück.
Zudem erinnert die Ausstellung an die Straßenkämpfe und deren Opfer, die vom 1. bis 7. Mai in München zu beklagen waren. Dabei wurden die roten Kämpfer der Räterepublik von den „weißen Truppen“ der Reichswehr besiegt. „Da war hier Mord und Totschlag“, fasst Schröther zusammen. Auch viele Unbeteiligte wie der Arbeiter Johann Lehner aus Neuhausen seien damals gestorben. Sein Schicksal wurde auf Fotos festgehalten, die in der Ausstellung zu sehen sind. Begleitend dazu beschreibt die neueste Ausgabe der Vereinszeitschrift „Werkstatt-Nachrichten“ die Ereignisse vor Ort vom 7. November 1918 bis Eisners Ermordung am 21. Februar 1919. Ein zweites Heft, das im Juni 2019 erscheint, befasst sich mit der Räterepublik bis Mai 1919.
Ursula Löschau
Schau und Vortrag
Die Fotoschau der Geschichtswerkstatt ist von Freitag.16. November, bis Freitag, 4. Januar, bei freiem Eintritt während der regulären Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Neuhausen, Nymphenburger Straße 171a, zu sehen: Dienstag bis Freitag, 10.00 bis 19.00 Uhr sowie Samstags, 10.00 bis 15.00 Uhr.
Am Dienstag, 20. November, um 19.30 Uhr, hält Franz Schröther dort einen Vortrag.
Weitere Informationen zur Ausstellung unter: www.muenchner-stadtbibliothek.de