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Hilblestraße: BA macht jetzt Druck

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BA-Mitglieder und Anwohner bei der symbolischen Umbenennung der Hilblestraße. © ul

Die Hilblestraße trägt den Namen eines treuen NSDAP-Anhängers. Das soll sich bald ändern. Das Stadtarchiv will die Studienergebnisse noch vor der Sommerpause liefern.

Neuhausen – Die Prüfung der Stadt zur Umbenennung der Hilblestraße stellt die Geduld des Bezirksausschusses (BA) Neuhausen-Nymphenburg auf eine harte Probe.

Update 6. Juni 2019

Genug gewartet: Wenn die Stadt die seit 2011 geforderte Umbenennung der Hilblestraße nicht vollzieht, dann macht es der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg – und sei es nur symbolisch. Dazu hat das Gremium an einer Ecke der Hilblestraße jetzt den Namen mit NS-Vergangenheit durchgestrichen und ein neues Namens­schild aufgehängt. Der BA will die Straße nach der jüdischen Neuhauser Künstlerin Marie Luise Kohn, alias Maria Luiko (1904 bis 1941) benennen. Bevor es zu einer offiziellen Entscheidung kommt, muss jedoch eine Studie zum Umgang mit historisch belasteten Straßennamen abgewartet werden. Laut Projektleiter Andreas Heusler vom Stadtarchiv soll der Stadtrat nun vor der Sommerpause erfahren, was die Prüfung von rund 6300 Straßennamen ergeben hat.

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So soll die Hilblestraße künftig heißen. © ul

Vorab will Heusler keine Details verraten. Auf Hallo-Anfrage sagt er aber doch: „Die Hilblestraße wäre ein Kandidat, der von uns weiterhin als kritisch betrachtet wird.“ Schon vor etwa drei Jahren hat das Stadtarchiv eine Umbenennung befürwortet. Mit dem Stadtratsbeschluss von 2016, alle Münchner Straßennamen zu überprüfen, wurden Einzelfallentscheidungen jedoch zurückgestellt. „Wir haben uns alle angeschaut und dabei ging Sorgfalt vor Schnelligkeit. Daher liegen wir etwas hinter dem Zeitplan“, sagt Heusler. Nun seien die wissenschaftlichen Untersuchungen beendet und der Bericht für den Stadtrat in Arbeit.

Dem BA ist derweil die Geduld ausgegangen. „BA-Mitglieder und Teilnehmer von Bürgerversammlungen ärgern sich seit Jahren über den Namenspatron und können nicht verstehen, warum eine Umbenennung in einem so klaren Fall so lange dauert“, schimpft der Kulturausschuss-Vorsitzende Leonhard Agerer. Friedrich Hilble (1881 bis 1937) war Antisemit und leitete bis 1937 das Münchner Wohlfahrtsamt. Er hat Juden die Sozialhilfe verweigert und „Asoziale“, so der Nazi-Jargon, in Arbeits- und Konzentrationslager bringen lassen. ul

Erstmeldung 31. Mai 2018

Statt auf Empfehlungen der Stadtverwaltung zu warten, fordert das Gremium jetzt alle Bürger auf, Namensvorschläge beim BA einzureichen. 

Friedrich Hilble (1881 bis 1937) war Antisemit und stand der NSDAP nahe. Unter den Nazis veranlasste er als Leiter des Münchner Wohlfahrts- und Jugendamtes Deportationen von Arbeitslosen und Fürsorgeempfängern ins KZ Dachau. Diese Fakten sind seit Jahren bekannt. Unter anderem deckte die Geschichtswerkstatt Neuhausen in einem Buch aus dem Jahr 2010 diese Hintergründe auf. 

Friedrich Hilble (1881 bis 1937) war Antisemit und stand der NSDAP nahe.
Friedrich Hilble (1881 bis 1937) war Antisemit und stand der NSDAP nahe. © ul

Der BA fordert seitdem einen neuen Namen für die Straße im Neuhauser Kasernenviertel. Doch das Gremium wurde mehrfach vertröstet. Aktueller Grund: Die Stadt nimmt seit 2016 alle Münchner Straßennamen auf historische Belastungen hin unter die Lupe (Hallo berichtete). Bevor die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, greift die Stadt keine Einzelfälle heraus. 

Für den BA eine unbefriedigende Situation. Deshalb macht er jetzt selbst den nächsten Schritt und sammelt Alternativvorschläge. Einer der ersten stammt von Franz Schröther von der Geschichtswerkstatt: „Die anderen Straßen im Viertel sind nach früheren LMU- und TU-Professoren benannt. Es gibt doch bestimmt noch weitere verdiente Persönlichkeiten der LMU oder TU.“ 

Wer ebenfalls Ideen äußern möchte, kann sich unter Telefon 1 59 86 89 35 an den BA wenden.

Ursula Löschau

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