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Wegen Neubauplänen: Pasinger Mieter (96, 87 und 76) müssen umziehen

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In der ehemaligen Eisenbahnersiedlung Pasings, in der heute noch einige Parteien wohnen, sollen zwei Wohnhäuser für einen Neubau weichen.
In der ehemaligen Eisenbahnersiedlung Pasings, in der heute noch einige Parteien wohnen, sollen zwei Wohnhäuser für einen Neubau weichen. © andy

Das Immobilienunternehmen Vonovia will zwei Häuser abreißen und ein Hochhaus bauen. Deshalb müssen die 19 Mietparteien – dort teilweise seit mehr als 45 Jahren – ausziehen...

Pasing – Vor 48 Jahren zog Georg Mayr in seine Wohnung an der Hieronymusstraße 1. Sein Nachbar Ludwig Asam lebt sogar schon seit 56 Jahren dort. Doch nun müssen die beiden ehemaligen Eisenbahner ausziehen. Eigentümer Vonovia, Deutschlands größtes Immobilienunternehmen, will zwei Gebäude abreißen und stattdessen ein Hochhaus bauen. Man habe eine Aufstockung geprüft, diese aber aus statischen Gründen verwerfen müssen, teilte Sprecherin Bettina Benner mit.

Für den 76-Jährigen und den 96-Jährigen war diese Nachricht ein Schock: „In unserem Alter tut man sich nicht mehr so leicht mit einem Umzug. Wir schaffen den Stress und die Hektik nicht mehr“, befürchtet Mayr.

Mieter kritisieren fehlende Informationen

Er kritisiert zudem das Vorgehen der Vonovia. „Sie sagen uns nicht, wann sie starten wollen und ob schon eine Baugenehmigung vorliegt.“ Zwar habe das Unternehmen eine Versammlung mit den 19 betroffenen Mietparteien veranstaltet, aber dort habe es kaum konkrete Informationen gegeben. „Wenn wir nachgefragt haben, sind sie laut und schroff geworden“, kritisiert er. Die Unklarheit sei eine große psychische Belastung für ihn: „Wenn man nicht weiß, was passiert, macht einen das fertig.“

Das Haus, in dem Josefine Kunze und Georg Mayr wohnen, will Vonovia abreißen.
Das Haus, in dem Josefine Kunze und Georg Mayr wohnen, will Vonovia abreißen. © andy

Das Wohnungsunternehmen widerspricht dieser Darstellung. Sprecherin Benner sagt: „Vonovia hat bei einer Mieterversammlung das geplante Vorhaben und das Angebot an die Mieterschaft umfassend vorgestellt.“ Insbesondere habe man herausgestellt, dass kein Mieter seine Wohnung verlassen müsse. Es komme nur zum Abriss, wenn man mit allen Mietern eine einvernehmliche Lösung finde. 

Den Bewohnern würden Ersatzwohnungen zu denselben Quadratmeterpreisen wie bisher angeboten. Bei der Lage richte sich das Unternehmen nach den Wünschen der Mieter. „Das kann Pasing sein, aber auch an jedem anderen Standort.“ Zudem helfe man beim Umzug.

Mieterverein hält Angebot von Vonovia für fair

Der Mieterverein München hält das für ein faires Angebot. Geschäftsführer Volker Rastätter würde den Bewohnern raten, umzuziehen. Er sagt: „Dass es in Einzelfällen wie bei dem 96-jährigen Bewohner schwierig ist, verstehen wir. Hier muss Vonovia alles Erdenkliche tun, um dem alten Herren den Umzug so leicht wie möglich zu machen.“ 

Ein anderer schwieriger Fall ist Josefine Kunze. Sie wohnt mit ihrem Lebensgefährten und zwei Kindern in einer Vierzimmerwohnung. Davon ist in der Pasinger Anlage derzeit aber nur eine weitere frei – im dritten Stock. Für Kunze, die eine Tochter im Rollstuhl hat, ist das keine Option. Zudem fürchtet sie, einen behindertengerechten Umbau selbst zahlen zu müssen. „Wir werden kämpfen bis zum Ende“, kündigt sie an.

Einige andere Mieter haben sich inzwischen mit Vonovia geeinigt. Für Mayr kommt das nicht in Frage. Er befürchtet, dass die alte Miete nur vorübergehend gilt: „Vonovia will Geld verdienen. Irgendwann wird sich die Miete verdoppeln.“ 

Unterstützung erhält er von Mieterbeirat Willy Schneider. Er lädt am Mittwoch, 22. Mai, ab 19 Uhr zur Gründung einer Mietergemeinschaft ins Pasinger Rathaus. Gemeinsam könnten sie ihre Interessen besser vertreten.

Andreas Schwarzbauer

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