Wegen Lehrermangels an Realschule: „Kein regulärer Unterricht möglich“

Das Schuljahr ist eine Woche alt und schon fällt Unterricht an der Realschule an der Blutenburg aus – wegen Lehrermangels. Elternbeiratsvorsitzender Stefan Binner ist entsetzt.
Pasing-Obermenzing – Schon vor den Sommerferien hatte der Elternbeiratsvorsitzende der Realschule an der Blutenburg, Stefan Binner, den Bezirksausschuss um Hilfe gebeten: Es gebe einen massiven Lehrermangel.
Das Referat für Bildung und Sport (RBS) teilte daraufhin mit, dass es 82 neue Lehrer eingestellt habe: „Die Unterrichtsversorgung an den städtischen Realschulen ist sichergestellt“, so Sprecherin Katharina Rieger.
Das sieht Binner allerdings anders: „Ich habe erfahren, dass von den über 150 Stunden, die die Schulleitung angefordert hat, erst ein Drittel besetzt sind. Es fehlen meines Erachtens also noch mindestens fünf Lehrer.“
Die Folge: Die Schüler hätten in der ersten Schulwoche noch keinen Stundenplan bekommen. Eine zehnte Klasse sei erst einen Tag später ins neue Schuljahr gestartet. Und seine Tochter habe drei Klassenleiter: Die eigentliche sei krank, die andere gehe bald in Mutterschutz und eine Nebenfachlehrerin sei als Zwischenlösung vorgesehen.
„Es geht genauso weiter wie letztes Schuljahr“, fürchtet Binner. Damals hätten die Kinder zum Teil monatelang Ausfall in Hauptfächern wie Mathe gehabt, Bläserklasse und Big Band seien weggefallen – und Lehrer an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen. „Sie leisten Übermenschliches.“
Auch der Realschullehrerverband sieht die Lage kritisch: „Die Problematik ‚Fehlzeiten und Unterrichtsausfall an Münchner Realschulen’ ist uns grundsätzlich seit Jahren bekannt“, sagt der Münchner Bezirksvorsitzende Alexander Georg. An der Schule an der Blutenburg seien die Ausfälle bisher nicht vollständig ersetzt worden. „Hier ist vor allem das Referat gefordert.“
Sechs neue Lehrer wurden heuer befristet eingestellt

Dort sieht man das anders. Die Situation habe sich verbessert, da sechs neue Lehrer befristet eingestellt worden seien. „Der Unterrichtsbetrieb ist sichergestellt, der Pflichtunterricht ist abgedeckt und die freiwilligen Leistungen der Landeshauptstadt München können umgesetzt werden.“
Allerdings räumt die RBS-Sprecherin ein, dass es schwierig sei, genügend Lehrer einzustellen – vor allem im Realschulbereich. „Es bestand für das neue Schuljahr ein Bedarf von circa 90 Lehrkräften, dem aktuell 82 Einstellungen gegenüberstehen.“ Vor allem für die naturwissenschaftlichen Fächer, Kunst, Sport und Französisch gebe es zu wenige Bewerber. #
Aber: „Der Bedarf in diesen Fächern kann durch schulinterne Umplanung ausgeglichen werden.“ Und um auf kurzfristige Ausfälle besser reagieren zu können, habe die Stadt seit diesem Schuljahr eine Vertretungsreserve.
Der Realschullehrerverband sieht die Situation an den städtischen Realschulen dennoch mit Sorge. Die Bewerberzahlen seien bei der Stadt zwischen 2016 und 2018 um fast die Hälfte zurückgegangen. „Die Landeshauptstadt muss als Arbeitgeberin dringend attraktiver werden und vor allem auf die hohen Lebenshaltungskosten in München reagieren“, so Georg.
Die Anforderungen an Lehrer stiegen immer weiter, das führe zu Unmut: Aus einer Umfrage von 2018 gehe hervor, dass die Münchner Lehrer „in starkem Maße unzufrieden“ seien. „München müsste dauerhaft ein motivierendes Umfeld für Lehrkräfte schaffen, dass diese ihrer Arbeit auch in der Großstadt mit Freude nachgehen“, fordert Georg.
Andreas Schwarzbauer
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