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Frauen-Quote in der Politik wieder rückläufig: Ausstellung klärt über die Gründe auf

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Professorin Daniela Neri-Ultsch hat die Ausstellung konzipiert.
Professorin Daniela Neri-Ultsch hat die Ausstellung konzipiert. © hki

Es brennt in der Politik: Seit zehn Jahren sinkt die Frauen-Quote im Landtag. Woran das liegt und wie man dagegen vorgehen will, zeigt jetzt eine Ausstellung in Giesing.

Obergiesing/Haidhausen – Genau 199 Frauen saßen bislang im bayerischen Landtag – eine Ausstellung über die Politikerinnen, ihr Schaffen und ihre Erfolge wird am kommenden Montag (siehe unten) im Giesinger Bahnhof eröffnet.

„Mit Ausstellung und Begleitprogramm rücken wir die heutige Situation von Frauen und ihren gesellschaftlichen Einfluss in den Fokus“, sagt Gülseren Demirel, Landtagsabgeordnete für Giesing (Grüne), die die Ausstellung ins Viertel holte. Das sei überfällig, denn: „Der Frauenanteil ist wieder rückläufig“, sagt sie.

Davon kann auch Historikerin und Professorin Daniela Neri-Ultsch, die die Ausstelllung konzipiert hat, berichten: „Der Frauenanteil hatte seinen Höhepunkt 2008 mit 32 Prozent. Seither sinkt er wieder.“ Nicht zuletzt, weil etwa die SPD, die traditionell einen starken Frauenanteil hat (derzeit im Landtag: 50 Prozent) etliche Mandate einbüßte. Die AfD, die stattdessen in den Landtag zog, hat eine sehr niedrige Frauenquote: Gerade mal zwei der ursprünglich 22 Abgeordneten sind Frauen. Ebenso bei der FDP – nur eine von insgesamt elf Politikern ist eine Frau.

Für die Münchner Expertin Neri-Ultsch steht fest: „Frauen können sehr viel bewegen und es gibt sehr viele Vorbilder für uns.“ Ihre Studie hat außerdem gezeigt: Erst seit Frauen mitregieren, sind Themen aus ihrer Lebenswelt in den Fokus der Politik gelangt – sei es der berufliche Wiedereinstieg nach der Elternzeit oder Kinderbetreuungsplätze. 

Unter den vielen starken Frauen aus der Politik hat die Professorin ein besonderes Vorbild: Barbara Stamm. „Sie hat es gelebt, sich für Frauen einzusetzen“, sagt sie und nennt mehrere Beispiele: Sie war nicht nur eine der ersten Ministerinnen Bayerns und erste Landtagspräsidentin, sie kämpfte auch im Kleinen für ihre Belange. Etwa, als sie 2003 darauf bestand, eine Kinderkrippe im Landtag einzurichten.

 „Damals wurde sie belächelt und die Krippe hatte nur zehn Plätze“, sagt Neri-Ultsch. Heute sind es 50 Plätze plus Warteliste – und Lachen muss darüber bestimmt keiner mehr.

Oder Hedwig Westphal, 1931 geboren, im März dieses Jahres verstorben, die eine der ersten Frauen im Landtag auch in einem Ausschuss war. „Die Leistung der Frauen muss endlich gewürdigt werden“, findet Neri-Ultsch. Und: „Gerade in der Nachkriegszeit haben sie bereits sehr viel geschafft.“

Was ihr mehrmals passierte, wenn sie die Ergebnisse ihrer Studie vorstellte: „Alle haben geglaubt, ich hätte mich in der Zahl geirrt, aber es war so: Zwischen 1946 und 2016 waren insgesamt nur 178 Frauen im Landtag.“ Inzwischen sind es 199.

Hanni Kinadeter

Ausstellung und Programm in Giesing

„Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort“ ist vom Dienstag, 24. September, bis Donnerstag, 26. September je 12 bis 19 Uhr im Kulturzentrum Giesinger Bahnhof, Giesinger Bahnhofplatz 1, zu sehen. Dazu gibt es ein Begleitprogramm der Grünen-Politikerinnen.

Montag, 23. September, 18.30 Uhr: Ausstellungseröffnung sowie ein Vernetzungstreffen „Das halbe Parlament den Frauen“. Dienstag, 24. September, 19 Uhr: Grünes Kino „On the matter of Sex“. Donnerstag, 19 Uhr: Podiumsdiskussion „Gleichberechtigung hat viele Gesichter – Geschichten aus aller Frauenländer.“

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