Bereits an den Zufahrten will die AG signalisieren, dass im Binnenbereich andere Verkehrsverhältnisse herrschen. Dafür sei eine entsprechende Beschilderung nötig. Die breiten Einmündungen könnten zudem verschmälert werden. An den Quartierseingängen wollen Bücheler und seine Mitstreiter Bäume pflanzen lassen, die die Straßen kleiner wirken ließen.
Allerdings könnte die Umsetzung schwierig werden. Denn aus Sicht des Mobilitätsreferats gebe es einige Voraussetzungen, um einen verkehrsberuhigten Bereich ausweisen zu können. Es müsse bereits eine gewisse Aufenthaltsqualität vorhanden sein und die Gehwege müssten zurückgebaut werden. Doch die AG spricht sich gegen größere Umbauten aus. „Wir wollen mit wenig Aufwand den Verkehrsraum gerechter verteilen“, sagt Bücheler. Er plädiert daher dafür, als Pilotprojekt eine „Begegnungszone“ im Österreicher-Viertel zu schaffen. Dies könnte Pate für eine Weiterentwicklung der Straßenverkehrsordnung stehen. Um den Verkehr zu bremsen, gibt es zudem die Idee, wechselseitiges Parken einzuführen. Zudem sollen in lockerer Anordnung Einzelbäume gepflanzt werden.
Die AG „Grünflächen“ hatte vor allem die Kremser Wiese im Blick. „Die Grünanlage gibt es seit den 50er-Jahren und wir wollen sie jetzt komplett neu planen, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen“, sagt Maximilian Radlmayr. Derzeit sei sie nur eine Rasenfläche mit wenigen Spielgeräten. Sie soll ein attraktiver Treffpunkt werden, an dem die Bewohner länger verweilen können. Radlmayr und seine AG wollen daher dort Hochbeete, einen Trinkbrunnen, mehr Sitzmöglichkeiten und eine Toilette schaffen. Zudem schlagen sie einen Wasserspielplatz vor. Dies hätten sich die Teilnehmer einer Kinderbefragung gewünscht. Auf dem schmalen Abschnitt nördlich der Veldener Straße können sie sich eine Streuobstwiese vorstellen. „Er wird derzeit kaum genutzt und ist nur ein Hundeklo“, meint Radlmayr.
Zwar sei das Österreicher-Viertel relativ grün, aber viele Flächen seien einfach nur Rasen. Diese könnte die Stadt aufwerten, indem sie Blühwiesen oder -sträucher pflanzt. Auch Nistkästen für Vögel oder Fledermäuse und Insektenhotels wünscht sich die AG. Hochbeete soll es nicht nur auf der Kremser Wiese geben. „Wir wollen sie an verschiedenen Stellen in den öffentlichen Raum integrieren, um kleine soziale Treffpunkte zu gestalten“, sagt Radlmayr. Bei der Betreuung der Beete will die AG mit den umliegenden Grundschulen, den Pfadfindern, den Ministranten von St. Willibald und der Flüchtlingsunterkunft an der Landsberger Straße zusammenarbeiten.
„Wir wollen auch den privaten Raum gestalten. Weil bei den Anwohnern oft das Know-how fehlt, wollen wir Info-Veranstaltungen organisieren.“ Themen sollen die Begrünung von Dächern und Fassaden oder die bessere Nutzung von Regenwasser sein. „Derzeit werden Niederschläge in die Kanalisation geleitet und sind weg.“
Der Bezirksausschuss hält eine Toilette nicht für notwendig. Die übrigen Ideen begrüßt er und will sie bei einem Ortstermin mit dem Baureferat besprechen.
Die Gebäude im Österreicher-Viertel sind zwischen 1957 und 1967 gebaut worden und entsprechen nicht den höchsten Energiestandards. Die Bewohner wollen daher ihre Wärmeversorgung umstellen. „Wir wollen von den fossilen Brennstoffen weg zu einer nachhaltigen und CO2-sparenden Heizungsanlage kommen“, sagt Andrea Vildósola von der Arbeitsgruppe „Quartierswärme“. Das Pilotprojekt biete dafür eine große Chance. „Hier sind viele Interessenten auf einem Fleck und gemeinschaftlich ist so etwas immer günstiger“, sagt sie.
Zudem sei eine Umrüstung für den Einzelnen aufgrund der Struktur des Quartiers oft schwierig: Durch die geschlossene Reihenhaus-Bebauung gelange man mit großen Baumaschinen oft nicht in die Gärten, um dort beispielsweise eine Wärmepumpe zu installieren. „Diese könnten wir gemeinsam mit einem Speicher zentral auf einer geeigneten Fläche bauen“, sagt Vildósola. Ein weiterer Vorteil sei die fachliche Unterstützung durch die Stadt.
„Es ist ein Thema, das viele bewegt, aber auch sehr technisch ist.“ Darüber hinaus helfe der Austausch von Wissen und Erfahrungen innerhalb der Gruppe. Ihr Favorit ist derzeit ein kaltes Nahwärmenetz, das die Wärme des Bodens oder des Grundwassers nutzt. Die 10 bis 15 Grad werden mithilfe einer Wärmepumpe aufgeheizt. Zudem könnte man Abwärme beispielsweise vom nahen Westbad zuführen.
Fünf bis sechs Carsharing-Plätze sollen im Österreicher-Viertel entstehen. Das hat eine Arbeitsgruppe (AG) um Markus Kasper vorgeschlagen. „Aktuell sind die bestehenden Stationen nicht so nah“, sagt er. In dem Quartier gebe es zudem zahlreiche Reihenhäuser ohne Garagen. Die Folge: Die Autos parkten am Straßenrand. Mit einem fußläufigen Leihangebot könnte man diese Fahrzeuge eventuell etwas reduzieren. „Dann hätten wir etwas für die Lebensqualität getan“, meint er.
Kasper und seine Mitstreiter haben sieben geeignete Stellen – etwa an der Agnes-Bernauer-, der Salzburger oder der Kremser Straße – identifiziert, die das Mobilitätsreferat nun prüft. Sie hoffen, dass die Stadt einige Standorte in ihr Shared-Mobility-Programm aufnimmt, mit dem bis 2026 1600 neue Carsharing-Stellplätze entstehen sollen. Zudem schlägt die AG vor, einen Info-Abend zu veranstalten, um den Bewohnern das Thema Carsharing näherzubringen.
Das Österreicher-Viertel soll drei schwarze Bretter bekommen, an denen Veranstaltungsankündigungen oder Gesuche aufgehängt werden können. „Sie sollen für alle offen sein, aber es wird Verantwortliche geben, die alte Sachen abhängen und ungeeignetes entfernen“, erklärt Mandy Kasper. Dadurch könnten sich die Menschen aus dem Viertel vernetzen und Leute kennenlernen, „die sich nicht im gleichen Dunstkreis bewegen“. „Vielleicht ergeben sich Schnittmengen, an die man bisher nicht gedacht hat.“ Das Angebot soll ähnlich wie das Internetportal www.nebenan.de sein, ein QR-Code soll auch dorthin verlinken. Den Bedarf für ein analoges Angebot sieht Kasper dennoch.
„Es gibt Leute, die älter sind und nicht mit nebenan.de zurechtkommen oder sich dort nicht eine halbe Stunde durch alle Angebote klicken wollen.“ Die drei Standorte für die schwarzen Bretter mit Holzdach haben sie bereits gefunden: an der Bäckerei Korn am Knie, am Unverpacktladen an der Willibaldstraße sowie am Durchgang von der Lohenstein- zur Landsberger Straße. „Wir wollen mal schauen, wie es funktioniert. Wenn sie gut angenommen werden, kann man überlegen, einen Kreislaufschrank mit integriertem schwarzem Brett aufzustellen“, sagt Kasper. Der Bezirksausschuss bezuschusst die Idee mit 700 Euro.
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