Über 20 Teilnehmende haben sich bereits gemeldet. „Angehörige sind bisher in der Überzahl. Für sie gibt es bislang auch am wenigsten Angebote zum Austausch untereinander“, erläutert die TCE-Leiterin. Sophie kann durchaus nachvollziehen, dass Eltern vor vielen offenen Fragen stehen. „Essen oder nicht essen ist ein Symptom, nicht die Ursache. Aber Angehörige können einem ja nicht in den Kopf schauen.“ Als weitere wichtige Erfahrung weist sie darauf hin, „dass noch lange nicht alles in Ordnung ist, auch wenn sich das Essverhalten wieder normalisiert“. Angehörige würden das häufig falsch interpretieren. „Aber die quälenden Gedanken gehen vom Essen nicht weg.“
Bei der 24-Jährigen zum Beispiel reicht die Vorgeschichte bis in die Kindheit. Mit sechs Jahren fing sie mit Geräteturnen an. „Schon mit sieben oder acht Jahren habe ich mich im Verein und dann auch in der Schule wegen meines Körpers und auf Leistungsebene mit anderen verglichen“, erzählt sie. Seitdem sei sie unsicher, was ihren Körper und ihr Essverhalten angehe. Lange versuchte sie, diese Gedanken zu „betäuben“, indem sie extrem viel Sport trieb und sich in Arbeit stürzte. Doch das leistete der Essstörung noch mehr Vorschub. Mehrfach war Sophie schon in stationärer und ambulanter Behandlung. Seit neun Wochen ist sie nun in der Neuhauser Klinik mit zusammen 32 Plätzen für Zwölf- bis 25-Jährige. Sie hat erkannt: „Für eine Therapie darf man sich Zeit nehmen. Wenn man an sich arbeiten will, ist das ein Vollzeitjob.“
Zwischen Mitte März und Anfang Mai bietet das TCE erstmals vier trialogische Gesprächsabende für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte an, die mit dem Thema Essstörungen zu tun haben. Termin ist jeweils mittwochs ab 18.30 Uhr. Der erste am 15. März widmet sich dem Thema „Essen ist nicht das Problem?! – Merkmale und Hintergründe: Welche Erfahrungen machen betroffene Menschen, Angehörige und Fachkräfte?“
Am 29. März lautet das Thema: „Ich, du, wir – Essstörungen im Zusammenhang von Familie, Partnerschaft und Freundeskreis“. Die Fragestellung „Ich will ja, aber ... – Was hilft auf dem Weg durch die Essstörung und wie können sich betroffene Menschen, Angehörige und Fachkräfte gegenseitig gut unterstützen?“ ist Gegenstand des dritten Trialogs am 19. April. Am 3. Mai endet die Reihe. Der Gesprächsabend steht dann unter dem Titel „Essstörungen als Chance?! – Welche Ressourcen und Wachstumsmöglichkeiten sehen Betroffene, Angehörige und Fachkräfte?“
Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung über die Internetseite www.tce-dritter-orden.de wird gebeten. Das neue Gesprächsformat wurde in der Sozialpsychiatrie eingeführt und soll nun im Bereich Essstörungen erprobt werden.
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