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Neues vom alten und künftigen Justizzentrum: Bestand umnutzen statt abreißen – Bau dauert länger und wird teurer

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Von: Ursula Löschau

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An der Nymphenburger Straße 16 sollen Wohnungen entstehen, möglichst auch im Bestandsgebäude.
An der Nymphenburger Straße 16 sollen Wohnungen entstehen, möglichst auch im Bestandsgebäude. © Celina Nietzel

Es eröffnen sich mehrere Dilemmata um das alte und neue Strafjustizzentrum in München: Das neue wird wohl erst später fertig - während schon Nutzungspläne für das alte geschmiedet werden. Die Details:

Neuhausen ‒ Das Strafjustizzentrum in München sorgt mehrfach für Schlagzeilen: Zum einen erwägt der Freistaat nun, das bisherige Gebäude an der Nymphenburger Straße 16 vielleicht doch zu erhalten und in Wohnraum umzunutzen. Zum anderen rückt der Umzug in den Neubau am Leonrodplatz weiter in die Ferne – jetzt bis voraussichtlich 2025. Zudem ist aktuell von Mehrkosten in Höhe von 34 Millionen Euro auszugehen.

Zukunft des alten Justizzentrums: Wohnungen in altem Zentrum

Laut Mitteilung des bayerischen Bauministeriums soll auf dem frei werdenden Anwesen in der Maxvorstadt ausschließlich Wohnraum entstehen. Dabei werde auch ergebnisoffen geprüft, ob eine Umnutzung im Bestand möglich sei. Bauminister Christian Bernreiter erklärte nach einem entsprechenden Beschluss des Ministerrats: „Sowohl bei einem Umbau im Bestand als auch bei einem Neubau werden wir nachhaltigen und klimafreundlichen Wohnraum errichten.“ Es sei das erklärte Ziel, so viele Wohnungen wie möglich zu schaffen. Die staatlichen Wohnungsbaugesellschaften Stadibau und BayernHeim GmbH würden nun „ein mögliches Baurecht mit der Stadt München abstimmen und die Wirtschaftlichkeit prüfen.“

Bisher lehnte der Freistaat den Ansatz, umzunutzen statt abzureißen, eher ab. Die Forderung wurde unter anderem von der Initiative „Abbrechen abbrechen, Justizzentrum Erhalten“ sowie von den Grünen im örtlichen BA, im Stadtrat und im Landtag vertreten. Von dort kommt jetzt sowohl große Zustimmung als auch die Aufforderung an den Freistaat, „sich für den weiteren Planungsprozess auch zur Stadtpolitik und Stadtgesellschaft zu öffnen, um gemeinsam nach der besten Lösung zu suchen“.

Die Neuhauser BA-Chefin und Grünen-Stadträtin Anna Hanusch sagt: „Gebäude wie das Strafjustizzentrum speichern nicht nur Graue Energie, sondern bringen auch eine Geschichte mit, die als Qualität nicht durch einen Neubau geschaffen werden kann. Damit ein Erhalt dieser wertvollen Substanz gelingt, braucht es offene Planungsprozesse, die auch die Expertise der Stadtgesellschaft einbeziehen.“

Zukunft des alten Justizzentrums: Neues Haus am Leonrodplatz wohl erst später bezugsbereit

Am Leonrodplatz kämpft Bayerns größte Hochbaustelle derweil mit weiteren Verzögerungen und Kostensteigerungen. Aus der zuletzt für 2024 vorgesehenen Übergabe wird nichts. „Nach einer ersten Einschätzung ist mit einer voraussichtlichen Bauzeitverzögerung zwischen neun und zwölf Monaten zu rechnen“, teilt Julia Seiler-Bohn, Sprecherin des Justizministeriums auf Hallo-Anfrage mit. „Trotz der gut voranschreitenden Arbeiten im Innenausbau können Verzögerungen nunmehr nicht mehr abgefangen werden“, sagt sie. Dazu kämen die „konjunkturbedingten Baukostensteigerungen“.

Der Umzug in den Neubau dauert noch.
Der Umzug in den Neubau dauert noch. © Ursula Löschau

Wesentlicher Grund sei „die derzeit angespannte Marktlage, ausgelöst durch Material- und Lieferengpässe insbesondere infolge des Angriffskriegs der Russischen Föderation gegen die Ukraine“. Derzeit seien Mehrkosten von rund zehn Prozent eingetreten. Veranschlagt waren ursprünglich 340,5 Millionen Euro. „Eine konkrete Zahl zu nennen, wie teuer das Strafjustizzentrum nach der Schlussabrechnung sein wird, wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös“, erklärt die Sprecherin.

Aktuell finden im neuen Strafjustizzentrum der technische Ausbau, Schreiner- und Bodenbelagsarbeiten statt. Als nächstes stehen die Möblierung der Sitzungssäle und die Gestaltung der Außenanlagen an. Gleichzeitig erarbeitet laut Julia Seiler-Bohn das Oberlandesgericht München konkrete Pläne zur logistischen Bewältigung des Umzugs. „Angesichts der großen Anzahl der Behörden und der Mitarbeiter wird der Umzug schrittweise erfolgen“, kündigt die Ministeriums-Sprecherin an.

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