Bisher lehnte der Freistaat den Ansatz, umzunutzen statt abzureißen, eher ab. Die Forderung wurde unter anderem von der Initiative „Abbrechen abbrechen, Justizzentrum Erhalten“ sowie von den Grünen im örtlichen BA, im Stadtrat und im Landtag vertreten. Von dort kommt jetzt sowohl große Zustimmung als auch die Aufforderung an den Freistaat, „sich für den weiteren Planungsprozess auch zur Stadtpolitik und Stadtgesellschaft zu öffnen, um gemeinsam nach der besten Lösung zu suchen“.
Die Neuhauser BA-Chefin und Grünen-Stadträtin Anna Hanusch sagt: „Gebäude wie das Strafjustizzentrum speichern nicht nur Graue Energie, sondern bringen auch eine Geschichte mit, die als Qualität nicht durch einen Neubau geschaffen werden kann. Damit ein Erhalt dieser wertvollen Substanz gelingt, braucht es offene Planungsprozesse, die auch die Expertise der Stadtgesellschaft einbeziehen.“
Am Leonrodplatz kämpft Bayerns größte Hochbaustelle derweil mit weiteren Verzögerungen und Kostensteigerungen. Aus der zuletzt für 2024 vorgesehenen Übergabe wird nichts. „Nach einer ersten Einschätzung ist mit einer voraussichtlichen Bauzeitverzögerung zwischen neun und zwölf Monaten zu rechnen“, teilt Julia Seiler-Bohn, Sprecherin des Justizministeriums auf Hallo-Anfrage mit. „Trotz der gut voranschreitenden Arbeiten im Innenausbau können Verzögerungen nunmehr nicht mehr abgefangen werden“, sagt sie. Dazu kämen die „konjunkturbedingten Baukostensteigerungen“.
Wesentlicher Grund sei „die derzeit angespannte Marktlage, ausgelöst durch Material- und Lieferengpässe insbesondere infolge des Angriffskriegs der Russischen Föderation gegen die Ukraine“. Derzeit seien Mehrkosten von rund zehn Prozent eingetreten. Veranschlagt waren ursprünglich 340,5 Millionen Euro. „Eine konkrete Zahl zu nennen, wie teuer das Strafjustizzentrum nach der Schlussabrechnung sein wird, wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös“, erklärt die Sprecherin.
Aktuell finden im neuen Strafjustizzentrum der technische Ausbau, Schreiner- und Bodenbelagsarbeiten statt. Als nächstes stehen die Möblierung der Sitzungssäle und die Gestaltung der Außenanlagen an. Gleichzeitig erarbeitet laut Julia Seiler-Bohn das Oberlandesgericht München konkrete Pläne zur logistischen Bewältigung des Umzugs. „Angesichts der großen Anzahl der Behörden und der Mitarbeiter wird der Umzug schrittweise erfolgen“, kündigt die Ministeriums-Sprecherin an.
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