Sie bannt das Wesen der Menschen auf Blattmetall

Pasing – Jetzt erhält die Pasinger Künstlerin Bianca Artopé Auszeichnung für ihre Collagen und Installationen
Im Hintergrund glitzert eine brennende Ölbohrinsel im Licht. Vorne schleppen sich Schiffbrüchige aus dem Wasser ans Land. Die Collage der Künstlerin Bianca Artopé kombiniert ein Foto von der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon mit dem Bild eines Schiffsunglücks. Obwohl die Collagen auf Leinwand gebannt sind, wirken sie dreidimensional. Artopé hat eine eigene, einzigartige Technik zur Schaffung ihrer Kunstwerke entwickelt. Auch dafür hat sie der Verein Pasinger Mariensäule mit seinem Kunstpreis ausgezeichnet.
Die 44-jährige Pasingerin stellt Bildercollagen her, die sie mit einem Tintenstrahldrucker auf eine Leinwand drucken lässt. Darauf hat sie zuvor eine weiße Grundierung aus Kreide gespachtelt und großflächig Blattmetall aufgebracht. Dadurch glitzern ihre Bilder und verändern sich je nach Tageszeit und Licht. Zum Abschluss gießt sie ihre Werke in Kunstharz ein. „Das gibt ihnen eine optische Tiefe“, erklärt Artopé.

Thema ihrer Arbeiten ist meist der Mensch. „Er kann Großes erschaffen, hat aber auch Zerstörerisches in sich“, sagt sie. Diese Gegensätze will sie zeigen. Oft ist der Mensch selbst auf ihren Bildern gar nicht zu sehen, sondern Gebäude und Bauten. „Der Mensch steckt durch die Architektur drin“, erklärt Artopé.
Meist beginnt ihr Schaffensprozess mit einem Bild, das sie fasziniert. „Ich weiß, dazu möchte ich eine Geschichte erzählen.“ Das sei ihre Initialzündung. „Eine weiße Leinwand ist nichts für mich. Ich brauche Material als Inspiration. Malen mit Öl-, Acryl- oder Aquarellfarbe hat für mich nicht funktioniert“, sagt sie. Oft kombiniert sie alte Bilder und neue Fotografien. So posieren beispielsweise Tänzerinnen aus den 30er-Jahren vor einem Vorhang, während dahinter Explosionen zu sehen sind. Oder eine alte Frau schlurft durch eine schmale Gasse, deren Wände in einen modernen Bürokomplex übergehen.
Ihre Arbeiten könnten immer unterschiedlich interpretiert werden. „Jeder Betrachter hat seine Erfahrungen und sieht etwas anderes darin.“ Diese Rückmeldung der Betrachter findet die Pasingerin „großartig“. Zudem baue sie immer etwas ein, das man erst auf den zweiten Blick entdeckt. „Es gibt nichts Langweiligeres, als ein Bild anzuschauen und sofort zu wissen, was gemeint ist.“
Weil ihre Mutter ein eigenes Atelier hatte, kam Artopé schon früh mit Kunst in Berührung. „Ich habe mich immer reingeschlichen und alles ausprobiert.“ Später studierte sie Architektur und arbeitete zehn Jahre in diesem Bereich. Erst 2012 machte sie aus ihrer Passion ihren Beruf und sich als Künstlerin selbstständig: „Mir ist wichtig, dass ich meine Ideen umsetzen kann und vorher hat mir immer jemand reingeredet.“
Artopé macht nicht nur Collagen, sondern auch Ton- und Videoinstallationen.
Andreas Schwarzbauer