Katharina Wiemes führt als Chefin das einzige Wiesn-Café – gegründet von ihrem Großvater Paul – mit hauseigener Backstube und Konditorei.
Die Betreiberin der legendären Wiesn-Konditorei hat sich den Entschluss nicht leicht gemacht: „Wir wollen festhalten an Altbewährtem und gleichzeitig neue Herausforderungen annehmen“, schreibt sie auf der Internetseite des Cafés.
Und weiter: „Eine Tradition stirbt, wenn man sich nicht weiterentwickelt.”
Hallo hat die Café-Chefin exklusiv gesprochen. Sie verrät: „Ich führe unser Cafézelt jetzt in der dritten Generation. Ich fand, der Name Mohrenkopf ist nicht mehr zeitgemäß.“ Künftig läuft das Zelt unter dem Namen „Café Theres’“.
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Wiemes: „Ich hatte privat so viel über Therese von Bayern, die Ehefrau König Ludwigs I. und somit die letzte bayerische Königin, gelesen. Sie war sehr gebildet, hat mir mit ihrem sozialen Engagement imponiert. Denn sie hat etwa Witwen unterstützt, sodass diese nach dem Tod des Mannes nicht ins Armenhaus müssen und sie hat sich, als neunfache Mutter, auch sehr für Frauenrechte engagiert. Da kam mir die Idee, Therese mit der Umbenennung unseres Zeltes zu würdigen. Man spricht zu wenig über sie, obwohl die Wiesn auf der Theresienwiese stattfindet.“
Während der Name auf der eigenen Internetseite und auch auf der offiziellen Oktoberfest-Homepage bereits geändert wurde, ist die Umbenennung an der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt vorbeigegangen. Auch Musiker, die während der Wiesn in dem Zelt auftreten, haben erst vorige Woche in einem Brief davon erfahren.
Ändern wird sich auch die Zelt-Optik: Die Front leuchtet künftig petrolfarben, innen ist das Zelt bleu und rosé, der Himmel beige. Die Wände zieren Bilder der Königin, in der Karte ist über ihr Leben und Wirken zu lesen.
„Unsere feine Manufaktur bleibt natürlich – die Rezepte meines Großvaters, die Kuchen und Torten“, verspricht Wiemes. Es werde aber eine Theresientorte dazukommen.
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Fehlen wird künftig die bisher berühmteste Spezialität: Statt dem Mohrenkopf, einer Süßigkeit aus Biskuit, Sahne und Kochschokolade, der auf dem Oktoberfest rund 500 Mal am Tag verkauft wurde, wird dort in Zukunft der „Theresientaler“ serviert. „Verziert mit Glitzer, vielleicht auch mit Goldpuder oder einem Krönchen. Da probiere ich bis zur Wiesn noch einiges aus“, sagt Wiemes.
Schon 2020 hat auch die Münchner Mohrenapotheke im Tal ihren Namen nach über 200 Jahren geändert: Apotheker Christian Neumeier begründete den Schritt seinerzeit sehr ähnlich: „Wir haben seit drei, vier Jahren darüber nachgedacht. Wir haben uns mit dem Namen nicht mehr wohlgefühlt.“
Die Vorbereitungen für das diesjährige Oktoberfest laufen auf Hochtouren – trotz einiger Ungewissheiten wie Personalmangel. Hallo hat bei Organisatoren und Münchnern nachgefragt, wie es um die Wiesn steht.
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