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Achtung: Kranke Füchse in Hadern

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© das/kn

MÜNCHEN Ein Anwohner hat räudige Wildtiere gesichtet, bei einem Infoabend soll die Bevölkerung nun aufgeklärt werden.

Dass ein Fuchs bei Eugen Kuntze über die Terrasse schleicht, ist für den Haderner keine Seltenheit. „Fast

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Eugen Kuntze befürchtet, dass kranke Füchse, die durch seinen Garten streifen, den gefährlichen Fuchsbandwurm verbreiten. © das/kn

 täglich werden in unserer Gegend Füchse gesichtet. Wir hatten schon Fälle in der Nachbarschaft, da stand plötzlich ein Fuchs in der Küche oder hat sich am Futternapf des Haustiers bedient“, sagt der 67-Jährige. Doch der jüngste Fall macht ihm Sorgen: „Wir haben räudige Füchse in unseren Gärten gesichtet.“ Um die Anwohner darüber zu informieren, hat Kuntze, der sich in der Zukunftswerkstatt Hadern engagiert, für Mittwoch, 25. Juni, einen Infoabend organisiert, an dem auch Wildbiologe Dr. Andreas König (Foto rechts) vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München sprechen wird.

Räude wird von Grabmilben ausgelöst, erklärt König. Die Weibchen dringen in

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© das/kn

die Haut des Tieres ein und legen dort 20 bis 50 Eier ab. Die Larven entwickeln sich binnen 21 Tagen zu geschlechtsreifen Milben, die sich dann ihrerseits wieder fortpflanzen. „Die Räude beginnt beim Fuchs häufig am Kopf, das Fell fällt aus, der Schwanz ist häufig kahl, bei geringem Befall verfilzt das Fell“, sagt König. „Starker Räudebefall führt beim Fuchs zu Abmagerung und zum Tod.“ Für Menschen ist die Krankheit indes ungefährlich – lediglich eine harmlose Scheinräude kann vorkommen. Dazu bedarf es des direkten Kontakts – Füchse sollten also auf keinen Fall gefüttert werden.

Doch Eugen Kuntze aus Hadern befürchtet, dass die befallenen Füchse aufgrund ihres geschwächten Immunsystems andere Parasiten, wie den gefährlichen Fuchsbandwurm verbreiten – und der wiederum kann eine Gefahr für den Menschen darstellen: „Die Eier des Fuchsbandwurms können sich in der menschlichen Leber zu todbringenden Geschwülsten entwickeln.“

Dass die Fuchsräude im Wohngebieten auftrete, glaubt Kuntze, sei ein Anzeichen für eine „zu hohe Population“. Tatsächlich hat es sich der Fuchs in München mittlerweile recht gemütlich gemacht. Experte König: „Das Stadtgebiet München dürfte seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit Füchsen gesättigt sein. Sie treten überall auf, in höheren Dichten vor allem in Vierteln mit Gartenstadtstrukturen, da diese einen idealen Lebensraum für Füchse und andere Wildtiere darstellen.“

Wildtier-Experte Alexander Kummerow vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) schätzt die Anzahl der Füchse im Stadtgebiet auf 3000 bis 4000. „Eine gewisse Minderheit der Füchse ist von der Fuchsräude befallen.“ Zwar habe es in den Landkreisen München und Starnberg schon Entwurmungsaktionen in Form von ausgelegten Ködern zum Schutz der Wildtiere gegeben, doch in München seien in naher Zukunft keine geplant. Denn: Kosten und Nutzen stünden nicht im Verhältnis. „Man müsste die Köder in der ganzen Stadt verteilen – und das alle paar Monate.“ Prozentual gebe es in München nicht so viele vom Fuchsbandwurm befallene Tiere, da diese sich von menschlichem Müll ernähren, für den Bandwurm seien Mäuse die Zwischenwirte.

Kummerow rät Anwohnern wie Eugen Kuntze, zunächst alle verfügbaren und leicht zugänglichen Nahrungsquellen (offenes Hunde- oder Katzenfutter, Fallobst, etc.) zu entfernen, Mülltonnen zu verschließen, Hohlräume unter Gartenhäuschen oder andere Unterschlupfmöglichkeiten zu verschließen. Wenn all das nichts hilft, können sich Bürger auch direkt an ihn wenden. „Wir beraten, stellen auch den Kontakt zu Jägern her, die in der Stadt Füchse bejagen dürfen.“ Bezahlt werden müssten die Jäger aber von den Bürgern. das

Die Veranstaltung mit Dr. Andreas König findet am Mittwoch, 25. Juni, um 19 Uhr in der Münchner Volkshochschule in Hadern (Guardinistraße 90, am Haderner Stern) statt. Der Eintritt ist frei.

Von Marder bis Waschbär: Münchens tierische Bewohner

3000 bis 4000 Füchse leben in der City – sie sind nicht die einzigen Wildtiere, die sich in München heimisch

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© pa/obs/HUK-COBURG

fühlen. Steinmarder und Wildkaninchen sind die häufigsten Bewohner – wie viele es sind, dazu existieren allerdings keine seriösen Zahlen, sagt Alexander Kummerow vom Kreisverwaltungsreferat (KVR). Was man hingegen erfassen kann, ist die Zahl erlegter Tiere: 2013 waren es in Münchens besiedelten Gebieten 59 Füchse, 15 Steinmarder, 562 Kaninchen und ein Wildschwein. Nur neun vom KVR zugelassene Stadtjäger dürfen den Tieren den Garaus machen.

Besonders für Autofahrer sind die Marder eine Plage – deutschlandweit entsteht wegen der Tiere jährlich ein Schaden von rund 63 Millionen Euro. Denn sie nutzen Motorräume von Kraftfahrzeugen als Unterschlupf und zerbeißen dabei manchmal Kühlschläuche oder Kabel, um ihr Revier zu verteidigen. Allein in München wurden der Versicherungskammer Bayern zwischen April 2013 und März dieses Jahres 278 Schadensfälle durch Tierbisse gemeldet. Als wirksamstes Abwehrmittel gelten Sicherungssysteme mit Elektroden im Motorraum. Der Marder bekommt einen leichten Schlag und flüchtet.

Münchens Füchse, Marder und Kaninchen bekommen in jüngster Zeit übrigens neue Gesellschaft: vom Waschbären. Ein paar Mal ist er bereits im Westen der Stadt gesichtet worden, geschnappt hat ihn bislang jedoch keiner. ist

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