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Angelika Gramüller ist die Chefin des Trabervereins. Mehr als die Hälfte ihrer Amtszeit hat sie mit Prozessieren verbracht. Aber der Grund bleibt verkauft an einen Investor...
Daglfing – Adonis, der schöne Hengst, schnaubt. Er stolziert aus der Box – so, als wüsste er, dass er mit den neun Siegen in diesem Jahr der Star im Stall ist. Wer Adonis vor seinen Wagen spannt, der braucht Kraft und Ausdauer.
Kraft und Ausdauer, das braucht auch sein Frauchen, Angelika Gramüller. Nicht nur, um Adonis zu zähmen. Sie ist seit 2011 Präsidentin des Daglfinger Trabervereins und hat mehr als die Hälfte ihrer Zeit als Chefin vor Gericht verbracht: Der komplizierte Rechtsstreit gegen den günstigen Verkauf des Grundstücks dauerte drei Jahre und wurde 2017 mit einem Vergleich geschlichtet (Hallo berichtete). Um den Verein vor der Insolvenz zu retten, hatte ein Investor das Grundstück 2005 gekauft – doch ob des Verkaufspreises von gerade mal 11,5 Millionen Euro fühlten sich etliche Mitglieder übers Ohr gehauen und wollten den Verkauf rückgängig machen. Damit scheiterten sie aber und das Grundstück ist verkauft.
Für die Daglfinger Traber bedeutet das: Sie müssen die Rennbahn spätestens 2026 räumen. Wohin es dann geht, ist unklar. „Drei Standorte sind im Gespräch“, sagt Gramüller. Einer ist die Galopprennbahn in Riem – „natürlich haben Traber und Galopper eine andere Mentalität“ – einer liegt im Westen Münchens, ein dritter im Süden. Unterschrieben ist noch nichts, aber die Zeit drängt: „2020, spätestens 2021 müssen wir etwas in trockenen Tüchern haben“, sagt Gramüller – um künftige Veranstaltungen, Rennen und nicht zuletzt den Umzug zu planen.
Auch wenn der zukünftige Standort ungewiss bleibt, ist eines sicher: Ein Traditionsverein, der das Viertel über Jahrzehnte hinweg geprägt hat, wird Daglfing verlassen. Die goldenen Jahre der Traber sind längst vorbei, die Spuren davon sind geblieben. In den 70er- und 80er-Jahren, da war noch was los, erinnert sich Gramüller. Schick war es damals, ein Rennpferd zu besitzen.
Unternehmer brachten ihre Kunden zu den Rennen, um Geschäfte zu machen. Und die Wettkönige auf der Suche nach ihrem großen Glück strömten in Scharen ins Stadion. 86 Millionen Euro Umsatz machte der Verein damals im Jahr. 1,6 Millionen sind es heute. Es scheint, als sterbe der Pferdesport aus. „Nein“, schüttelt Gramüller den Kopf. „Das lasse ich nicht zu – ich will, dass es weitergeht und ich will meine Fohlen noch rennen sehen“, sagt sie bestimmt.
Um Geld einzunehmen, vermieten die Traber ihr Gelände immer öfter: Ein Flohmarkt findet hier regelmäßig statt, einen Zombielauf gab es schon und eine Hundeschau. Wer mit seinen Pferden weit zu Turnieren reist, der kann hier Pause machen und seine Tiere verpflegen lassen. Und Events wie der nächste Familientag soll Gäste locken und die Werbetrommel rühren.
Das ist bitter nötig. Mit 4000 Gästen bei einem Rennen ist die Zahl im Vergleich zu den Glanzjahren auf ein Zehntel geschrumpft. Statt 500 Pferden gibt es noch 50, statt knapp 90 Renntagen nur 22 und selbst die Zahl der Fohlen-Geburten unter Züchtern ist gesunken. „Geschäfte macht man heute beim Golfen, zum Wetten reicht ein Laptop“, sagt Gramüller resigniert. „Natürlich haben wir diese Entwicklungen im Blick.“
Hanni Kinadeter
Familientag auf Trabrennbahn
Kinderschminken, Ponyreiten, Eis, Hüpfburg, Karrussellfahren und vieles mehr – dazu lädt der Münchner Trabrenn- und Zuchtverein (MTZV) am Sonntag, 7. Juli ab 14 Uhr auf das Gelände der Trabrennbahn in Daglfing, Rennbahnstraße 35.
Der Eintritt zum Familientag ist frei. Die Feier geht voraussichtlich bis etwa 18 Uhr.
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