Es brodelt in Bogenhausen – Beschluss zum viergleisigen Bahnausbau?

Der Ärger um den Ausbau der Gleise zwischen Daglfing und Johanneskirchen hält an. Heute kommt das Thema im Planungsausschuss der Stadt auf den Tisch, Ende November im Stadtrat.
Bogenhausen – Konkret verlangt die Stadt: eine frühzeitige und umfassende Bürgerbeteiligung – und zwar bevor Entscheidungen getroffen werden. „Die Bahn ist dem offenbar nicht abgeneigt“, berichtete Stephan Wolf vom Planungsreferat jüngst auf der Bogenhauser Bürgerversammlung.

Doch eine verbindliche Zusage gibt es nicht. Den Vorschlag, die „Akzeptanz in der Bevölkerung“ als Kriterium in die Untersuchung der drei Varianten aufzunehmen, hat die Bahn laut dem Beschluss sogar abgelehnt.
Diese drei Varianten, also Tunnel, Trog oder ebenerdige Gleise, will das Bundesverkehrsministerium, das die Deutsche Bahn mit dem Projekt beauftragt hat, bis 2020 prüfen lassen. Eine Vorentscheidung soll es Mitte 2020 geben.
So lange braucht das Gros der Münchner nicht, für sie steht jetzt schon fest: Der Ausbau muss mit Tunnel erfolgen. Dafür haben sich Stadtrat, BA und die Bügerversammlung ausgesprochen. Die Bürgerinitiative „Bahntunnel jetzt“ hatte im Vorfeld zu einem Infoabend geladen und mehrere Anträge dazu auf der Versammlung eingebracht (Hallo berichtete).
Auch OB Dieter Reiter will sich dafür einsetzen, dass die Bürgerbeteiligung zeitnah stattfindet, wie er gegenüber Hallo betonte: „Damit sie Einfluss auf das Ergebnis der Untersuchung hat.“ Was die Finanzierung angeht, will er mit dem Freistaat verhandeln. Für BI-Chef Klaus-Walter Kröll steht fest: „Der Beschluss der nun verhandelt wird, geht in die richtige Richtung – aber es besteht massiver Verbesserungsbedarf.“

Seine Kritik: Es gehe nicht um einen Ausbau der S-Bahn-Gleise, sondern primär um Gleise für den demnach stark steigenden und viel lauteren Güterverkehr. München sei ein international wichtiger Knotenpunkt: Sowohl die Gütertrasse West-Ost, Paris-Budapest, als auch jene von Nord nach Süd, von der Nordsee zum Mittelmeer, durchquere München.
„Weil das eine internationale Sache ist, sollte auch nicht die Stadt dafür zahlen“, findet Kröll. Was die Finanzierung anbelangt, ist laut Referat der aktuelle Stand: „Wenn das Verkehrsministerium der Bahn keinen Auftrag für einen Tunnel erteilt, die Stadt ihn aber dennoch will, muss sich die LHM an den Kosten beteiligen“, so ein Sprecher. Ein Szenario, dass die BI verhindern will.
Doch eine Entscheidung darüber, ob Tunnel, Trog oder ebenerdige Gleise gebaut werden, wird laut Auskunft einer DB-Sprecherin frühestens in zwei Jahren gefällt. Denn: Erst untersuchen Ingenieurbüros die drei Varianten. Dann gehen diese Ergebnisse an einen laut Bahn „unabhängigen externen Experten“ der Uni Innsbruck. Der wiederum prüft alles und gibt seine Empfehlung an das Bundesverkehrsministerium in Berlin. Ist München mit dieser Empfehlung nicht einverstanden, muss die Stadt selbst in die Tasche greifen und eine eigene
Alternativplanung in Auftrag geben. Die BI hingegen geht weiter auf die Barrikaden. Am kommenden Samstag veranstaltet sie einen Spaziergang, bei dem sie Infos zum Gleisausbau geben und für ihre Interessen werben will. Ihrem Ruf nach einem „Bahnreferenten“, also einem Vertreter in der Verwaltung, der bahnpolitische Entwicklungen beobachtet und einen Gesamtüberblick über alle geplanten Projekte behält, teilte die Bogenhauser Bürgerversammlung.
Das Planungsreferat selbst sieht hier hingegen wenig Bedarf: Die Stadt sei ohnehin in mehreren Gremien, im Projektkoordinierungsrat der DB sowie im Koordinierungskreis Infrastrukturverfahren vertreten, äußerte es auf Hallo-Anfrage.
Hanni Kinadeter
Bürgerinitiative lädt zu Spaziergang
Die BI Bahntunnel lädt an diesem Samstag, 9. November, zu einem „Großen Tunnelspaziergang Bahnkorridor Bogenhausen“. Treffpunkt ist um 10 Uhr am an der Ostseite des S-Bahnhofs Johanneskirchen. Die BI will gemeinsam mit den Teilnehmern auf der künftigen Trasse der viergleisigen Bahnstrecke von Johanneskirchen nach Daglfing spazieren und dabei Erklärungen zu den Planungen der DB geben. Gegen 11 Uhr endet die Veranstaltung beim Daglfinger Bahnhof.
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