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Verkehrsberuhigung der Landlstraße von Mai bis Oktober geplant: Kritik aus Bürgerschaft verunsichert nun auch Viertelpolitik

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Keine Autos, deutlich mehr Grün und viele Angebote für soziale Begegnungen– so wird sich die Landlstraße demnächst ein halbes Jahr lang präsentieren.
Keine Autos, deutlich mehr Grün und viele Angebote für soziale Begegnungen– so wird sich die Landlstraße demnächst ein halbes Jahr lang präsentieren. © Gabriele Uelses

Die Landlstraße soll den ganzen Sommer über verkehrsberuhigter Raum werden. Das stößt bei Anwohnern auf Kritik und sorgt in der Politik für Verunsicherung.

Obergiesing ‒ Der BA hat es bereits im vergangenen Herbst einstimmig beschlossen: Von Montag, 1. Mai, bis Dienstag, 31. Oktober verwandelt sich die Landlstraße zwischen Walchenseeplatz und Untersbergstraße in ein „autofreies Quartier für eine lebenswerte Stadt“ (aqt). Das Projekt wurde nun zwar erneut vom BA bestätigt, allerdings nicht mehr einstimmig und unter der Prämisse, weitere Anwohner nach ihrer Meinung zu fragen. Denn mittlerweile gibt es Gegenwind aus der Landlstraße.

Ähnlich wie bei den bereits in anderen Stadtvierteln erprobten „Sommerstraßen“ sollen Pflanzen und Bäume aufgestellt werden. Außerdem sollen gemütliche Ecken für mehr Begegnungen zwischen allen Generationen vor Ort eingerichtet werden.

Kritik für Verkehrsberuhigung: „Soziales Gegeneinander“ befürchtet

SPD-Politikerin Carmen Muck fürchtet, dass das Projekt zu einem „sozialen Gegeneinander“ führen könnte: Unter den Anwohnern habe sich eine Gruppe von Kritikern formiert, die bereits 100 Unterschriften gegen die Aktionen gesammelt hätte. Die Menschen wehren sich gegen die halbjährige Straßensperrung und den Wegfall der Parkplätze. „Außerdem fürchten sie um ihre Ruhe und um Barrierefreiheit sowie um einen ungehinderten Zugang zu ihren Häusern“, berichtet Muck, die mit den besorgten Nachbarn in Kontakt steht.

Die Landlstraße mit den großen Grünflächen zwischen den Häuserblocks und dem angrenzenden Walchenseeplatz sei ohnehin bereits sehr grün, weshalb sie nicht der geeignete Ort für das Experiment sei. Die Stimmung sei zusätzlich angeheizt, „weil die Bürger mit ihrem Anliegen bei der letzten BA-Sitzung keine Gelegenheit bekommen haben, sich zu äußern“, erklärt Muck. „Die sind richtig sauer.“

Von ganz anderen Erfahrungen berichteten die Vertreter des Projekteams „MCube aqt“. Sie sind seit Planungsbeginn im Herbst 2022 im Viertel aktiv. Infomaterial wurde verteilt, zahlreiche Veranstaltungen vor Ort und digital organisiert. Außerdem führte das Team 62 intensive Gespräche mit Anwohnern, die Vorschläge zur Gestaltung des Experimentes machten. Ganz oben auf der Liste sei der Wunsch nach mehr Grün gestanden, aber auch Angebote für Spiel und Spaß für alle Altersgruppen zur Stärkung des sozialen Miteinanders.

Kritik für Verkehrsberuhigung: Feedback positiv

„Das Feedback sei überwiegend positiv gewesen“, wunderte sich Projektmitarbeiter Tobias Herbst von der TU München. Er bedauerte, dass die Bürger mit ihren Zweifeln nicht auf das Team zugegangen seien und erklärte sich gesprächsbereit. Genau wie die BA- Vorsitzende Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne): Sie möchte die Gegner der Aktion in den BA einladen, um deren Argumente anzuhören und ihnen, soweit es geht, entgegenzukommen.

Allerdings besteht kein Zweifel daran, dass das Experiment stattfinden wird, denn die Planungen sind bereits weit fortgeschritten und beruhen auf den Ergebnissen der Voruntersuchungen, die das Projektteam vor Ort vorgenommen hat. Der BA stimmte am Ende der Diskussion der Realisierung des autofreien Quartiers erneut zu, allerdings nur noch mit 14 zu acht Stimmen.

Stadt im Wandel

Mit „MCube aqt“ steht hinter dem Projekt eine Forschungsgruppe der Technischen Universität München. Diese untersucht mit der Stadt, den Stadtwerken und einer Stiftung, wie derartige Experimente auf die Mobilitätswende und auf den Klimawandel einwirken können. Das Ganze wird vom Bund gefördert. Die vom Projektteam erarbeiteten Maßnahmen wurden unter Einbeziehung der Anwohner mit wissenschaftlichen Methoden ermittelt. Während das Projekt „aqt“ läuft, gibt es weitere Bürgerbeteiligungen. Die Resultate sollen bis zum Sommer 2024 weiterentwickelt, bewertet und diskutiert werden. 

Gabriele Uelses

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