eine Viertel-Führung mit bewegendem Inhalt organisiert. Sie führt zu Orten, an denen Menschen von den Nazis verfolgt und terrorisiert wurden, zu Plätzen des Widerstands und der Deportation. Alle liegen in der Oberen Au und Haidhausen.
„Wir sprechen nicht nur über das Jahr der Pogromnacht 1938, sondern über diverse Ereignisse des Naziterrors. Wir gehen zurück bis ins Jahr 1923, als am 8. und 9. November in München der Hitlerputsch stattfand“, erklärt Hermann Wilhelm, Leiter des Haidhausen-Museums und Vorsitzender des UA Kultur. Sieben Stationen liegen auf dem Weg. Dazu gehören bekannte Geschichten wie die des Widerstandskämpfers Georg Elser, dessen Hitler-Attentat im Bürgerbräukeller an der Rosenheimer Straße anno 1939 scheiterte.
Dazu gehören aber auch Erzählungen von Menschen, deren Schicksal vergessen wurde. Viele der Polizeiberichte, Zeitzeugenaussagen und Dokumente entstammen dem Archiv Wilhelms: „Ich habe vor Jahrzehnten zum Thema recherchiert, auch mit Menschen gesprochen, die dabei waren.“ Zahlreiche Details und Berichte fand er zudem in der Bibliothek „Monacensia“. An jeder Station liest ein BA-Mitglied aus einem Dokument, das die Geschichte des Ortes wieder lebendig werden lässt. Hallo stellt vier davon auf dieser Seite vor.
Der Rundgang findet am Dienstag, 8. November, ab 18 Uhr statt. Start ist an der Franziskanerstraße 41.
„Vieles sind harte Geschichten“, sagt Hermann Wilhelm. So der Bericht von Frau Apfelkammer aus dem Widerstand. Sie erzählt, wie sie 1945 aus dem KZ Ravensbrück befreit wurde, mit Zügen, Lkw und zu Fuß über Berlin und Regensburg nach München reiste. Bangen Herzens eilte sie in die Balanstraße 13, ihr Elternhaus. Es stand noch, die Eltern waren zum Glück noch am Leben.
Noch in der Nacht des Putsches am 8. November drangen „Hitlerrowdys“, wie es in einem Bericht heißt, in das Haus der Scheers an der Franziskanerstraße 19 ein. Die Tür wurde mit einem Gewehrkolben eingeschlagen, die Nazis schossen in einen Kleiderschrank. Das jüdische Ehepaar Scheer war zum Glück nicht da, Herr Kohn, ein Gast oder Nachbar, der im Haus weilte, konnte sich zum Glück vor den Angreifern retten.
Die „Bierhalle“ an der Lothringerstraße 10 war ein Treffpunkt des antifaschistischen Widerstands. Ein Mitglied, Anne Bauer, hat Hermann Wilhelm noch persönlich kennengelernt. Sie verteilte während der NS-Zeit Flugblätter gegen die Diktatur. Diese hatte sie in einer Einkaufstasche unter Marmeladengläsern versteckt. Eines Tages wurde sie von der Gestapo verhaftet. Sie kam in das Frauengefängnis Aichach, später ins KZ.
Die jüdische Familie Grünspann betrieb ein Zigarettengeschäft an der Pariser Straße 2. Aus einer Zeugenaussage geht hervor, dass die Ladenbesitzer schon vor dem Putsch im November 1923 mehrfach angepöbelt worden waren. In der Putschnacht selbst – die Grünspanns waren zum Glück nicht da – traten SA-Männer von außen gegen die Ladentür und ein Fenster. Dann drangen sie in Geschäft und Wohnung ein, schossen im Schlafzimmer um sich. Die Nachbarn hatten angeblich nichts bemerkt.
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